Essen. . Sie haben schon lange die Weltherrschaft übernommen. Sie waren bereits auf der Erde, bevor wir Menschen uns dazu gesellten. Aber nicht alle Bakterien müssen uns Angst einjagen. Viele der Billionen Bakterien in und auf uns brauchen wir zum Überleben. Und manche helfen uns sogar bei der Partnerwahl.

Bakterien sind überall, manchmal unsterblich, und sie können, wenn sie doch sterben, ihre Gene über den Tod hinaus weitergeben. Ohne Bakterien wären wir nicht da.

Was ist eine Bakterie?

Der niederländische Naturforscher Antoni van Leeuwenhoek war der erste, der im Jahr 1676 durch ein selbst gebautes Mikroskop einen Blick auf Bakterien warf. Seitdem werden die Einzeller untersucht. Doch bis heute gelten nur maximal fünf Prozent der Bakterien als erforscht. Ihr Name bedeutet „Stäbchen“. Doch die Formenvielfalt ist groß. Sie können kugel- oder zylinderförmig sein, sie können Fäden bilden oder tatsächlich Stäbchen sein. Ihre Größe ist so vielfältig wie die Form. Einzelzellen sind zwischen 0,6 und 700 Mikrometern lang. Die größte bisher erforschte Bakterie, die Schwefelbakterie Thiomargarita namibiensis, hat einen Durchmesser von bis zu 0,75 Millimetern und ist mit bloßen Auge sichtbar. Bakterien sind die einfachste Lebensform auf der Erde und eine von drei so genannten Domänen, die höchste Klassifizierungskategorie für Lebewesen. Daneben gibt es die einzelligen Archaeen und die Eukaryoten, Lebewesen, deren Zellen, im Gegensatz zu den Bakterien, einen Zellkern besitzen.

Was können Bakterien?

Die älteste Bakterie, die bisher bekannt ist, ist rund 250 Millionen Jahre alt. Im Jahr 2000 wurde der Bacillus permians in einer unterirdischen Salzlake in New Mexico entdeckt. Und in einer Nährlösung entwickelte die Bakterie Aktivität. Sie hatte also die unvorstellbar vielen Jahre überlebt. Bakterien können, um sich anzupassen, DNA austauschen. Über eine Proteinröhre, einen Pilus, docken sie quasi aneinander an und tauschen ihre Gene aus. Es wurde beobachtet, dass einzelne Bakterien auch die Gene bereits abgestorbener „Artgenossen“ aufnehmen können.

Wo leben Bakterien im Menschen?

Die Antwort ist einfach: fast überall. Und das ist auch gut so. Ein Beispiel dafür ist die Mundflora. Die Bezeichnung stammt aus der Zeit, als man Bakterien der Pflanzenwelt zuordnete. Die Mundflora besteht aus hunderten Bakterienarten, deren Job es ist, gegen Krankheitserreger vorzugehen. Aber es gibt auch schädliche Bakterien im Mundraum, wie der Strepotococcus mutans, einer der Auslöser von Karies. Rund 99 Prozent aller Bakterien, die im Menschen leben, befinden sich im Darm. Die Darmflora beschreibt alle Mikroorganismen in diesem Organ. Hier leben Bakterien gemeinsam mit Archaeen und Eukaryoten und bilden ein komplexes, bakterielles Ökosystem. Die Mikroorganismen haben verschiedene Wirkungen. Sie helfen bei der Verdauung von Nahrungsbestandteilen, regen die Darmaktivität an und versorgen den Menschen mit Vitaminen. All das funktioniert jedoch nur, wenn es sich im Gleichgewicht befindet. Antibiotika etwa, die schädigende Bakterien ausschalten, wirken sich auch negativ auf die Darmflora aus.

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Was sind die Medienstars unter den Bakterien?

Es gibt Bakterien, die kennt jeder. Das jedoch sind die pathogenen, also krankheitserregenden Bakterien. Etwa die Salmonellen, die häufig über Lebensmittel übertragen werden, insbesondere über Eier und Geflügelfleisch. Sie verursachen Durchfallerkrankungen. Ähnliche Leiden verursacht auch Vibrio cholerea. In rund 85 Prozent der Infektionen jedoch kommt das Immunsystem damit allein klar. Bricht die Cholera aus, liegt die Sterblichkeitsrate allerdings hoch. Viel weniger Schlagzeilen verursachen die guten Bakterien, jene, die wir gerne nutzen. Ohne Lactococcus lactis und seine Verwandten könnten wir keinen Joghurt genießen, ohne Milchsäurebakterien kein Sauerkraut. Sauerteigbrot könnte man auch nicht backen. Und was kaum jemand weiß, die kleinen Lebewesen sind wichtig bei der Partnerwahl. Denn es sind unzählige Vertreter des Staphylococcus epidermidis, die unseren Schweiß „essen“ und ihn dabei zersetzen. Heraus kommt unser individueller Körpergeruch – und der entscheidet darüber, ob wir jemanden riechen können.

Was sind multiresistente Bakterien?

Bakterien hätten nicht so lange überlebt, wären sie nicht ungemein anpassungsfähig. Und so haben einige von ihnen sich auch an Antibiotika angepasst, von denen man weiß, dass sie viel zu häufig zum Einsatz kommen. Das Ergebnis sind die Multi-Resistenten-Erreger. Der Staphylococcus aureus (MRSA) ist besonders in der Intensivmedizin ein Problem. In Amerika liegt die Wahrscheinlichkeit, auf der Intensivstation daran zu erkranken, bei über 50 Prozent. In Deutschland liegt sie bei rund 20 Prozent. Wir können nicht ohne Bakterien leben. Und doch machen uns einige das Leben schwer. Die richtige Reaktion ist aber nicht die Hysterie. Wer nämlich Desinfektionsmittel wirklich übermäßig einsetzt, kann Resistenzen verursachen und schadet mindestens die Hautflora.