Duisburg. Wilde Grünflächen locken auch in NRW Guerilla-Gärtner an. In Duisburg haben sich Bürger dagegen ganz offen mit Spaten und Hacke bewaffnet. Zehn Hobbygärtner gehen gegen Schandflecke im innerstädtischen Kantpark vor. Die Stadt sieht das Engagement gern.
Flink balancieren Susanne Breidenbach und ihre beiden Mitstreiterinnen die schwer beladene Schubkarre die Bordsteine hoch und runter. Vorbei an parkenden Autos und Fußgängern mit fragenden Gesichtern. Mit ihren dreckverkrusteten Gummistiefeln und den schweren Wasserkanistern passen die Frauen nicht recht ins Stadtbild. Ihr Ziel: ein 90 Quadratmeter großer Garten im Duisburger Kantpark. Ihre Mission: zwei große Beete wieder schöner zu gestalten. Menschen in den Park zu locken. Und die Drogenszene vom nahen Spielplatz zu vertreiben. Zehn Hobby-Gärtner kümmern sich seit Ende vergangenen Jahres um die verwilderten Flächen.
Was in anderen Städten als Guerilla-Gärtnern im Verborgenen betrieben wird, findet in Duisburg offen und mitten am Tag statt. Ideengeberin Breidenbach lacht beim Wort Guerilla-Gardening nur. "Das müssten Sie hier mal ausprobieren. Da steht die Stadt sofort daneben und applaudiert." Dabei hat auch Breidenbach als heimliche Gärtnerin begonnen. Damals fing sie an, die Flächen rund um die Bäume in ihrer Straße zu bepflanzen. So wurde die Stadt auf sie aufmerksam.
Stadt hält ein Auge auf die Freizeitgärtner
Doch auf die Idee, die Bürger beim wilden Gärtnern zu bremsen, käme die Stadt nicht. Zwar hat die Verwaltung ein Auge auf die Arbeit der Freizeitgärtner. Doch in Zeiten leerer Kassen sage Duisburg nicht nein, wenn seine Bürger etwas verschönern wollten, erklärt Volker Heimann vom Amt für Umwelt und Grün. "Wir haben uns zu Beginn gefragt, was passiert, wenn es nicht klappt", erzählt er. "Aber schlimmer kann es doch eigentlich kaum noch werden".
Denn in den vergangenen Jahren sei der Etat für die Bewirtschaftung der Grünflächen um 50 Prozent gekürzt worden. Gerade einmal 75 Cent pro Quadratmeter gebe Duisburg dafür noch aus. Davon müssen die Bepflanzung, der Baumschnitt, der Winterdienst und die Säuberung bezahlt werden. Da muss Praktisches her. Für Schönes ist kein Geld da.
Taglilien, Sonnenblumen und Kerzenknöterich
Ganz anders sieht es auf dem Beet von Susanne Breidenbach aus. Hier blühen demnächst Taglilien, Sonnenblumen und Kerzenknöterich, umrahmt von einer duftenden Rosenhecke. Im Moment gucken erst wenige Zentimeter spärlichen Grüns aus der Erde. Hatice Demir, eine der Mitbegründerinnen der Initiative, buddelt eine neue Pflanze ein.
Dadurch, dass die Hobbygärtner das Projekt öffentlich durchziehen und es nicht im Verborgenen bleibt, sind auch neue Freundschaften entstanden. Breidenbach und Demir wohnen zwar in der selben Straße, kennengelernt haben sich die beiden aber erst über das Gärtnern. Kontakte knüpfen die Frauen über das Gärtnern leicht. Immer wieder bleiben Menschen neugierig stehen, stellen Fragen oder greifen direkt selbst zur Schüppe.
"Wer hier im Sommer vorbeikommt und denkt, dass das Beet mal wieder einen Schluck Wasser vertragen könnte, der soll einfach anfangen zu gießen", sagt Demir. Die Frauen freuen sich über helfende Hände, denn sie haben schon ein Auge auf das brachliegende Nachbarbeet geworfen. Darüber kann sich die Stadt dann wiederum freuen. (dpa)