Düsseldorf. Die Menschen werden immer älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt stetig. Doch bislang gibt es in Deutschland nur rund 500.000 Wohnungen, die mehr oder weniger auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet sind. Der Sozialverband VdK fordert daher, die Zahl altersgerechter Wohnungen drastisch zu erhöhen.

Angesichts der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen werden nach Einschätzung des Sozialverbands VdK in Nordrhein-Westfalen viel mehr barrierefreie Wohnungen gebraucht. Von rund 40 Millionen Wohnungen in Deutschland seien derzeit nur 400.000 bis 500.000 barrierearm, sagte VdK-Landesgeschäftsführer Thomas Zander am Dienstag in Düsseldorf. Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW würden aber schon mehr als eine halbe Million rollstuhlgerechte Wohnungen gebraucht.

Veranschlage man eine Summe von knapp 16.000 Euro für den behindertengerechten Umbau einer Wohnung, so komme man schon in NRW auf ein Investitionsvolumen von mehr als acht Milliarden Euro, sagte Zander. Zwar gebe es günstige Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit einprozentiger Verzinsung für den Umbau. Jedoch sei es gerade für Senioren mit einer geringen Rente schwierig, über die Hausbank an diese Kredite zu kommen.

Rund 70 Prozent Doppelzimmer in Pflegeheimen

Während in den Ballungszentren wie Köln, Düsseldorf, Bonn, Aachen oder Münster bezahlbare barrierearme Wohnungen schwer zu finden seien, hätten alte Menschen im ländlichen Raum noch andere Probleme, sagte Zander. Gerade auf dem Land hätten viele Menschen, die jetzt 70 Jahre und älter seien, Häuser gebaut, um im Alter mietfrei leben zu können. Viele von ihnen würden aber jetzt gern seniorengerecht zur Miete wohnen, doch gebe es zu wenig altersgerechten Wohnraum. Auch seien die Hausärzteversorgung auf dem Land und die öffentliche Verkehrsanbindung häufig schlechter, so dass manche Regionen "nicht geeignet für den Verbleib im Alter" seien.

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Der VdK forderte die rot-grüne Koalition in NRW auf, das seit Monaten verzögerte Landespflegegesetz endlich im Herbst zu verabschieden. Darin werde auch das Recht auf Einzelzimmer in Pflegeheimen ab 2018 festgeschrieben. Auch müsse es in jedem Pflegeheim ein "Krisenzimmer" geben, in das beispielsweise Demenzkranke zur Beruhigung untergebracht werden könnten oder in dem alte Menschen würdevoll in privater Atmosphäre sterben könnten. Derzeit seien rund 70 Prozent der Räume in Alten- und Pflegeheimen Doppelzimmer und rund 30 Prozent Einzelzimmer.

NRW droht erheblicher Mangel an Pflegepersonal

Kritik übte der VdK an dem von der großen Koalition in Berlin geplanten Vorsorgefonds in der Pflegeversicherung, der zusammen mit der Pflegereform eingeführt werden soll. Von 2015 bis 2033 sollen mehr als 1,2 Milliarden Euro pro Jahr angespart werden. Mit dem Geld sollen für die Versicherten ab 2034 große Beitragsanhebungen verhindert werden. Durch den Fonds gingen aber jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro für dringend notwendige Leistungsverbesserungen in der Pflege verloren, sagte der Vorsitzende des VdK-Landesverbands, Karl-Heinz Fries.

Außerdem drohe in NRW ein erheblicher Mangel an Pflegepersonal: Einer Studie zufolge werde die Lücke bei einer Steigerung der Zahl der Pflegebedürftigen um 41 Prozent bis 2030 auf fast 100.000 Pflegekräfte anwachsen. (dpa)