Hannover. Spätestens wenn die Kinder aus dem Haus sind, sollten sich Mieter Gedanken über das Wohnen im Alter machen. Denn viele Verbraucher bemerken zu spät, dass ihre Wohnung oder ihr Haus nicht altersgerecht ist. Der Trend geht dahin, das Menschen im Alter in ihren Wohnungen bleiben wollen. Ein Interview.
Wann sollte man erstmals über das Wohnen im Alter nachdenken?
Hodler: Spätestens wenn die Kinder aus dem Haus sind mit 50 bis 60 Jahren. Man braucht Zeit, um alles vorzubereiten und baulich zu realisieren. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten am Ende in ihrer angestammten Wohnung bleiben.
Gibt es Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern?
Hodler: Eigentümer müssen sich Gedanken machen, wie zukunftsfähig ihr Haus ist. Für sie selbst oder für andere, denn auch bei einem Verkauf gehören ältere Menschen zur Zielgruppe. Mieter können sich etwas mehr Zeit lassen und müssen dann mit ihren Vermietern in Verhandlungen gehen. Die Erfahrungen zeigen, dass auch Mieter gerne in ihren vertrauten Wohnungen bleiben möchten.
Hat der Gesetzgeber inzwischen genug Regeln für altersgerechte Bauten getroffen?
Hodler: Ganz marginal. Für größere Mehrfamilienhäuser gibt es die DIN-Norm für barrierefreies Bauen. Leider sind viele Ausnahmen möglich.
Was sind die wichtigsten Merkmale altersgerechten Bauens?
Hodler: Das ist die schwellenlose Erreichbarkeit, also Aufzüge bei mehrgeschossigen Gebäuden, und in Badezimmern sind es die bodengleichen Duschen.
Sind Trends erkennbar beim Wohnwunsch im Alter?
Hodler: Die Menschen wollen so leben, wie sie immer schon gelebt haben. Im Alter wird aber oft Barrierefreiheit benötigt, was viele Menschen unterschätzen. Gemeinschaftliche Wohnformen realisieren bislang die wenigsten, auch weil es in der Regel kompliziert und langwierig ist. Hier und beim barrierefreien Bauen wird dringend Unterstützung benötigt.
Haben Politiker und Verwaltung die Bedeutung des Themas ausreichend erkannt?
Hodler: Bei den Kommunen ist das Thema sehr gut angekommen. Sie haben ein großes Problembewusstsein und sehen, dass sie etwas tun müssen, vor allem weil sie unter den Soziallasten für die Heimbewohner zu ersticken drohen. Die Kommunen haben aber zu wenig Geld, um Wohnberatung anzubieten oder neue Wohnformen zu initiieren. Auf Länderebene ist es sehr unterschiedlich. Einige haben das Problem gut erkannt, andere nicht. (dpa)