Essen. Rückschlag für die Mietpreisbremse - die von der großen Koalition geplante gesetzliche Regelung zur örtlichen Miethöhe stößt bei Wirtschaftsexperten und Maklern weitgehend auf Ablehnung. Als Hauptgrund wird der Rückgang von Neubau-Projekten und Modernisierungen angeführt.
Auf dem Weg zur geplanten Mietpreisbremse erhalten Union und SPD kräftig Gegenwind aus berufenem Munde. Nach der Eigentümer-Vertretung Haus & Grund, den Wirtschaftsweisen und verschiedenen anderen Wirtschaftsgrößen spricht sich auch eine große Mehrheit der Makler gegen die Möglichkeiten, örtliche Begrenzung von Mieterhöhungen und Miethöhe bei Neuvermietung vorzunehmen, aus.
72 Prozent Ablehnung ergab eine Umfrage des Immobilienportals immowelt.de. Die Prognosen der Kritiker ähneln sich: Sie sind davon überzeugt, dass eine Einführung der umstrittenen Neuregelung dazu führt, dass gerade in den angespannten Wohnungsmärkten kaum noch Neubau stattfindet, weil Investoren abgeschreckt werden - was im Umkehrschluss wieder zu steigenden Mieten führen würde.
Überhöhte Abschläge bei Einzug
Eine Mehrheit der befragten Makler rechnet auch für den Bestand mit Verschlechterungen: 58 Prozent glauben, dass die Qualität von Mietwohnungen dort auf Sicht sinken wird, wo die Mietpreisbremse zum Einsatz kommt, da sich dort Modernisierungen und Sanierungen häufig nicht mehr lohnen würden. Die Immobilienprofis (55 Prozent) gehen zudem davon aus, dass einige Vermieter die Miete vor Einführung der Mietpreisbremse erhöhen werden - und das möglicherweise auch dort, wo später gar keine Mietpreisbremse eingesetzt wird.
Viele Vermieter würden auch andere Schlupflöcher finden, um auf ihre Kosten zu kommen. 39 Prozent der Fachleute befürchten einen sogenannten "grauen Markt" - Vermieter könnten beispielsweise versucht sein, bei Einzug überhöhte Abschläge für Einbauküchen oder Bodenbeläge zu fordern.
Geringverdiener bleiben benachteiligt
Besonders alarmierend ist aber eine andere Zahl: Nur etwas mehr als jeder achte Immobilienprofi glaubt, dass durch eine Einführung der Deckelung die Preisanstiege merklich gebremst würden oder für Mieter mehr Sicherheit im Hinblick auf die Entwicklung der Mieten herrsche.
Vertreter von Haus & Grund geben auch zu bedenken, dass erstens Gutverdiener in Luxusdomizilen bei einer Mietpreisbremse profitieren würden, wenn sie für ihr Penthouse statt 1300 nur noch 800 Euro zahlen müssten. Die Chancen von Geringverdienern auf eine Wohnung erhöhe das zweitens ohnehin nicht. Denn im Zweifelsfall entschieden sich Vermieter dann aus der Schar der Bewerber doch wieder für den mit dem hohen Einkommen. (mab)