Los Angeles. . Jennifer Aniston, die Schauspielerin und Ex-Frau von Brad Pitt , strippt in ihrem neuesten Film. Dies ist ein Gerücht, das ausnahmsweise wahr ist. Wir sprachen mit ihr über falsche Nachrichten, den Fluch des Internets, ihre Waldorf-Erziehung und den Weg zum Glücklichsein.

Mit der Serie „Friends“ wurde Jennifer Aniston (44) weltberühmt, seitdem juxt sich Brad Pitts Ex-Frau durch Hollywoods Komödien und sucht neue Herausforderungen. So war sie in „Kill The Boss“ als nymphomane Zahnärztin zu sehen. Und für ihren aktuellen Film „Wir sind die Millers“ musste sie sogar Striptease lernen.

Wir lesen beinahe täglich neue, in der Regel falsche Gerüchte über Sie in den einschlägigen Publikationen. Wie gehen Sie mit diesen Nachrichten um?

Jennifer Aniston: Es kommt mir so vor, als würde ich das Leben eines anderen Menschen verfolgen. An diesen Meldungen ist nie etwas dran. Deswegen hat diese Jennifer Aniston, die in den Medien auftaucht, nicht mehr viel mit mir zu tun. Meine Kollegen, Freunde, mein Partner und meine Familie wissen glücklicherweise, was wahr ist und was nicht. Menschen, die Zeit damit verschwenden, Geschichten über mich zu erfinden, die absolut falsch sind, scheinen mir sehr langweilige, oberflächliche und leere Existenzen zu sein.

In der vergangenen Woche waren Sie verheiratet und schwanger noch dazu.

Jennifer Aniston: Ich habe demnach jede Menge Kinder . . .

Ist das nicht manchmal auch amüsant?

Jennifer Aniston: Ich finde es nicht amüsant. Ich finde es langweilig und anstrengend. Gibt es nicht interessantere Dinge, mit denen wir uns beschäftigen können? Es dreht sich alles nur noch um diese merkwürdige Form von Star-Kult. Und ich kann diese Obsession nicht nachvollziehen. In den vergangenen Jahren hat sich die Medienlandschaft komplett verändert. Und ich behaupte mal, dass Internet ist in dieser Beziehung kein bisschen hilfreich. Das Netz ist eine Spielwiese für Fieslinge, die früher Klassenkameraden schikaniert haben, erwachsen werden und weiterhin Menschen schikanieren.

Googeln Sie sich manchmal, um auf dem neuesten Stand zu bleiben?

Jennifer Aniston: Nur manchmal, wenn ich etwas besonders Verrücktes über mich höre. Dieses Umfeld ist mir zu toxisch. Ich nutze weder Facebook, Twitter noch Instagram.

Hoher Glamourfaktor: Jennifer Aniston bei der letzten Oscar-Verleihung.
Hoher Glamourfaktor: Jennifer Aniston bei der letzten Oscar-Verleihung. © Getty

Die ausnahmsweise wahre Nachricht, dass Sie in Ihrer neuen Komödie strippen werden, sorgte bereits für einige Aufregung. Wie bereitet man sich optimal auf einen Strip vor?

Jennifer Aniston: Ich habe hart trainiert. Und ich hatte eine unglaubliche Choreographin, die mir erklärt hat, worum es bei einem Strip geht. Und dann haben wir so lange geübt, bis ich einigermaßen wusste, was ich da tue.

Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis eines gelungenen Striptease?

Jennifer Aniston: Das Geheimnis ist Selbstbewusstsein. Denn es geht ja nicht einfach nur darum zu tanzen. Das Ganze ist eine sehr aufwändige Form der Verführung. Und ich habe auf diesem Gebiet keine Erfahrung. Ich tanze nicht auf diese Weise. Aber ganz ehrlich? Es macht Spaß.

Selbstbewusstsein macht attraktiv?

Jennifer Aniston: Unbedingt. Du musst an dich glauben. Dann ist es egal, ob du Idealmaße hast oder in Bestform bist. Du musst deinen Körper lieben, egal in welcher Form du bist. Wir haben dieses Ziel, super schlank sein zu wollen. Das ist zur Obsession geworden und ich halte es für ungesund. Es ist wichtig, sich wohl zu fühlen.

Wann fühlen Sie sich vor der Kamera am wohlsten?

Jennifer Aniston: Ich fühle mich am allerbesten, wenn ich vor der Kamera albern sein kann und herumblödeln darf. Und es ist mir dann auch egal, ob ich komisch oder idiotisch aussehe.

Teil des Problems scheint zu sein, dass Frauen sich dem Druck ausgesetzt fühlen, sie müssten wie Filmstars aussehen.

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Jennifer Aniston: Ich weiß. Sie meinen, sie selbst zu sein, ist nichts wert. Deswegen versuchen sie, jemand anders zu sein. Und es ist schlimm, all diese Frauen die sich Schönheitsoperationen unterziehen. Ihr Gesicht verändert sich dermaßen, dass sie und all ihre Schönheit hinter dieser Maske zu verschwinden scheinen. Wir haben eine falsche Idee davon, was Schönheit ist. Und man will in ein Muster passen und das ist schrecklich. Dazu kommt, dass Frauen sich schlecht fühlen, weil sie älter werden.

Wie fühlen Sie sich dabei?

Jennifer Aniston: Es ist merkwürdig. Ist eine Frau erst einmal vierzig Jahre alt, heißt es auf einmal nur noch: Du siehst nicht schlecht aus, für dein Alter. Für mein Alter? Was meinen die? So alt bin ich nun einmal. Und es ist doch nicht so, als ob ab einem gewissen Alter im Körper einer Frau eine Uhr abläuft und unser Körper ab diesem Moment dazu bestimmt ist, auseinanderzufallen.

Aber ist Altern in Ihrem Beruf nicht tatsächlich schwieriger, in dem man ständig sein Gesicht in die Kamera halten muss und andauernd mit seinem eigenen Bild konfrontiert wird?

Jennifer Aniston: Ich weiß, was Sie meinen. Aber ich betrachte mich nicht so besonders oft selbst. Ich starre mich nicht an. Ich versuche, meine Arbeit zu machen, so gut ich kann. Aber sogar Männer sind heute diesem Druck ausgesetzt, ewig jung zu sein. Ich wünsche mir, dass Menschen in Würde altern. Und ich habe Glück, denn ich habe einen Partner, der mich umbringen würde, wenn ich etwas an meinem Gesicht machen lassen würde.

Wann ist Ihnen zum ersten Mal bewusst geworden, dass Sie komisch sind und Menschen zum Lachen bringen können?

Jennifer Aniston: Als ich noch ein Kind war, in der Schule. Das war zuerst allerdings eher ein strategisches Manöver. Eigentlich ist es ja schrecklich, so etwas zu erzählen. Aber ich war eine dermaßen schlechte Schülerin, dass ich es darauf anlegte, aus der Klasse rausgeschmissen zu werden und ganz allein auf dem Gang meiner Schule zu stehen. Da stand ich dann so herum und war glücklicher als im Klassenraum.

Man hat Sie rausgeschmissen? Ich dachte, in einer Waldorf-Schule ist alles erlaubt.

Jennifer Aniston: Die anderen Schüler zum Lachen zu bringen, ist definitiv nicht erlaubt. Die waren da sehr streng und ein Lehrer ganz besonders. Der mochte mich überhaupt nicht. Wir hatten zwei Pflanzen im Klassenraum. Eines Tages kündigte er an, er wolle diese Pflanzen an meine Füße binden, um mich dann aus dem Fenster zu werfen. Er war kein besonders glücklicher Mensch.

Trotzdem haben Sie einen Beruf aus ihrer Humor-Opposition gemacht.

Jennifer Aniston: Das war der beste Moment, in dem ich realisierte, dass man davon leben kann.

Bevor Sie reich und berühmt wurden, haben Sie sich mit diversen Jobs finanziell über Wasser gehalten. Welcher dieser Jobs hat Ihnen Spaß gemacht?

Jennifer Aniston: Kellnern, das habe ich wirklich geliebt. Der Kontakt zu all den Menschen war so schön, zu den Kollegen und den Stammgästen. Ich war nicht besonders gut, aber ich habe es tatsächlich genossen.

Wie viel Trinkgeld haben Sie bekommen?

Jennifer Aniston: Obwohl ich nicht gut war, habe ich immer viel Trinkgeld bekommen. Denn ich habe gute Laune verbreitet. Ich konnte Menschen unterhalten.

War Ihre Zeit als Fahrradkurierin ähnlich erfolgreich?

Jennifer Aniston: Sie sprechen von meinem einzigen Tag als Fahrradkurierin? Ich wurde sofort wieder gefeuert. Ich sollte grundsätzlich einfach nicht auf einem Rad sitzen, erst Recht nicht mit einer Kurier-Tasche auf meinem Rücken. Es war ein Desaster. Sich plötzlich zur Straße öffnende Autotüren waren auch sehr unangenehm.

Wenn man jung ist und jobbt, träumt man davon, berühmt zu werden, reich zu sein und Häuser an den schönsten Orten der Welt zu besitzen. Für Sie sind diese Dinge Realität. Wovon träumen Sie heute?

Jennifer Aniston: All diese Dinge befriedigen letztendlich keine unserer Sehnsüchte. Wir sehen es immer wieder. Geld, Ruhm, Häuser – du kannst all das besitzen und trotzdem traurig sein und dein Leben zerstören. Wichtig ist eine Gruppe von Menschen, die dich unterstützt, Familie und Freunde. Du musst dein Leben lieben, an jedem Tag mit dem Vorsatz aufstehen, das Beste daraus zu machen. Und ich glaube daran, wenn du nett zu Menschen bist, kommt das irgendwie zu dir zurück. All das bedeutet für mich Glücklichsein.