Essen. . Der Sommer ist vorbei. Wer das bedauert, verpasst etwas. Denn der Herbst mit seinen bunten Blättern berauscht. Freuen Sie sich mit uns auf diese schöne Jahreszeit. Wir entblättern für Sie die Geheimnisse des Herbstes.
Und auf all das macht uns der Herbst nun Lust:
Die Lust auf einen Spaziergang im bunten Blätterwald
Wer geht heute eigentlich noch? Wir walken, wandern oder joggen. Aber wer geht heute noch spazieren? Der Spaziergang scheint aus der allgemeinen Wahrnehmung verschwunden zu sein. Doch seien wir ehrlich: Nur der zugegeben etwas altbacken klingende Begriff taucht immer seltener auf. In Wirklichkeit gehen auch heute noch mehr Menschen spazieren, und sei es nur mal eben „ums Eck“, als Leute sich Wander- oder Laufschuhe anziehen.
Und nun mit Beginn des Herbstes steht der Spaziergänger am Anfang seiner Wohlfühlstrecke. Vorbei die Zeiten, in denen sommers selbst der kürzeste Weg nicht ohne Wasser zu bewältigen war. Und noch lange hin sind die Zeiten, in denen winters selbst der kleinste Gang nur einen Gedanken zulässt: Glühwein! Im Herbst kann der Spaziergänger seinem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen, ohne zu schwitzen oder zu frösteln. Nur der Frühling kann da mithalten.
Doch der Duft des Herbstes ist ein anderer. Selbst Allergiker können ihn genießen. Also tief durchatmen. Um ihn zu erhaschen, muss der Spaziergänger nicht mal durch einen richtigen Wald streifen, schon ein paar Bäume genügen für diesen unverwechselbaren, erdigen Geruch. „Weißt du noch?“, schickt er den Spaziergänger in die Vergangenheit. „Als Kind kam dir jeder Herbst wie ein langes Leben vor, gefüllt mit Abenteuern: Zwischen Kastanienherden und Kürbisfratzen hast du Drachen am Himmel gebändigt.“ Der Blick schweift weiter, über die gelb-rot-braunen Baumkronen. Arm in Arm oder Hand in Hand staunt man gemeinsam, während das Laub unter den Füßen raschelt. Das ist romantische Herbstmusik in den Ohren des Spaziergängers.
Am Ziel warten Kaffee und Apfelkuchen
Eigentlich, so könnte man meinen, wäre das ja schon Belohnung genug. Doch wie bei einem Sportler freut sich auch der Spaziergänger im Herbst aufs Ziel. Statt Medaillen nimmt er dort Tässchen entgegen. Oder gleich ein Kännchen Kaffee. Und dazu ein Stück Apfelkuchen mit Sahne, bitte. Nie schmeckt der so gut wie im Herbst!
Die Lust auf das letzte Gärtnern vor dem ersten großen Frost
Im Herbst dreht der Garten noch einmal so richtig auf. Xanthophylle, Karotinoide und Anthocyane? Kennen ja nur die Biochemiker – aber sehen können wir diese Stoffe alle, wenn sie dafür sorgen, dass die Blätter gelb und rot leuchten. Talent dazu hat jeder Baum und Strauch. Der sonst so unscheinbare Essigbaum, diverse Ahorn-Sorten sowie der amerikanische Amberbaum setzen dem bunten Treiben die Krone auf.
Die Bäume sind allerdings nicht die einzigen, die sich gelb und rot verfärben – im Garten ist nämlich Hochbetrieb und auch der Gärtner dreht noch einmal so richtig auf. Die letzten Kartoffeln müssen noch ausgebuddelt werden – und schon prasseln die Walnüsse vom Baum, deren grüne Schale unweigerlich gelbe Finger macht. Dazu rufen die Birnen und Äpfel an den Ästen mit drängelndem Unterton: „Nun ernte mich schon, sonst bin ich bald Fallobst!“ Die abgeblühten Stauden wollen auch allmählich mal zurückgeschnitten werden, weil die braunen Stängel und Blätter sonst anfangen zu faulen. Und schließlich quengeln noch die Tulpen-, Narzissen- und Krokuszwiebeln – sie haben keine Lust, im Frost zu erfrieren und wollen rechtzeitig in die Erde, solange sie noch warm vom Sommer ist.
Die Turbozeit im Garten
Der Gärtner seufzt. Und macht. Und tut. Herbst, das ist, nach der wohligen Ermattung des Spätsommers, die Turbozeit im Garten, nichts für schwache Nerven. Mit jedem Tag wird es noch einmal ein bisschen früher zu früh dunkel. Im Herbst muss der Gärtner auch ohne große Dürre dankbar sein, wenn es mal regnet – weil man bei solchem Sauwetter ja keinen Hund vor die Gartentür jagt.
Bis dann der erste Frost den Winter bringt. Dann verfällt auch der Gärtner in eine Starre. Holt tief Luft. Und denkt: „War eigentlich doch ganz schön, dieser Herbst. Da hatte man wenigstens was zu tun.“
Die Lust, auf einen großen Jahrgang zu hoffen
Wir denken ja fälschlicherweise, der Wein wäre weit weg – irgendwo unendlich tief im Süden. Dabei wächst er stolz und aufrecht schon gleich hinter Bonn. Fahren Sie einfach mal hin und schlendern siebengebirglich auf dem schmalen Pfad zwischen Riesling und Spätburgunder. Es gibt keine schönere Zeit, um weinselig nach dem Rechten zu sehen als jetzt. Denn guter Wein entsteht im Herbst. 2013 ist das ganz sicher so.
Ein prachtvoller Frühling? Schützt nicht vor Nachtfrösten. Und was wir Menschen und erst recht unsere großbuchstabigen Zeitungen Supersommer (neuerdings: Sahara-Hitze) nennen, ist für Reben kein warmer Regen. Wussten Sie, dass auch Trauben Sonnenbrand bekommen können? Können sie!
Ob wir diese Woche im Kaiserstuhl klettern, auf den Höhenwegen der Mosel oder von Burg zu Burg am Rhein: Es steigt aus den Weinbergen dieser erdige, weiche, dunkle Herbstduft empor. Die Winzer haben ihre Arbeit gemacht – letzte Woche, als die Sonne zurückkam, haben sie noch einmal Blätter um die Trauben weggeschnitten. Nun tanken sie Sonne, Reife. Warme Tage, kühle Nächte: Es pulst dieser Tage bestenfalls die reine Aromenfabrik, in jeder kleinen Traube fährt sie Extraschichten.
Das Warten überbrücken wir mit Flammkuchen
Und was können wir tun? Hoffen. Zehn, vierzehn sonnige Tage noch, vielleicht mehr, wenig Regen und Winzer mit starken Nerven. Dann wird 2013 Glück im Glas. Und das Warten, auch unseres, hat sich gelohnt. Wir geben zu, dass es keine Mühe bedeutet: Das Überbrücken beim Flammkuchen ist erste Genießerpflicht, dazu die bildschönen und dabei so grundverschiedenen Jahrgangskinder 2009, 2010 oder 2012. Auch sie kannten wir ja schon, als sie noch klein, unschuldig und ohne einen Tropfen Alkohol am Stock hingen, oben, auf dem schmalen Pfad zwischen Riesling und Spätburgunder.
Die Lust, mit Kürbis und Kastanien Monster zu basteln
Als Gott Himmel und Erde und die Mütter schuf, legte er ihnen eine Schere bei, einen Klebestift und Papier. Und er befahl, dass ihre Kinder, die er ihnen zum Geschenk machte, an jedem Regentage fragen sollten: Maaamaaa, könn’n wir ‘was baaaasteln?
Dann aber hatte er ein Einsehen: und erfand noch schnell den Herbst. Auf dass jene Mütter, die all dem Falzen und Falten, Kleben und Schnipseln hilflos gegenüberstehen, die Arme ausbreiten können – und ihnen die Ideen in die Arme fallen wie die Blätter vom Baum.
Kurz: Der Herbst ist die Bastelzeit für alle, die gar nicht basteln können.
Kastanientiere zum Beispiel. Man nehme herrlich glatte, schimmernde Kastanien – schon das Jagen und Erlegen in Parks und ruhigen Nebenstraßen treibt Kindern Glanz in die Augen. Ein Tipp: Sind Ihre Kinder bereits dem Schneller-Höher-Größer verfallen, stecken Sie heimlich ein paar der als zu mickrig verschmähten Exemplare in die Tasche – das sind prima Köpfe!
Mutige Mütter lassen der Fantasie ihrer Sprösslinge freien Lauf, wenn es um die Anordnung der Zahnstocher oder Streichholz-Stummel geht, und bestehen nicht auf der üblichen Rotwild-Herde – es soll Jungs geben, die das Atomium en miniature nachbauen wollen und Mädchen, denen schräge Kastanienmonster gefallen. Im Zweifelsfall sagen Sie diplomatisch: Oh, wie schön, ein Kunstwerk!
Beim Kürbis hingegen ist die Sache klar: Es kann gar nicht schräg und gruselig genug sein – und die Suppe schmeckt den meisten Kindern. Lassen Sie sie köcheln, während Sie mit ihren Kindern Laubstraßen harken – oder die schönsten Blätter pressen (Leser dicker Bücher sind hier im Vorteil).
Kunstwerke aus Blättern
Wer nicht nur nicht basteln, sondern auch nicht malen kann, greift nun zur Zahnbürste (einer alten, bitte): Gepresste Blätter, am liebsten schön zackige, auf ein weißes Blatt legen, Wasserfarben mit Hilfe der alten Zahnbürste aufsprühen, Blatt wegnehmen.
Schon sind die ersten Weihnachtsgeschenke fertig – und die Kreativabteilung bis zum nächsten Herbst geschlossen.
Die Lust, es sich auf dem Sofa so richtig gemütlich zu machen
Wenn draußen der Herbstregen auf den Boden prasselt, der Wind leise durch die Fenster pfeift und es langsam aber sicher draußen ungemütlich wird, beginnt die beste Zeit des Jahres, zumindest auf dem Sofa. Viele nennen es schlicht: „Fernsehsaison“, andere benutzen das schlichte, alte Wörtchen Herbst.
Da heißt es: Lampen dimmen, Kerzen anzünden, ein Warmgetränk neben’s Sofa stellen und an den ersten, garantiert noch frischen Lebkuchenherzen knabbern, denn die Zeit des Frohlockens hat schon begonnen. Seit kurzem laufen im freien deutschen Fernsehen neue Folgen von „Bones“, „Big Bang Theory“ oder „CSI“. Gerade hat die anheimelnd gruselige „American Horror Story“ den Sprung auf einen Sender mit Breitenwirkung geschafft, da geht es auch schon weiter mit anderen Baustellen. Die hochgelobte Terrorserie „Homeland“ wird ab Sonntag mit der zweiten Staffel fortgesetzt (So., 22.10 Uhr, Sat.1). Und ab 10. Oktober schlemmt der heiß erwartete „Hannibal“ (Do., 22.15 Uhr, Sat.1) sich durchs TV-Menü. Wer es gern etwas weniger blutig hat, wird sicherlich bei „Friends With Benefits“ (ab 9.10, Mi., 22.30 Uhr, Pro7) gut bedient, bei der sich fünf junge Menschen aufmachen ins Abenteuer Partnersuche. Hm, in welcher Serie haben wir das schon mal gesehen?
Erst die Serie und dann das gute Buch
Es kommt noch reichlich mehr: Krimis („Missing“), Zombies („Walking Dead“) und eine neue Staffel „Mad Men“. Grund genug eigentlich, sich eine Wolldecke um die Füße zu schlingen und am besten das Sofa gar nicht mehr zu verlassen. Vorausgesetzt, ja, vorausgesetzt Sie sehen Fernsehen nicht am liebsten im Bett. In diesem Falle empfiehlt sich das Sofa trotzdem, denn es ist auch der beste Platz der Welt, um ein gutes Buch zu lesen. In diesem Herbst, so kurz vor der Frankfurter Buchmesse, empfiehlt sich da vielleicht . . . Das verraten wir Ihnen besser in der kommenden Woche an dieser Stelle. (mar, JD, LvG, hei, how)