Berlin. Nach 33 Jahren mit Brille entscheidet sich unsere Autorin für eine Laser-OP. Hier berichtet sie, was bei dem Eingriff zu beachten ist.
Meine Freundinnen und Kolleginnen sind sich einig: „Operation am Auge? Würde ich nie machen!“ Aber ich, sonst manchmal ein Schisser, bin in den Tagen vor dem Lasertermin die Ruhe selbst. Vermutlich habe ich einfach zu viel mitgemacht mit meinen Augen. Ich erinnere mich an meine Scham, als eine Ärztin alle Kinder der Grundschulklasse testete – und ich als Einzige die Zahlen an der Tafel nicht lesen konnte: Ich bekam meine erste Brille.
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In der Pubertät wünschte ich mir so sehnlich ein Leben ohne das Ding, dass mir meine Mutter für viel Geld harte Kontaktlinsen anpassen ließ. Endlich konnte ich ohne beschlagene Gläser Sport machen und meine Augen betonen – aber dafür rutschten regelmäßig Fussel unter die Linsen, was schrecklich unangenehm war. Spontan irgendwo übernachten? Nicht ohne mein Kontaktlinsenmittel.
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In der Studienzeit benutzte ich einmal das falsche und lief danach eine Woche mit hamsterroten Augen und der verhassten Brille herum. „Aber die steht dir doch so gut!“, hörte ich oft. Vielleicht. Aber mit mittlerweile –4,5 Dioptrien schrumpft sie meine Augen optisch. Und ich bin es nach 33 Jahren unendlich leid, meine Umgebung nur mit Hilfsmitteln erkennen zu können. Morgens nach dem Aufwachen die Blätter des Baumes vor dem Schlafzimmerfenster scharf sehen: Das ist der große Wunsch, der mich schließlich in die Augenklinik der Münchner LMU führt.
Augen-Laser-OP: Diese Risiken bringt die Operation mit sich
Doch vor der Operation werden einen halben Tag lang Tests gemacht: Erst muss geklärt werden, ob die Voraussetzungen für einen Eingriff gegeben sind – und mit welchem Verfahren es die beste Aussicht auf Erfolg gibt. Also verbringe ich den Vormittag eines sonnigen Frühlingstags unter schwarzen Tüchern, während grüne Lichter meine Augen abtasten. „Das sieht gut aus“, sagt Professor Wolfgang Mayer wenig später in seinem Behandlungsraum.
Meine Hornhaut ist dick genug, sodass wir zur minimalinvasivsten Laser-OP greifen können: Bei der Smile-Methode, zeigt mir Professor Mayer an einer Abbildung, wird nur ein kleiner Schnitt entlang der Hornhaut gemacht, durch den ein vom Laser abgetragenes inneres Hornhautstück, das Lentikel, herausgezogen wird. Kann ich dabei blind werden? „Es besteht bei jeder Operation ein geringes Risiko für Komplikationen“, erklärt mir der Arzt. „Aber Erblinden ist praktisch ausgeschlossen. Wir sind weit entfernt vom Sehnerv und der Netzhaut.“ Das ist alles, was ich wissen muss. Ich bin bereit. Von jetzt an habe ich zwei Wochen Kontaktlinsenverbot, damit der Augapfel am Tag des Eingriffs unverformt ist.
Laser am Auge: Das passiert während der Operation
Zwei Tage vor dem Termin wird die Sehstärke noch mal nachgemessen, damit der Laser die Hornhaut auf die Nachkommastelle genau abträgt. Ich zähle die letzten Tage mit Brille. „Die können Sie jetzt in den Spind legen“, sagt eine freundliche Schwester an einem frühen Mittwochmorgen. „Tschüss, Brille“, flüstere ich feierlich. Dann tappe ich mit schlechter Sicht und Papiermontur über der Straßenkleidung der Schwester hinterher. Eine Ärztin tropft mir Betäubungsmittel in die Augen: Nach einigen Minuten fühlen sie sich an wie zwei taube Flummis. Etwas unangenehmer finde ich es, auf einer Liege unter das Lasergerät gekurvt zu werden: Auf Karussells wird mir schwindelig!
Mit dem Kopf liege ich jetzt unter einem Plastikbogen, der an ein CT-Gerät erinnert; Professor Mayer und die OP-Crew haben am Kopfende Platz genommen. Mein Gesicht und das linke Auge werden mit einem sterilen Tuch abgedeckt, das rechte mit einer Klammer offen gehalten. Abgesehen davon, dass ich nicht zwinkern kann, ist das kein bisschen unangenehm. Genauso wenig wie das Aufsetzen einer Linse für den Eingriff. Ich werde instruiert, möglichst ruhig geradeaus zu schauen.
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Dann senkt sich der Laser herunter, ich sehe jetzt eine dunkle Röhre mit einem hellen Licht in der Mitte. „Immer dorthin gucken“, erinnert mich Mayer. „Sind Sie bereit?“ Eine Computerstimme vermeldet die Aktivierung des Strahls und zählt dann, begleitet vom Professor und seinem Team, die Sekunden herunter: „25, 20, 15, 10, 5“, fertig. Der Laser surrt zurück, ich fühle ein weiches Wischen über meinen Augapfel. „Das sieht super aus“, murmelt Professor Mayer ein beruhigendes Mantra, „läuft alles nach Plan.“ Dann ist das andere Auge dran.
Zehn Minuten später sitze ich mit Goggles auf den Augen an einem Tischchen vor dem OP-Saal, vor mir ein Glas Wasser. Ich schaue auf die Uhr: Wahnsinn, ich bin erst vor einer Stunde in die Klinik gekommen und schon fertig. Ich stutze. Moment mal: Ich kann die Uhrzeit erkennen? Das wäre bis heute morgen nicht möglich gewesen ohne Sehhilfe. Mir steigen Tränen in die Augen.
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Nach der Laser-Operation: „Das Glücksgefühl hält an“
Das Glücksgefühl hält auch an, als zu Hause die Betäubung nachlässt. Jetzt fühlt sich die Augenoberfläche etwas gereizt und trocken an, ich muss regelmäßig antibiotische und befeuchtende Tropfen benutzen. Aber es gibt Schlimmeres, als mal einen Nachmittag mit geschlossenen Augen Hörbücher auf der Couch zu hören.
Am nächsten Morgen habe ich die erste Kontrolle in der Klinik – und auf dem rechten Auge schon 80 Prozent Scharfsicht. Nur im Nahbereich muss ich mich umstellen: In den ersten ein, zwei Wochen fällt es mir noch schwer, Texte auf Computer und Handy zu lesen; Bücher gehen deutlich besser. Ich stelle einfach eine Weile alles auf Extragroß.
In drei Monaten gehe ich wieder zur Kontrolle in die Klinik. Falls ich noch nicht perfekt sehe, könnte auch noch mal nachjustiert werden. Aber ich glaube, das wird nicht nötig sein: Wenn ich morgens aufwache, erkenne ich jedes Blatt am Baum.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift „Donna“, die wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört.