Washington. Bei Donald Trump sehen 42 Prozent der Amerikaner ein veritables Altersproblem. Joe Biden schneidet deutlich schlechter ab.
In Amerika bahnt sich bei der Präsidentschaftswahl im November ein Duell der Gerontokraten an. Amtsinhaber Joe Biden (81) und sein Herausforderer Donald Trump (77) erwecken allein durch ihr Geburtsdatum bei einer großen Mehrheit der Amerikaner Argwohn und Ablehnung. Wobei die Befürchtungen, einer der beiden Aspiranten auf die Amtsperiode 2025 bis 2029 könne den Strapazen physisch und mental nicht mehr gewachsen sein, ungleich verteilt sind. Bei Trump sehen „nur” 42 Prozent ein veritables Altersproblem. Bei Biden sind es 73 Prozent. Wer ist fitter? Wir haben nachgeschaut:
Joe Biden:
Der letzte Gesundheitscheck des Amtsinhabers vor der Wahl am 5. November 2024 ist detailliert ausgefallen: Joe Biden raucht nicht, trinkt keinen Alkohol, macht fünf Mal die Woche Ausdauer- und Kraftübungen, ist 1,83 Meter groß und 81 Kilogramm schwer. Er fährt aktiv Rad. Blutdruck normal: 132 zu 78. Seine Wirbelsäule ist altersbedingt verschlissen, darum der etwas steife Gang.
Neben Wehwehchen an der Hüfte und am Fuß hat der Präsident eine Reflux-Krankheit, daher das häufige Husten und Räuspern. Wegen Schlafapnoe trägt er nachts eine Atemmaske. Ein altes Herzklappen-Problem hat sich nicht verschlechtert. Neurologisch ist Biden unauffällig. Keine Anzeichen für Parkinson, Schlaganfall oder Tremor. Fazit seines Leibarztes Kevin O’Connor: „Präsident Biden ist ein gesunder, aktiver, robuster 81-jähriger Mann, der nach wie vor in der Lage ist, die Aufgaben der Präsidentschaft erfolgreich zu erfüllen.” Die im Militärkrankenhaus Walter Reed entstandenen Untersuchungsergebnisse seien nahezu identisch mit den Vorjahren. Soweit das Physische.
Mehr Diskussionsstoff löst die mentale Verfassung des ältesten Präsidenten in der Geschichte der USA aus, der am Ende einer zweiten Amtszeit 86 Jahre alt wäre. Biden war schon immer für Versprecher gut. Aus der Jugend sind kleine Restbestände von Stottern geblieben. Auf öffentlicher Bühne wirkte Biden zuletzt mehrfach etwas orientierungslos.
USA: Pannen werden über Social Media verbreitet – Image des überforderten Mannes verfestigt sich
Hält er sich bei Reden nicht an den Teleprompter, werden schon mal lebende mit toten Regierungschefs (Mitterand, Kohl etc.) verwechselt und Zahlenbeispiele gebracht, die nicht aufgehen. Jede noch so kleine Panne wird über soziale Medien millionenfach verbreitet. So verfestigt sich für viele das Image eines altersbedingt überforderten Mannes. Szenen von Fahrradstürzen oder Rednerpodien tragen zusätzlich dazu bei.
Dass Biden als „Aktenfresser” bekannt ist, der seinem Stab 10- bis 12-Stunden-Tage abverlangt, geht unter. Verstärkt wurden die Vorbehalte, als ein vom Justizministerium eingesetzter Sonderstaatsanwalt Biden kürzlich herablassend als „älteren, sympathischen Herrn mit schlechtem Gedächtnis” bezeichnete und Zweifel an den kognitiven Fähigkeiten des Commander-in-Chief übte.
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Um sie zu zerstreuen, will das Weiße Haus Biden demnächst häufiger ohne Choreografie öffentlich auftreten lassen. Einen Vorgeschmack gab es just in der TV-Talkshow von Seth Meyers. Dort wurde Biden natürlich auf sein Alter angesprochen. Er sagte, er sei okay. Zu Trump fiel ihm dieser Seitenhieb ein: „Er ist ungefähr so alt wie ich, aber er kann sich den Namen seiner Frau nicht merken.” Hintergrund: Trump hat bei einer Kundgebung statt Melanie Mercedes gesagt.
Donald Trump:
Ronny Jackson, sein erster Leibarzt im Weißen Haus, sagte einmal, Donald Trump könne 200 Jahre alt werden, wenn er sich gesünder ernähren würde. Heißt: weniger Fast Food von McDonald‘s über Pizza bis hin zu Kentucky Fried Chicken. Damals, 2018 war das, wog Trump bei einer Körpergröße um 1,90 Meter rund 109 Kilogramm. Sein Body-Mass-Index lag bei 30,4 – also adipös.
Jacksons Appelle für mehr Sport und weniger Junk-Essen fruchteten wenig. Ein Jahr später wog Trump nach offiziellem Bulletin 110,2 Kilo. Wobei alle Eckdaten wie etwa der Herzkreislauf altersadäquat gewesen sein sollen, Blutdruck 122 zu 74, Ruhepuls bei 70.
Jacksons Nachfolger Sean Conley stimmte als Physician to the President in die Bestandsaufnahme ein, ohne wirklich jemals konkret zu werden. Trump sei in puncto Herz-Kreislauf leistungsfähig und gesund, sagte er fortwährend. Trotzdem musste Trump 2020 wegen Corona kurzzeitig stationär im Militärkrankenhaus Walter Reed bei Washington auch mit Sauerstoff behandelt werden.
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Damals erinnert man sich an die Lobeshymne, die Trumps Hausarzt Harold Bornstein vor der Wahl 2016 anstimmte. Der Gastroenterologe sagte: „Sollte Mr. Trump gewählt werden, kann ich unmissverständlich sagen, wird er die gesündeste Person sein, die jemals zum Präsidenten gewählt wurde.” Jahre später räumte Bornstein ein, dass Trump ihm die blumigen Sätze („exzellente Laborergebnisse”) in den Block diktiert hat.
In welchem physischen Allgemeinzustand Trump derzeit ist, weiß die Öffentlichkeit nicht. Trump ist Privatperson und veröffentlicht keine Bulletins. Dagegen kursiert die Behauptung, er habe auf Drängen von Ex-First Lady Melania Trump ernährungstechnisch umgestellt und so rund 13 Kilogramm abgespeckt.
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USA: Ärzte sehen bei Trump Anzeichen von Demenz
Geistig zehrt Trump immer noch von einem vor Jahren absolvierten Früherkennungstest für Demenz. Dabei muss der Patient nach einem standardisierten Verfahren (Montreal) etwa gezeichnete Tiere wie einen Löwen oder ein Nashorn unterscheiden oder einen Würfel nachzeichnen. Trump sagt, er habe den Test mit Bestnote abgeschlossen („I aced it”). Unabhängig einsehbare Belege dafür gibt es nicht. An der Aussage wurde zuletzt häufiger gezweifelt, weil Trump bei diversen öffentlichen Auftritten gehäuft Personen verwechselte (Orbán mit Erdoğan, Biden mit Obama), falsche Bezüge herstellte, Artikulationsschwierigkeiten offenbarte und den roten Faden bei seinen Ausführungen verlor. Fachärzte wagten gegen die üblichen Usancen Ferndiagnosen. Danach gebe es Anzeichen von Demenz. Trump weist das brüsk von sich.