Oberhausen. Heino rockt. Mit den nachgesungenen Hits junger deutscher Pop- und Rockstars landete der volkstümliche Bariton zum ersten Mal auf Nummer 1 der Album-Hitparade. Und das war erst der Anfang. Im Interview kündigt der 74-Jährige weitere Cover-Alben an, plaudert über Cro und Mick Jagger.

Wer hätte gedacht, dass der alte Mann noch so viel Blut in sich hätte? Mit den nachgesungenen Hits junger deutscher Pop- und Rockstars landete Heino zum ersten Mal auf Nummer 1 der Album-Hitparade.

Und das war erst der Anfang. Im Gespräch in Oberhausen kündigte der 74-Jährige weitere Cover-Alben an, plauderte über Cro, die Sportfreunde Stiller, über Jürgen Drews, Michael Wendler und seine Gespräche mit Mick Jagger sowie die Weingummi-Version seines eigenen Gesichts. Dirk Hein hat die Fragen gestellt.

Sind Sie bei jungen Musikfans immer noch ein Exot?

Heino: Mich mögen mehr jüngere Leute als man denkt. Nur konnten die bisher mit meinem Repertoire nicht viel anfangen. Das habe ich ja bewusst für ältere Leute produziert. Aber sie mögen einen Heino, weil er innerhalb der Familie immer ein Thema war. Jetzt habe ich eine Brücke zwischen Jung und Alt geschlagen.

Und nun haben Sie sich eine Menge Trubel eingebrockt…

Heino: Im Sommer spiele ich 35 Rockkonzerte. In Bad Münstereifel muss ich darum zurzeit kräftig üben. Ich muss die Noten schreiben lassen und ein neues Programm erstellen. Ich war nie ein Mensch, der zu Hause saß und gedacht hat, hoffentlich ruft mich mal einer an. Das habe ich in 50 Jahren nicht erlebt. Gott sei Dank.

Wann haben Sie gemerkt, dass die Sache mit der Rock-CD funktionieren könnte?

Heino: Ich war am zweiten Tag nach der Veröffentlichung des Albums mit meinem Wagen unterwegs. Vier junge Leute sind neben mir dicht aufgefahren. Sie haben mich im Wagen gesehen, den Daumen hochgehoben und mir die CD entgegen gehalten. Da freut man sich doch! Da dreht man doch durch. Nach zwei Tagen hatten die schon meine Platte.

Was unterscheidet die Jugend vor 50 Jahren mit der jungen Generation von heute?

Heino: Die jungen Leute sind im Vergleich zu den 60er Jahren wesentlich flinker und aufgeschlossener. Und ich habe immer gesagt: Eine Tages werden die Rock-Lieder die Volkslieder der jungen Generation sein.

Vom Schlager- zum Rockstar

Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview mit WAZ-Mitarbeiter Dirk Hein über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview mit WAZ-Mitarbeiter Dirk Hein über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger.
Schlagerstar Heino spricht im Interview über seine geplanten Projekte, Weingummi und Mick Jagger. © Hayrettin Özcan / WAZ FotoPool
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Haben Sie vorher mit Kollegen aus dem volkstümlichen Bereich über Ihre Rock-Pläne gesprochen?

Heino: Nein, ich spreche nie mit Kollegen über das, was ich musikalisch tue. Zwei Leute aus meinem Umfeld wussten das. Man darf sich nicht verraten, sonst kommen andere und nehmen einem vielleicht die Idee weg.

Die CD haben viele als Rache gegen jene Musiker-Generation interpretiert, die Sie gerne mal durch den Kakao gezogen hat?

Heino: Ich hatte keinen Grund, denen eins auszuwischen. Die müssen erst mal 50 Millionen Tonträger verkaufen. Ich kenne auch viele Partys, bei denen der „Enzian“ und „Schwarze Barbara“ gespielt wird. Ich dachte mir einfach: Jetzt muss ich mal was für die jungen Leute machen.

Als Schalke sang: "Außer Heino, können alle nach Hause gehen" 

Vor der Veröffentlichung gab es ziemlichen Wirbel. Die Rede war vom Rockerkrieg zwischen Ihnen und den Künstlern, die Sie nachsingen…

Heino: Wir hatten die Plattenfirmen angefragt, ob wir mit der Musik in einem Jingle Werbung machen können. Das haben sie abgelehnt – und das teilweise auch bösartig. Die wollten uns das Album verbieten. Ich habe dann gesagt: Das kommt gar nicht infrage! Heute regt sich keiner mehr auf.

Alle Seiten verdienen gut daran.

Heino: Ich will doch auch Freude verbreiten und keinen Ärger. Nur die Jungs, die immer von Toleranz reden, bei denen habe ich das ein wenig vermisst.

Zum Beispiel…

Heino: Westernhagen hat gesagt: Singe, wem Gesang gegeben! Viele sind aber zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie nun endlich den Text richtig verstehen. Also habe ich was Richtiges gemacht. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, es besser gemacht zu haben. Ich nehme nur für mich in Anspruch, dass die Leute, die sich das anhören, es besser finden.

Wie äußert sich das?

Heino: Neulich hat mich eine junge Frau vor dem Hotel gesehen. Sie ist vom Fahrrad abgestiegen. Ist hochgesprungen und hat gerufen: Heino, Heino, Heino! Und es war auch noch eine hübsche Frau. Da kann ich mich doch nur noch freuen. Mensch, mit 74 Jahren hab ich noch einen Erfolg gelandet.

Wann haben Sie beschlossen, ein Rocker zu werden?

Heino: Vor eineinhalb Jahren stand ich auf Schalke vor 35.000 Zuschauern. Das war ein Schlagerprogramm mit Jürgen Drews und Michael Wendler. Ich war der einzige, der mit Band kam. Playback ist nicht so mein Ding. Nach drei Minuten sangen alle Leute im Innenraum: „Außer Heino, können alle nach Hause gehen! Außer Heino, können alle nach Hause gehen!“ (singt)

Und was haben Sie gemacht?

Heino: Ja, da habe ich doch mitgesungen.

Was haben Sie dabei gefühlt?

Heino: Es hatte etwas von, ich bin jetzt einer von denen. Man darf sich aber auch nicht zu ernst nehmen. Ich nehme mich nicht ernst. Ich will Spaß haben. Ich will Freude haben.

Sie kritisieren, dass einige Kollegen diese Gelassenheit vermissen lassen…

Heino: Die Gruppe „Oomph“ hat geschimpft und gesagt, sie würden mich hassen. Sie haben behauptet, dass ich völkisches Liedgut singe – speziell bei dem Stück „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“. Das ist aber ein Lied aus einer Operette, die 1927 zum ersten Mal aufgeführt wurde. Der Soldat, der da am Wolgastrand steht, ist ein Russe. Die Jungs wissen gar nicht, wovon sie reden.

Verfolgen Sie Ihren Erfolg im Internet?

Heino: Ich schaue schon nach, wer mich da angeklickt hat. 200.000 Menschen haben in acht Wochen das Album gekauft. Und das Album war ja auch nicht billig.

Welches Publikum erwarten Sie jetzt bei Ihren Konzerten?

Heino: Bei einem Konzert in Schwerin war der älteste Besucher wohl 25 Jahre alt. Da war die Hölle los. 7000 Menschen. Das war toll.

Was ist denn nun als Rocker anders?

Heino: Nach einem meiner Konzerte wollte ich Autogramme schreiben. Dann kamen Security-Leute zu mir und meinten: ‚Das brauchen Sie gar nicht zu machen! Das ist bei uns nicht üblich.’ Also habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin wieder weggefahren. (lacht) Die haben auch niemanden hinter der Bühne in meine Garderobe gelassen. Das war alles abgesperrt. Ich bin immer gewohnt, dass ich nach dem Auftritt noch rausgehe und mit den Leuten spreche.

Was Heino mit Stones-Legende Mick Jagger verbindet 

Was macht einen guten Rockstar aus?

Heino: Mick Jagger ist ein guter Rocker. Er hat sich nicht verbiegen lassen. Ich kenne Mick persönlich sehr gut. Ich habe viele seiner Konzerte gesehen. Wir haben uns vor drei Jahren zuletzt gesehen. Ich konnte mit ihm damals noch nicht über Rockmusik sprechen. Wir sind über meine Frau Hannelore familiär verbunden.

Worüber unterhalten sich Heino und Mick Jagger?

Heino: Dies und das. Wir reden privat gar nicht über die Musik. Da sind Mick Jagger und ich sehr ähnlich. Zu Hause rede ich ja auch nicht andauernd über die Vergangenheit. Früher war alles toll? Jetzt ist es auch toll! Es war früher nicht besser als heute. Nur anders!

Ärgern Sie sich über Kritik in der Zeitung?

Heino: Ich bin kein Mensch, der sich über so etwas aufregt. Mir geht es gut. Ich bin gesund. Wenn einer eine Überschrift über mich macht, dann hat er eben Luft abgelassen. Das ist doch wurscht!

Was treibt Sie dafür um?

Heino: Ich ärgere mich jeden Tag, wenn Steuergelder verschwendet werden. Manche Sachen von Politikern sind haarsträubend. Da kann ich mich ärgern.

Ärgern Sie sich über den Steuer-Skandal um Uli Hoeneß?

Heino: Uli Hoeneß hat Bayern München dahin geführt, wo der Verein jetzt steht. Er hat eingesehen, dass er einen Fehler gemacht hat. Und er hat sich selbst angezeigt. Ich möchte mir nicht anmaßen, über ihn zu urteilen. Ich denke nicht, dass er ein Betrüger ist und wünsche ihm alles Gute. Ich bin aber gegen eine Steuerflucht. Wenn er etwas gemacht hat, was Unrecht war, muss er dafür büßen.

Sie leben in Bad Münstereifel und sind manchmal in Kitzbühel in Österreich…

Heino: Meine Frau ist ja Österreicherin. Meine Steuern zahle ich in Deutschland. Das war immer mein Bestreben. Ich habe ja nicht schlecht verdient. Da gab es Leute, die gesagt haben, geh‘ doch in die Schweiz. Ich habe immer gesagt: Ich bin ein deutscher Volkssänger und möchte mein Geld auch hier versteuern.

Wie verbringen Sie einen perfekten Tag?

Heino: Ich trinke zu Hause ein Gläschen Rosé. Ich würde bis zwölf oder halb eins schlafen. Aufstehen, frühstücken. Und mich dann wieder ins Bett legen. Ich bin ein Langschläfer. Wir kommen ja ein bisschen später ins Bett, also schlafe ich normalerweise bis halb zehn. Ich gehe zu meinem Café. Dann schaue ich, was abends im Fernsehen läuft. Wir spielen Karten, Rommee, so kann ich gut einen Tag verbringen. Aber davon gibt es ganz wenige.

Was entgegnen Sie älteren Fans, wenn diese sagen würden: Mach‘ doch bitte wieder Musik für uns?

Heino: Wenn nur einer kommt, würde ich nicht darüber nachdenken. Wenn viele kommen, dann schon. Aber bis jetzt ist noch nicht einer gekommen. Deshalb habe ich auch noch nicht darüber nachgedacht. Mercedes, Opel oder Ford haben früher tolle Autos hergestellt. Die bauen heute auch modernere.

Hören ältere Fans denn auch Ihre Songs von Rammstein und den Ärzten?

Heino: Ich habe „Junge“ beim Frühlingsfest der Volksmusik gesungen. Wenn ich fertig bin, dann höre ich Geschrei und weiß, dass wieder junge Leute in der Halle sind. Die Älteren müssen sich daran gewöhnen. Ich kann eben nicht ausschließlich für die Älteren singen. Da gibt es ja schon 1500 Hits.

Heino: "Michael Wendler macht manchmal eine unglückliche Figur" 

Ist nach dem ersten Cover-Album schon Schluss mit Rockstar?

Heino: Ich habe noch Optionen für zwei CDs. Da wird es noch etwas Gutes geben. Ich lasse mich von jungen Leuten beraten. Von Cro gibt es zum Beispiel das Lied „Einmal um die Welt“. Also überlege ich, soll ich das jetzt machen oder nicht.

Welche Ideen für passende Rock-Stücke spuken noch in Ihrem Kopf umher?

Heino: Durch den ganzen Rummel habe ich mich noch nicht so intensiv damit beschäftigt. Die Prinzen haben mal gesungen: „Das ist alles nur geklaut“. Ich frage mich, haben die Prinzen noch den Funken bei den jungen Leuten? Von Heinz Schenk gab es mal „Es ist alles nur geliehen“. Es gibt nicht nur Neues.

Welche Musik gefällt Ihnen persönlich?

Heino: Das Lied „Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller kannte ich gar nicht. Ich habe mir das angehört und gedacht, das ist doch einmalig. „Ich wollte dir, nur mal eben sagen…“ (singt) Das ist eines meiner Lieblingslieder.

Und wie wäre es mit Michael Wendler und „Sie liebt den DJ“?

Heino: Vom Wendler würde ich nichts singen. Das muss ich nicht tun, weil mir die Sachen eh nicht gefallen. Ich würde etwas von Jürgen Drews covern, der hat gute Lieder gemacht, etwa den Song mit den Wunderkerzen. („Wenn die Wunderkerzen brennen“, Anm. d. Redaktion) Aber ein Wendler sagt mir persönlich nicht zu. Der macht manchmal eine unglückliche Figur.

Würden Sie englischsprachige Songs singen?

Heino: Nein. Wir haben so eine schöne Sprache. Da muss ich nicht auf eine Sprache zurückgreifen, die nicht meine ist. Wir müssen uns doch nicht schämen: Wir haben Berge, Seen, Biere, hübsche Frauen – wir haben doch alles.

Der Kult um Sie treibt manchmal seltsame Blüten. Was haben Sie gedacht, als Sie Ihren Kopf zum ersten Mal in Form eines Weingummis gesehen haben?

Heino: Och, das ist aber ein hübsches Kerlchen. (lacht)