Essen. . Konflikte begleiteten ihn die Gründung des Staates Israel seit der ersten Stunde. Von der Idee eines jüdischen Staates bis zur Realisierung vergingen 51 Jahre. Für viele Juden begann damals eine neue Zeit - und es wurden die Gründe des ehemaligen Nahost-Konfliktes gelegt.
„Um 4 Uhr nachmittags Ausrufung des Staates. Jubel und Freude im Land. Wieder, wie am 29. November 1947, bin ich ein Trauernder unter Frohlockenden. Das Schicksal des Staates liegt in den Händen der Sicherheitskräfte.“ Es ist der 14. Mai 1948, an dem David Ben-Gurion, der erste Ministerpräsident des gerade ein paar Stunden alten Staates Israel, in sein Tagebuch schreibt. Dieser Tag ist der Beginn einer neuen Zeit für die Juden – und der des gewalttätigen Nahost-Konfliktes.
Wann kam die Idee für einen Staat auf?
Seit Jahrzehnten stand die Forderung nach einem Staat Israel offen im Raum. Doch damals waren die Juden selbst nicht sicher, ob in diesem dürren, unfruchtbaren Land ihre Zukunft liegen sollte. Mit den Jahren aber änderte sich das politische Klima in Europa, der Antisemitismus nahm deutlich zu. Nicht zuletzt aus Neid, denn viele Juden waren erfolgreiche Geschäftsleute. Während auf der einen Seite jedes Mittel Recht war, um die Juden zu unterdrücken, begannen diese, vom eigenen Staat zu träumen. Und sie gingen hin. Ab 1880 entstanden mehrere Organisationen, die die Staatsgründung vorbereiten sollten und das über den Ankauf von Land zur Gründung jüdischer Siedlungen im damaligen Osmanischen Reich. Die Verkäufer waren Großgrundbesitzer, die das jeweilige Gelände oftmals an Menschen verpachtet hatten, welche das Land über Generationen bewohnten und bewirtschafteten. Sie mussten nun das verkaufte Land, ihre Heimat, verlassen – die ersten Konflikte in der Region waren die Folge.
Was wollten die Zionisten?
Unter dem Einfluss des wachsenden Antisemitismus befeuerte der Wiener Journalist Theodor Herzl im ausgehenden 19. Jahrhundert den Zionismus mit seiner offenen Forderung nach dem „Judenstaat“. Jerusalem, das biblische Zion, war der Ort, von dem die Juden einst von den Römern vertrieben worden waren und an dem sie nun ihre alte, neue Heimat finden sollten. Herzl berief 1897 den Zionistischen Weltkongress ein und formulierte das Ziel, „für das jüdische Volk in Palästina eine durch das Völkerrecht geschützte Zuflucht zu schaffen“. Zehn Jahre später wurde der „Jüdische Nationalfonds“ gegründet, der den Landkauf finanzieren sollte.
In den politischen Wirren des Ersten Weltkrieges solidarisierten sich die Briten mit den Arabern, unterstützten ihren Wunsch nach einem großen arabischen Reich – auch auf der Fläche des späteren Israels. Davon allerdings wollten die Briten nichts mehr wissen, als sie nach dem Krieg den Landstrich besetzten und ihn in der Balfour-Deklaration den Juden als „nationale Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk“ versprachen. Ein Vorhaben, das der Völkerbund begrüßte und 1922 den Briten die Verwaltung Palästinas übertrug – jenen Engländern, die zwei Jahre zuvor die Juden des Landes verwiesen hatten.
Wann gab es erste gewalttätige Konflikte?
Der sozialdemokratische Flügel der Zionisten vertrat die Ansicht, die Juden müssen sich ihr Recht, in Palästina zu leben, erwerben durch körperliche Arbeit und die Bewirtschaftung des Bodens. Diesem Impuls folgend gründeten die jüdischen Einwanderer Kollektivsiedlungen, die Kibbuze. Sie und die Politik der Briten waren der arabisch-palästinensischen Nationalbewegung ein Dorn im Auge. Es kam zu Unruhen und Aufständen, mit denen die britischen Besatzer nicht umzugehen wussten. Aus Angst vor einer Eskalation kamen sie der Nationalbewegung entgegen und beschränkten 1939 die Einwanderung der Juden, wohl wissend um deren Verfolgung in Deutschland. Eine Politik, an welcher man selbst angesichts des Holocausts festhielt und die einige Zionisten bewegte, sich terroristischen Gruppen anzuschließen. Gleichzeitig schleusten Untergrundorganisationen fast 100 000 jüdische Einwanderer nach Palästina. Der Konflikt schien den Briten unlösbar, obwohl nicht alle Araber die Einwanderung der Juden ablehnten.
Wann war nur noch die Teilung Palästinas möglich?
Schon 1937 dachten die Besatzer über eine Teilung des Landes nach. Die arabische Seite lehnte das jedoch kategorisch ab. Zwei Jahre nach dem Ende des Weltkriegs empfahl auch eine UN-Sonderkommission nach einer Reise durch Palästina dies und den Abzug der britischen Truppen. Wieder protestierten die Araber, denn ein großer Teil der Gebiete, die dem jüdischen Volk zugedacht waren, hatte eine palästinensische Bevölkerungsmehrheit. Trotz dieser Argumente jedoch verabschiedete die UN-Vollversammlung im November 1947 die Resolution 181, in welcher rund die Hälfte des Mandatsgebietes für einen israelischen Staat vorgesehen war. Zwar waren nur ein Drittel der Einwohner Juden, aber man erwartete eine große Zuzugswelle. Die Briten kündigten ihren Abzug für den 15. Mai 1948 an. Sie verließen ein Land, das von gegenseitigen terroristischen Ausschreitungen von Palästinensern und Juden bereits bestimmt war und das viele Palästinenser schon fluchtartig verlassen hatten.
Am Abend des 14. Mai 1948 ist David Ben-Gurion voller Sorge. Er weiß, sein junger Staat, für den er ein Leben lang gekämpft hat, steht vor einem Krieg. Er schreibt nieder, was ihn bewegt: „In der Nacht kamen schlechte Nachrichten aus dem Negev. Wird Tel Aviv heute Nacht aus der Luft bombardiert werden?“ Als dieser erste Krieg auf palästinensischem und israelischem Boden 1949 mit einem Waffenstillstand endet, sind etwa 725 000 der zuvor 1,2 Millionen Palästinenser aus ihrer Heimat geflohen.