Osnabrück. Eine Thermographie zeigt Hausbesitzern die schwach isolierten Stellen, an denen bei niedrigen Temperaturen die meiste Wärme entweicht. Eine Nachbesserung sorgt für höhere Energieeffizienz und damit geringere Heizkosten. Allerdings sind die Wärmebilder für Laien nur schwierig zu interpretieren.
Mit dem Beginn der Heizperiode startet auch die Saison für Thermographie. Denn Wärmebilder von Häusern gelingen am besten, wenn der Temperaturunterschied zwischen den Innenräumen und der Umgebung 10 bis 15 Grad beträgt. Ein bedeckter Herbst- oder Wintermorgen ist der ideale Zeitpunkt, um mit den Aufnahmen Wärmeverluste zu erkennen.
"Allerdings ist auch unter optimalen Witterungsbedingungen im Herbst und Winter nicht jede Thermographieaktion sinnvoll", warnt Andreas Skrypietz von der Kampagne "Haus sanieren - profitieren" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Vorsicht ist bei kostengünstigen Angeboten angebracht, bei denen lediglich Außenaufnahmen gemacht werden. Sie eignen sich für den Bilderrahmen, sind aber keine Grundlage für ein energetisches Sanierungskonzept.
Zertifikat sicher professionelles Arbeiten
"Da Thermographie-Kameras viel preisgünstiger geworden sind als früher, kommen immer mehr Anbieter auf den Markt, die ihr Fach nicht beherrschen", hat Jürgen Friedrichs vom Bauherren-Schutzbund in Berlin beobachtet. Aber man braucht schon Spezialkenntnisse und Erfahrung, um die Kamera richtig einzustellen. Wer sicher gehen will, dass die Firma professionell arbeitet, sollte auf zertifizierte Thermographen zurückgreifen. Eine Liste gibt es zum Beispiel vom Bundesverband für Angewandte Thermografie.
Thermographische Aufnahmen sind immer dann angebracht, wenn sich Bauschäden mit herkömmlichen Mitteln nicht verifizieren lassen. "Wenn zum Beispiel eine Wand immer kalt bleibt, obwohl genügend geheizt wird, kann man damit die Ursachen erkennen", sagt Skrypietz. Wenn eine Sanierung ansteht, halten Wärmebilder den Ausgangszustand fest.
Deutung der Wärmebilder ist schwierig
Die Wärmebildkamera erkennt unterschiedliche Oberflächentemperaturen am Gebäude. "Bei Außenaufnahmen erscheinen warme und heiße Zonen in Gelb- und Rottönen, kühle Stellen in blau bis schwarz", erklärt Skrypietz. "Innenaufnahmen zeigen Energielecks als blaue bis schwarze Zonen." Anhand der Verteilung der Temperatur entdecken Fachleute Problemstellen an Häusern wie Wärmebrücken. "Sie entstehen, wenn etwa die Dämmung vom Dach an die Außenwand nicht lückenlos anschließt."
Für den Laien ist es nicht einfach, die Wärmebilder richtig zu deuten. "Viele Hausbesitzer bekommen einen Schreck, wenn die Außenaufnahmen von ihrem Haus ein rotglühendes Gebäude zeigen, aus dem die Energie förmlich herausdampft", sagt Matthias Horn vom Bundesverband für Angewandte Thermographie. Dabei kann es sich um eine schlecht skalierte Aufnahme handeln.
Beispiel für Fehlinterpretation: Das Dach
"Zu falschen Ergebnissen führt die Thermographie zum Beispiel dann, wenn eine Fassade aufgenommen wird, nachdem den ganzen Tag die Sonne darauf geschienen hat", erklärt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren. "Dann werden die Bilder bei der Außenthermographie tiefrot, weil die Fassade die Sonnenwärme vom Tag noch gespeichert hat. Die Fassade selbst kann also völlig in Ordnung sein."
Ein anderes klassisches Beispiel für eine Fehlinterpretation ist das Dach. "Durch die mit Kaltluft hinterlüfteten und die lose eingehängten Dachziegel zeigen die Außenaufnahmen oft eine durchgehend blaue Dachfläche", erläutert Horn. Die Besitzer denken, ihr Dach sei gut gedämmt. "Erst die Innenaufnahmen bringen die Schwachstellen ans Licht. Sie befinden sich häufig an Fensterecken und Gauben." Ein fachkundiges Urteil ist folglich nur möglich, wenn die Aufnahmen das Gebäude von außen und von innen erfassen. (dpa)