„Kleine Angst ist da“: Solinger Attentat wühlt Essener auf

Essen. Nach dem Messer-Attentat von Solingen ist die Betroffenheit auch in Essen zu spüren. Wir lassen Innenstadt-Besucher zu Wort kommen.

Das Messer-Attentat von Solingen, bei dem drei Menschen starben und acht weitere schwer verletzt wurden, wühlt auch die Menschen in Essen auf. Wir haben in der City mit einigen über ihre Gedanken und Gefühle nach dem Anschlag gesprochen.

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Walburga Karpinski (70): „Mein Mitleid gilt den Menschen, die das erleiden musste. Ich habe seit längerer Zeit schon Angst, nach draußen zu gehen, weil die allgemeine Situation sich sehr stark verschlechtert hat. Ab einem gewissen Alter ist sowieso eine kleine Angst da. Wenn ich in den Medien von Vorfällen höre, verstärkt sich meine Angst noch mehr. Im Dunkeln gehe ich nicht mehr nach draußen. Von großen Menschenmengen halte ich mich fern. “

Essen: Straßenumfrage Innenstadt zum Thema Solingen — Walburga Karpinski über das Solinger Attentat: „Im Dunkeln gehe ich nicht raus.“ © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Johanna Morzuch (22): „Ich empfinde die aktuelle Lage als sehr schwierig. Die zunehmende Spaltung und der Hass in unserer Gesellschaft, der immer mehr zum Vordergrund scheint, belastet mich persönlich mehr als die Furcht vor Messerangriffen. Ich halte es für sehr bedenklich, dass die Nationalität der Täter so stark in den Vordergrund gerückt wird und in den Medien sehr thematisiert wird. Die Richtung, in die sich Deutschland bewegt, halte ich für sehr schwierig. Alle Menschen sollten in Sicherheit leben, auch die, die nicht hier herkommen.“

Lore Cleven (67): „Ich bin sehr mitgenommen von der Tat. Ich gehe oft in die Stadt. Angst verspüre ich zwar nicht, dennoch achte ich verstärkt auf meine Umgebung. Ein Stadtteilfest würde ich nach wie vor besuchen, jedoch ist man mittlerweile etwas vorsichtiger und man schaut sich mehr um. Wir müssen mit diesen Leuten leben, die Welt verändert sich und wir müssen mehr aufpassen. Es sind Ausnahmen, nicht alle Leute sind so. Ich habe festgestellt, dass ganz viele sehr nett sind. Mein Mann hat eine Behinderung und wenn wir mit der Straßenbahn unterwegs sind, dann sind es oftmals eher die aus den anderen Ländern, die ihre Hilfe anbieten.“

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Leon Krasniqi: „Ich habe keine Ängste, an bestimmten Festen teilzunehmen. Wenn man von solchen Ereignissen hört, kann einem das schon Angst machen. Bei mir bleibt die Angst jedoch in einem begrenzten Rahmen.“

Reinhard Fischer ist in Solingen aufgewachsen. Er lebt und arbeitet dort heute noch. Ihn erschüttert die Tat sehr, berichtet er uns im Gespräch in der Essener Innenstadt: „Als ich am Samstag davon erfahren habe, habe ich erstmal einen Schock bekommen. Meine Güte, 650 Jahre Solingen und dann macht einer alles wieder kaputt. Da macht man sich schon Gedanken. Die Angst läuft mit, man dreht sich um, gerade abends. Man ist nicht mehr sicher und die Politik hat in diesem Sinne versagt. Die haben alle reingelassen und es gibt unter den Deutschen Gewalttäter und unter den Ausländern, man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Es muss etwas gemacht werden.“

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