Menden. Das automatisierte Bußgeldverfahren bei Knöllchen lahmt nach der Cyber-Attacke auf das Mendener Rathaus. Ein Freibrief ist das nicht.

Nach der Cyber-Attacke auf den IT-Dienstleister der Stadt Menden ist auch das internetbasierte Knöllchen-Abrechnungssystem gestört. Doch ein Freibrief für Falschparker sei das noch lange nicht, warnt Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt. Tatsächlich sei das übliche automatisierte Fachverfahren im Rathaus mit dem Angriff auf die EDV zwar ausgefallen. Doch im Amt weiß man sich offenbar zu helfen, zum Leidwesen all derer, die jetzt von der großen Parkfreiheit träumen.

Noch ist unklar: Unbearbeitete Knöllchen in der Warteschlange oder futsch?

Mendener Politessen dokumentieren Parkverstöße normalerweise per Handy und leiten sie dann an ein automatisiertes EDV-Fachverfahren weiter. Die Aufnahme der Verstöße geschieht laut Schmidt und Hünnies weiterhin, aktuell sei jedoch unklar, ob diese Daten zur Verarbeitung in einer Warteschlange landen oder schlicht verloren gehen. Im letzteren Fall hätten die Parksünder in Menden tatsächlich Glück. Ansonsten dürften sie bei einem wieder funktionierenden System noch unliebsame Weihnachtspost im Briefkasten vorfinden. Falschparken wird damit zum Glücksspiel, das man auch verlieren kann.

Mendener Ordnungsamt baut jetzt ein manuelle Bußgeld-Bearbeitung auf

Das Mendener Ordnungsamt will unterdessen nicht nur auf eine womöglich bald wieder laufende EDV warten. Manuela Schmidt und Sabrina Hünnies sind mit ihrem Team auch dabei, eine manuelle Knöllchen-Bearbeitung aufzubauen. Zudem, das stellen beide klar, werde das Ordnungsamt bei schwerwiegenden Verstößen wie dem Zuparken von Rettungswegen „nicht zögern, Fahrzeuge abschleppen zu lassen“. Und: Die Mendener Polizei werde in der Phase der eingeschränkten Verfügbarkeit des städtischen Fachverfahrens ein besonders waches Auge auf mögliche Parkverstöße im Stadtgebiet halten.

Jetzt ein Neuanfang im Gleichschritt mit Nachbarstädten

Für Schmidt und Hünnies kommt es jetzt auch darauf an, im Gleichschritt mit den ebenfalls vom Hackerangriff betroffenen Nachbarstädten zu marschieren. Das gelte auch für das Knowhow bei der manuellen Bearbeitung der Bußgelder. „Wir sprechen uns ab und unterstützen uns gegenseitig, denn wir haben da ja alle dieselben Probleme.“ Bekanntlich hat der Angriff auf die „Südwestfalen IT“ nicht weniger als 72 Städte und Gemeinden getroffen, die allesamt die SIT als Dienstleister hatten. Mittlerweile gibt es daran viel Kritik: Der Angriff auf ein Netz dürfe nicht so viele Kommunen in den virtuellen Abgrund reißen, hier hätte die SIT durch Diversifizierung vorbauen müssen, heißt es aus der Mendener Politik. Schwachpunkte wie diese gelte es mit dieser Krise anzugehen.

Appell an Vernunft und Rücksichtnahme: „Es geht nicht ums Geld“

Auch Manuela Schmidt und Sabrina Hünnies können noch nicht sagen, wann die EDV-Misere für Menden und die 71 anderen Kommunen beendet ist. Dass sie sich dennoch so vehement gegen das Falschparken in Menden einsetzen, das ist, wie beide ausdrücklich betonen, keine Frage der Bußgeld-Einnahmen erster Linie gehe es um Verkehrssicherheit und Gefahrenabwehr, wenn etwa die Mendener Feuerwehr wegen Falschparkern nicht mehr zu einem Einsatzort kommt. „Es geht bei alledem ja immer auch um gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Manuela Schmidt. So sei das Besetzen eines Kurzzeit-Parkplatzes über den ganzen Tag für den Fahrer womöglich bequem. Zugleich blockiert man damit andere Bürgerinnen und Bürger, die ihrerseits dringende Angelegenheiten in der Stadtmitte oder im Ortskern von Lendringsen erledigen wollen.