Essen. Mit der Serie „Der Tod ist kein Beinbruch“ untermauerten die Missfits einst ihren Kultstatus. Nun erscheinen die Comedy-Folgen auf DVD. Wir fragten Frau Jahnke, warum ihre Serie um ein chaotisches Bestattungsinstitut ein allzu jähes Ende ereilte.
Fast zehn Jahre ist es her, da machten die Missfits, Gerburg Jahnke und Stephanie Überall, großes Fernsehen: „Der Tod ist kein Beinbruch“ war eine grandios komische und ebenso anrührende Comedy-Serie, die längst Kultstatus genießt. Verwunderlich nur, dass die sechs Folgen erst jetzt auf DVD erscheinen. Wir fragten Frau Jahnke mal, warum ihre Serie um ein chaotisches Bestattungsunternehmen und die hingebungsvolle Hassliebe zweier ungleicher Schwestern ein allzu jähes Ende ereilte.
Sagen Sie mal, Frau Jahnke, was haben Sie getan, als Sie die DVD von „Der Tod ist kein Beinbruch“ in Händen hielten?
Gerburg Jahnke: Ich wollte nur mal eben reinschauen, um zu sehen, wie das Menü gestaltet war. Und dann bin ich hängen geblieben und habe alle sechs Folgen hintereinander geguckt. Ich bin einfach nicht davon weg gekommen. Ich hatte so einen Spaß.
Sehen Sie sich gern im Fernsehen? Sie könnten ja mit der DVD jeden Abend ...
Jahnke: Also, wenn das soweit kommt, dann rufe ich in der Klinik an, dann sollen sie mich in die Geschlossene einweisen.
Warum ist die Serie damals eigentlich nicht fortgesetzt worden?
Jahnke: Das war sehr unerquicklich. Der WDR ist mit dieser Serie nach unserem Empfinden sehr lieblos umgegangen. Es gab keine regelmäßigen Ausstrahlungstermine.
Es wurde immer mal irgendwann ausgestrahlt, man musste schon in der Fernsehzeitschrift nachschlagen. Dann hatte es oft einen ganz miserablen Vorlauf. Wenn wir am Samstagabend kamen, lief vorher, meinetwegen, eine lange Dokumentation über den Holocaust.
Aber das wäre ja lebensbedrohlich für jede Comedy-Serie ...
Jahnke: Und nicht nur für die. Wir haben gesehen, wie man es besser macht. Denn kurze Zeit darauf begann Vox mit „Six Feet Under“. Da konnte man mal lernen, was Werbung ist. Da waren riesige Plakate mit Motiven aus der Serie überall zu sehen. Und der Sendetermin war fest, du wusstest nach ganz kurzer Zeit, das läuft immer wieder am gleichen Abend zur gleichen Zeit.
Wieso hat der WDR sich damals denn gegen eine Weiterführung entschieden?
Jahnke: Das war eine Entscheidung des WDR, die ich bis heute noch nicht verstanden habe. Es ist so, dass in Deutschland die Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem Potenzial sehr unklug umgehen. Und man merkt auch teilweise, dass sie nicht aufs Geld gucken müssen. Da wird einfach nicht so viel in Werbung und Vorlauf gesteckt wie bei den Privaten, so dass man so eine Sache zumindest mal drei, vier, fünf Monate laufen lässt und schaut, ob die nicht auch wachsen kann.
Wir hatten wegen der schlechten Sendetermine zuerst keine außergewöhnlich guten Einschaltquoten. Erst bei den Wiederholungen erzielten wir ziemlich hohe Quoten. Da hat man das gemerkt. Da haben wir Mails bekommen. Die Leute wollten wissen, wo man das kaufen konnte, weil sie gern alle sechs Folgen sehen wollten.
Hatten Sie beim Dreh keine Angst vor Ruhrgebiets-Klischees?
Jahnke: Also, wir haben auf der Ripshorster Straße in Oberhausen, direkt hinter der Neuen Mitte, gedreht. Da gab es die Szene, wo wir den ersten Toten abholen mussten und zum Schnaps eingeladen wurden. Als wir da waren, haben die Nachbarn, die dort wohnten, für uns und für das Filmteam Kaffee und Kuchen gemacht. Hinter der Kamera lief also alles genau so ab wie vor der Kamera – nur ohne Leiche.
Da kamen ein paar aufgeregte Frauen in Kittelschürzen an und sagten: Wir haben mal ein bisschen gebacken. Und wir so: Yeah! Das Kölner Drehteam fand das granate, weil das komplett den Erwartungen ans Ruhrgebiet entsprach. So haben wir im kleinen Garten hinter dem Haus gesessen und Kaffee und Kuchen bekommen. Das fand ich sehr, sehr schön. Weil die Leute stolz waren: Frau Jahnke und Frau Überall drehen in ihrer Heimatstadt.
Sie führen auf der Bühne selbst Regie. Hätte es Sie in diesem Falle auch fürs Fernsehen gereizt?
Jahnke: Nein, nein, das ist so was von anders, das ist ein völlig anderes Handwerk.
Hat die Trennung der Missfits auch zum Ende der Bestatterserie beigetragen?
Jahnke: Alle fanden das Ende sehr schade, auch Stephie und ich. Obwohl damals unsere Trennung anlag, sagten wir: Wenn wir irgendetwas weitermachen, dann diese Serie. Allein die Grundkonstellation: Zwei Frauen, die keine Ahnung haben, leiten ein Bestattungsinstitut. Dass das ganz viele Themen birgt, war klar. Die beiden Frauenfiguren waren schillernd, auch ihr Assistent war eine tolle Figur.
Und lebte die Serie nicht von der gegenseitigen Reibung zwischen Ihnen und Frau Überall?
Jahnke: Natürlich, es basierte ja auf einem Stück, das Stephie und ich eineinhalb Jahre vorher gemacht hatten. Das hieß: „Wo niemand wartet“ und es ging darum, dass die beiden Missfits-Figuren Matta und Lisbet ein Beerdigungsinstitut geerbt hatten.
Zwischenzeitlich haben sie und Stephanie Überall ja auch wieder zusammen gearbeitet. Haben Sie mal an einen Neuanfang zumindest der Serie gedacht?
Jahnke: Es gibt immer mal Nachfragen. Der WDR macht ein Controlling, das heißt, die überprüfen ihre Fernsehgesichter. Dann stellen sie fest: Die Leute mögen dieses Gesicht sehr und jenes Gesicht weniger. Dann kriegt man Sympathiepunkte.
Und nachher fragen sie manchmal: Gerburg, sollen wir nicht mal was anderes machen? Aber da ich weiß, wie kurzlebig solche Ergebnisse sind, lasse ich das lieber. Denn wenn beim nächsten Controlling die Leute sagen: Das Gesicht von Frau Jahnke wollen die Leute nicht mehr sehen, dann wäre ich genauso schnell wieder weg vom Fenster.
Also keine Chance auf neue Bestatterfolgen?
Jahnke: Das, was wir damals gemacht haben, das kann man nicht so wiederholen. Das ist auch eine Leiche, wenn auch eine sehr schöne.
Gerburg Jahnke in Farbe und live:
Die Missfits: Gerburg Jahnke und Stephanie Überall „Der Tod ist kein Beinbruch“, ca. 180 Minuten, Bear Family Records, 15 Euro
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