Köln. . Sabrina Szabo hat das erste Katzencafé in Nordrhein-Westfalen eröffnet. In Asien haben solche Cafés Tradition. Nun kommen auch hierzulande Tierfreunde, die kein eigenes Haustier in ihrer Wohnung halten können, auf ihre Kosten: Zum Tee gibt’s im Café Schnurrke in Köln Streicheleinheiten.
Sabrina Szabo ist die einzige Zweibeinerin unter den festangestellten Mitarbeitern im Café Schnurrke. Vor einigen Monaten hat die Kölnerin das erste Katzen-Café in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Sie serviert Kuchen und Sandwiches, Kaffee oder Tee.
Tiga, Betty, Emma und Gino besorgen den Rest des Wohlfühl-Programms: Die Vier tapsen unter den Holztischen und Stühlen umher, streifen an den Beinen der Gäste vorbei, springen auf Bänke und lassen sich streicheln. Die Samtpfoten gehören zum Stammpersonal. Denn: „Wie kann man den Stress des Alltags besser abbauen, als mit einer Katze auf dem Schoß“, erklärt die 34-Jährige das Konzept. Der Name „Schnurrke“ war entsprechend naheliegend.
Cafés in Japan gaben Straßenkatzen ein Zuhause
Bekannte, die einen Urlaub in Japan verbracht hatten, erzählten Sabrina Szabo von den Katzen-Cafés, die in Asien Tradition haben. Szabo war überrascht, schließlich stammt ihre Mutter selbst aus Taiwan, und hatte ihr nie davon erzählt. Sie forschte nach: „In den Städten Japans ist der Wohnraum knapp, wer Haustiere halten will, muss hohe Steuern zahlen.“ Also spezialisierten sich Cafés und Restaurants, gaben Straßenkatzen ein Zuhause – und die Kunden waren begeistert.
Rassekatzen - mal flauschig, mal nackt
Genauso wie die gelernte Übersetzerin. Sie kündigte ihren Job als Managementassistentin bei einer Versicherung und überlegte mit dem Veterinäramt, wie die Idee in Deutschland umgesetzt werden könnte. Seitdem können Großstädter, die selbst keine Haustiere halten können, hier Streicheleinheiten verteilen – und genießen es selbst, wenn sich die Katzen ankuscheln. „Die meisten finden es toll hier. In der Großstadt sieht man ja kaum noch Tiere, außer vielleicht mal eine Taube.“
Mäuse für die Miezen, Puzzle für die Besucher
Ein paar Auflagen musste Sabrina Szabo allerdings erfüllen: Die Küche ist mit einer Glaswand abgetrennt. Damit die Tiere nicht entwischen können, passiert man den Eingang durch zwei Türen. Die Apfelschorle wird in einem Glas mit Deckel und Strohhalm serviert. In einer Ecke liegt Spielzeug: Schnüre oder Mäuse zum Jagen für die Miezen, und Puzzle, 100 Teile, für die Besucher. Das Bild ergibt ein Katzenfoto, natürlich.
Die Vierbeiner stammen übrigens alle aus spanischen Tierheimen. „Ich habe mit einer Tierschutzorganisation gesprochen, ihnen meine Idee erklärt und gesagt, dass ich menschenbezogenen Katzen gerne ein neues Zuhause geben möchte“, erzählt Sabrina Szabo. Die Helfer vermittelten passende Tiere – und kooperieren auch weiterhin mit dem Café. So finden hier manchmal Veranstaltungen statt – und an der Eingangstür hängen Annoncen von Katzen, die ein neues Zuhause suchen.
Tiga macht den besten Kundenservice
Die Aufgaben unter den Samtpfoten sind klar verteilt: Tiga setzt sich gerne in Szene, springt auf Tische und ist sehr zutraulich. „Er macht den besten Kundenservice“, findet die Gastronomin. Emma liegt ein bisschen verschlafen auf einem Sessel. Sie ist die Madame, mit ihren zweineinhalb Jahren die Älteste, und meistens verschmust. Betty hat lange auf der Straße gelebt und sich dabei einen treuen Blick angewöhnt – damit sie etwas Futter einheimsen konnte. Anfangs war sie schüchtern, doch mittlerweile hat sie sich an das Kommen und Gehen gewöhnt. Den Blick zum Herzerweichen setzt sie immer noch gerne auf. Und Gino, der einzige Kater, ist verspielt, friedfertig – und legt manchmal Macho-Allüren an den Tag.
Katzen-Ausstellung
Wenn die Katzen mal die Näschen voll haben, können sie sich in einen separaten Pausenraum zurückziehen. Dort stehen ihre Körbchen, zudem Futter und Katzenklos. Durch eine Klappe kommen sie noch in einen Innenhof. Zutritt ist für Besucher nämlich verboten. So können die Katzen in Ruhe spielen. „Meistens genießen sie es aber, mitten im Trubel zu sein. Das ist spannend für sie.“ Und im Zweifel findet sich auch immer ein menschlicher Spielgefährte.
Auf der Speisekarte werden nicht nur Getränke und kleine Gerichte aufgeführt, sondern auch die Regeln: Zum Beispiel, dass man die Tiere nicht füttern soll. „Manchmal schnuppern sie aber von selbst am Milchschaum, da sollte man keine Berührungsängste haben“, erzählt Sabrina Szabo. Möchten Besucher dennoch Leckerli mitbringen, sollten sie katzengerecht sein.
Beim ersten Date Katzen beobachten
Das Café bietet Platz für rund 30 Gäste. Das Publikum ist gemischt, je nach Wochentag: Vormittags schlürfen Studenten ihren Kaffee oder ältere Damen lesen Zeitung. Am Wochenende wird es manchmal voll. Dann kommen eher Familien mit Kindern oder Touristen, die den Ausflug mit einem Cafébesuch abrunden. „Es haben sich hier auch schon Pärchen zum ersten Date getroffen. Wenn das Gespräch stockt, ist es nicht so peinlich – man kann einfach zwischendurch die Katzen beobachten und mit ihnen spielen“, erzählt die Besitzerin lächelnd.
I m Gegensatz zu den Katzen werden den Menschen übrigens nur vegetarische oder vegane Speisen aufgetischt. Baguette mit Pesto und Rucola zum Beispiel. Sabrina Szabo ist selbst Vegetarierin, „außerdem passt das zu unserem Konzept, das auch über Tierschutz informieren soll.“ Ein bisschen scheint es aber, als wäre das kulinarische Angebot sowieso nebensächlich. Gerade stolziert Tiga auf einem Regal entlang – und zieht die Blicke der Gäste auf sich. Die schauen verzückt. Da wird der Kaffee auch schon einmal kalt.
