Berlin. Die Sonne scheint, die Bienen summen - wer bleibt da schon gerne im Haus? Zumal sich die Gartenmöbel von der gemütlichen Einrichtung in Wohn- und Esszimmer gar nicht mehr unterscheiden. Auch die Küche im Freien erfreut sich immer mehr Beliebtheit.
Auf dem bunt gestreiften Teppich steht ein Tisch aus Teakholz, umringt von bequemen Lehnstühlen. Im Hintergrund hängt ein Gemälde, das einen Buddha mit ineinander ruhenden Händen zeigt. Was vor wenigen Jahren mit der Sofalandschaft für den Garten begonnen hat, setzt sich im Sommer fort: Der heimische Garten macht dem gemütlichen Wohnzimmer den Rang als Wohlfühloase streitig.
"Der Garten ist heute viel mehr als ein Ort für den Obst- und Gemüseanbau", sagt Karl Zwermann, Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (DGG) in Berlin. "Er ist Wohnraum im Freien und dient der Regeneration." Deswegen finden sich auf Balkon und Terrasse immer häufiger typische Möbel aus dem Innenbereich - wie Regale und Sideboards, Leuchten und kuschelige Kissen. Der Clou der Gartensaison 2013 sind jedoch witterungsbeständige Gemälde, die auf Keilrahmen gespannt die Laube oder Terrassenwand verschönern. Der niederländische Hersteller Peter Bosmann hat einen Klassiker im Sortiment - Buddha.
"Prinzipiell sind den Motiven keine Grenzen gesetzt", sagt Kathrin Münker von der jährlichen Freizeit- und Gartenmesse spoga+gafa in Köln. Vom Lavendelfeld über den Palmenstrand bis zum Tiermotiv ist erlaubt, was gefällt. Wer dann noch einen farbenfrohen Teppich unter seinem Holztisch ausbreitet, liegt absolut im Trend. Ein breites Sortiment UV- und witterungsbeständiger Exemplare hat beispielsweise der schwedische Hersteller Pappelina im Programm - bunt gestreift, gepunktet, kariert oder einfarbig.
Grenzen verschwimmen
Dass die Grenzen zwischen In- und Outdoor immer mehr verschwimmen, lässt sich nicht nur an den wohnlichen Accessoires, sondern zugleich an den Materialien erkennen. "Die Kissen- und Sofabezüge werden sich in Optik und Haptik kaum noch von den Interieurstoffen unterscheiden", prognostiziert Münker für diese Saison. Einige Hersteller greifen sogar zu Leder. Todus etwa verarbeitet für seinen Lehnstuhl "Alcedo" dreischichtiges italienisches Leder, das dank Nautikschutz witterungsbeständig ist.
Im Kommen sei nach einem leichten Markteinbruch im Jahr 2012 nun wieder das Holz. "Das ökologische Bewusstsein der Verbraucher wächst", erklärt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn. Insbesondere Teakholz finde wachsenden Absatz - jedoch nicht mehr als massives Möbel, sondern in aufgelockertem Design.
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Beispiele dafür sind der Tisch "Linear" und die dazu passenden Armlehnstühle von Barlow Tyrie, bei denen das hochwertige Holz in Leisten verarbeitet ist. Beim Kauf sollten Verbraucher nach den Prüfsiegeln FSC und PEFC Ausschau halten, empfiehlt Geismann. "Nur so kann man sicher sein, dass die Hölzer aus Plantagenanbau und nicht etwa aus Raubbau stammen."
Trendfarbe Blau
Neben Holz bestimme nach wie vor Kunststoff das Bild auf deutschen Balkonen und Terrassen. "Allerdings wird es nicht mehr in Form flächiger Stühle und Tische verarbeitet", berichtet Geismann. Der Hersteller Rausch setzt bei seiner Kollektion "Happy" auf ein feines Polyestergewebe.
Blau gilt als Trendfarbe der diesjährige Gartensaison. "Kombiniert wird die maritime Farbe im kommenden Sommer mit den Klassikern Beige, Braun und Weiß", sagt Messeexpertin Kathrin Münker. Akzente setzen Accessoires wie Kissen, Blumentöpfe, Gießkannen und Sonnensegel in knallig bunten Farben.
Ansonsten zeichnen sich die Möbel durch eine filigrane, fast schon zurückhaltende Formsprache aus. Statt ausladender Tische und breiter Liegen nehmen die Hersteller Möbel aus feinen Stäben und Sprossen ins Programm. "Luftige Schnürungen zeichnen außerdem die neuen Möbel aus", sagt Münker. "Die Bandbreite der filigranen Strukturen reicht dabei von Stäbchen- und Sprossenoptiken über textile Schnürungen und Netz-Look bis hin zu Metallgitterformen."
Die Rückkehr des Spaghetti-Stuhls
Dazu passend meldet sich 2013 ein alter Klassiker zurück: Der Spaghetti-Stuhl. Erhältlich ist er beispielsweise bei Skagerak unter dem Namen "Ocean". Kettler wartet mit einer Neuinterpretation des Klassikers auf. Bei dem Sessel "Carnaby" ist das Rundgeflecht nicht als parallele Schnürung, sondern in Karos angeordnet.
"Immer mehr Hersteller werden auch den kleinen Balkonen und Terrassen gerecht, deren Anzahl stetig steigt", sagt Geismann. 60 Prozent der Wohnungen in Deutschland haben mittlerweile einen Balkon, eine Terrasse oder Zugang zu einem Garten. Insbesondere platzsparende, leichte und stapelbare Möbel dominieren daher die Produktpalette. Ein Beispiel ist der Hocker "Pattern" von Emu, von dem sich bis zu zwölf Stück übereinanderstapeln lassen. Er ist zwar aus Stahl, wiegt aber gerade einmal 5,2 Kilogramm.
InnoGarden hat eine neue Form der Blumenampel auf den Markt gebracht: In den "Pot-Hanger", einem flachen, länglichen Kunststoffhalter, können zwei Blumentöpfe eingeklickt werden. Für längere Ampeln werden einfach mehrere Kübel miteinander verbunden.
Keter wartet mit einem innovativen 3-in-1-Möbel auf, das selbst auf dem kleinsten Balkon Platz findet. Die "Cool Bar" ist eine Kombination aus Kühlbox, Cocktail- und Beistelltisch. Besonders gut macht sich das Möbel bei Gartenpartys: Im Innern des runden Naturgeflechts bleiben dank der doppelwandigen Konstruktion die Getränke kühl, bei ausgezogenem Deckel dient es als Tablett für den Aperitif und geschlossen kann darauf das Grillgut abgestellt werden.
Die Küche im Freien
Speisen werden immer häufiger in der eigenen Outdoor-Küche zubereitet. Solche Küchen seien bei den Kunden beliebt, berichtet etwa Hans-Jürgen Herr, Geschäftsführer von Weber-Stephen Deutschland in Ingelheim am Rhein. Und die Geräte für draußen können immer mehr, sie haben Räucheranlagen, Drehspieße und natürlich Kochplatten.
Auch die Grills werden immer ausgefeilter - wie beispielsweise das Weber-Modell "Genesis E-330". Es bietet in Unterbodenschränken Lagerraum und hat Arbeitsplatten sowie extra Kocher, auf denen Soßen und Beilagen zubereitet werden. Aber auch der altbewährte Holzkohlegrill hat weiterhin seine Berechtigung. Ihn gibt es 2013 ganz im Trend häufig auch knallig bunt - "oder sogar in den Farben der Lieblingsfußballmannschaft", sagt Kathrin Münker. (dpa/tmn)