München. Die steigenden Preise für Strom, Öl und Gas verunsichern die Verbraucher immer mehr, viele Bürger wissen nicht, wie sie das Geld für die wachsenden Kosten aufbringen sollen. Durch einen Mix aus Anbieterwechsel, konsequentem Sparen und Preisvergleichen lassen sich die Ausgaben aber durchaus in den Griff bekommen.

Nie war Energie so teuer wie derzeit. Der Benzinpreis steuert auf zwei Euro pro Liter zu. Heizöl zog seit Jahresbeginn um sieben Prozent an. Gas wird zum Jahreswechsel zehn Prozent teurer.

Und im Januar drehen die Stromversorger auf breiter Front wieder kräftig an der Preisschraube - zum zwölften Mal in Folge, Millionen Menschen müssen dann schlimmstenfalls 19 Prozent mehr hinblättern. So mancher befürchtet, dass jetzt selbst die Weihnachtsbeleuchtung im Haus zum Luxusgut wird.

Bürger wissen nicht, wie sie Geld aufbringen sollen

Der Schock über den Teufelskreis aus immensen Nachzahlungen und horrenden Vorauszahlungen, über astronomische Tank- und Heizölrechnungen sitzt tief. Immer weniger Bürger wüssten, wie sie das Geld für die immer neuen Rekordausgaben noch aufbringen sollen, berichtet Roland Pause, Energieexperte der Verbraucherzentrale Sachsen, aus der täglichen Beratungspraxis.

2012 musste ein Musterhaushalt mit vier Personen fast 5.000 Euro Kosten für Sprit, Heizung und Strom schultern. Im Jahr 2000 waren es noch gut 2.700 Euro, etwa 82 Prozent weniger.

Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung nicht nötig

Was tun? Die einzige Möglichkeit, die davon galoppierenden Preise einigermaßen im Griff zu behalten, ist ein Mix aus Anbieterwechsel, konsequentem Sparen und Preisvergleich, wie Verbraucherschützer raten. Auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, bringt jedenfalls wenig. Eine Lichterkette mit Glühlämpchen und 25 Watt Leistung "frisst" in fünf Wochen nur für circa 1,75 Euro Strom - wenn sie fünf Stunden täglich brennt. "

Da muss niemand ein schlechtes Gewissen haben, solange er keine üppige Festbeleuchtung mit x-Lichterschläuchen und -ketten anbringt", sagt Pause. Den Geldbeutel richtig zu entlasten, lasse sich ganz woanders.

Immer noch in zu teuren Tarifen

Am meisten könnten die Bundesbürger bei einem Versorgerwechsel sparen, sagt auch Hans Weinreuter, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Schätzungsweise 40 Prozent der Deutschen haben noch nie den Stromlieferanten gegen einen billigeren Anbieter ausgetauscht - obwohl ihr Grundtarif ständig in neue Höhen schnellt.

Nach Angaben der Bundesnetzagentur stecken auch fast 90 Prozent der 20 Millionen Gaskunden immer noch in zu teuren Tarifen. Dabei lässt sich die Haushaltskasse innerhalb weniger Minuten kräftig entlasten. Kostenlose Rechner im Internet wie www.verivox.de, www.tarifvergleich.de, www.toptarif.de oder www.check24.de helfen bei der Suche nach günstigeren Tarifen.

Vermieter zum Anbieterwechsel auffordern 

Je nach Verbrauch und Wohnort lassen sich bis zu 656 Euro beim Gas und bis zu 331 Euro beim Strom sparen, wie neueste Modellrechnungen der Zeitschrift "Finanztest" (Dezemberausgabe) ergaben. Gaskunden können die Sparchance allerdings nur dann nutzen, wenn sie in den eigenen vier Wänden wohnen oder eine Gasetagenheizung haben. Knapp neun Millionen Haushalte sind hingegen auf den guten Willen ihres Vermieters angewiesen. Sie wohnen in Mehrparteienhäusern, in denen die Heizkosten umgelegt werden.

Aber selbst sie können gegensteuern und ihren Vermieter zum Umstieg auf einen günstigeren Anbieter auffordern. Denn Betriebskosten müssen laut Paragraf 560 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) niedrig gehalten werden. Diesem Grundsatz sind auch Vermieter von ölbeheiztem Wohnraum verpflichtet. Auch sie können sparen, indem sie Preistiefs abpassen und Lieferanten vergleichen.

Kleinigkeiten helfen

Die zweite große Sparchance besteht darin, das eigene Verbrauchsverhalten immer wieder zu überprüfen. Wird die Raumtemperatur beispielsweise nur um ein Grad gedrosselt, bringt das rund sechs Prozent Energieersparnis. Beim Heizen grundsätzlich zu geizen, ist aber falsch. Sinkt die Temperatur unter 16 Grad, kostet das Erwärmen von Wohnraum zu viel Brennstoff und Geld. Außerdem holt das den Schimmel ins Haus.

Selbst Kleinigkeiten helfen: Wer die Temperatur in seinem Kühlschrank um zwei Grad zurückfährt, kann rund 15 Prozent Energie einsparen, sagt Pause. Hersteller geben Kühltemperaturen von etwa vier Grad vor, fünf bis sieben Grad reichten aber meist aus. Auch wer seine elektronischen Geräte nicht auf Stand-by-Modus hält, kann seine Stromrechnung enorm drücken.

Dichtungsbürste statt Geizen

Zugige Fenster und Türen können mit einfachen Gummibändern aus dem Baumarkt abgedichtet werden. Eine Dichtungsbürste für die Eingangs- oder Balkontür kann helfen, Wärme drinnen zu halten. Bis zu 20 Prozent der Wärme geht durch Zugluft verloren. Abends rechnet es sich, die Rollläden herunterzulassen.

Sparchancen gibt es auch beim Wasseraufheizen: Ein Vollbad kostet etwa 1,30 Euro, einmal Duschen nur 33 Cent. Und wer unbedingt an der Weihnachtsbeleuchtung sparen will, sollte auf LED-Lichterketten umsteigen. Ihr Verbrauch liegt im Vergleich zu den Glühlämpchen nur im Cent-Bereich. (dapd)