Essen. . Elton John erzählt in seinem ersten Buch vom Kampf gegen die Immunkrankheit. Seine Botschaft: Millionen Neuinfektionen könnten mit einfachen Mitteln verhindert werden – wenn einfach die bereits erkrankten ordentlich behandelt würden.

Wir alle kennen Elton John als Musiker. Doch mit einem hat er das Leben vieler Menschen weit mehr verändert als es seine Songs getan haben. Es ist der Kampf gegen Aids, dem er sein erstes Buch gewidmet hat. Es ist ein Sachbuch, aber eines, das unausweichlich mit seiner Biografie verknüpft ist. Es ist vielleicht nicht das beste Buch, das je zu diesem Thema geschrieben wurde, aber es ist ein wichtiges. Weil Elton John durch seine Prominenz besser als Galionsfigur im Kampf gegen das HIV-Virus taugt als jeder andere und als Gründer einer eigenen Aids-Stiftung über jeden Zweifel erhaben ist, für seine eigene Sache Werbung machen zu wollen.

Und so tut Elton John auch das, was ihm vielleicht schwerer gefallen ist, als stundenlang über die Krankheit zu sprechen, Statistiken zu zitieren und an Menschlichkeit zu appellieren. Er wird ganz persönlich.

Ein Jahrzehnt des Todes

Die ersten drei Kapitel sind ergreifend, denn hier beschreibt er zunächst seine Freundschaft mit dem Jungen namens Ryan, der an der Bluterkrankheit litt und sich durch eine Behandlung mit einem infiziertem Blutplasma-Mittel ansteckte. Ryan machte in den 80er-Jahren weltweite Schlagzeilen, weil er aus der Schule verbannt und in seiner Heimatstadt gemieden wurde. Er gehörte zu keiner der vorurteilsbehafteten Risikogruppen und musste doch leiden, weil in seiner Umgebung keiner darauf vertraute, dass Aids nicht durch alltäglichen Kontakt, sondern nur durch Blut oder Sex übertragen werden kann. Elton John, dessen Lebenswandel zu dieser Zeit nicht gerade vorbildlich gewesen ist, kümmerte sich um Ryan – und er begleitete ihn bis in den Tod.

In diesem Jahrzehnt erkrankten zahlreiche von Johns Freunden an Aids, unter ihnen Freddie Mercury. Doch John kämpfte zunächst mit anderen Dämonen. Und erst die Worte seines damaligen Lebenspartners Hugh weckten ihn auf „Du bist drogensüchtig. Du bist Alkoholiker. Du bist fresssüchtig. Du hast Bulimie. Du bist sexsüchtig“. Das weckte ihn auf. Das im Entzug erfahrene Mitgefühl der anderen brachte ihn dazu, mit seinem Leben selbst etwas Sinnvolles für andere Menschen anzufangen.

Radikal reduziertes Risiko

Elton Johns Buch enthält eine weitere wichtige Botschaft, die im Kampf gegen Aids entscheidend sein kann. Im Gegensatz zu Krebs, Herzinfarkten, Schlaganfällen und Diabetes lässt sich die Krankheit besiegen oder zumindest extrem eindämmen. Und das durch einfachste Mittel: Aufklärung, Gratiskondome und Austauschprogramme für Nadeln. Außerdem: Bei bereits infizierten Menschen sinkt die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe an einen Sexualpartner um 96 Prozent, wenn sie behandelt werden. Eine so radikal reduzierte Ansteckungsrate könnte viele Millionen Neuinfektionen verhindern.

Allein wegen dieser Erkenntnis ist Elton Johns Buch wichtig. Und deshalb verzeiht man ihm auch, dass er ein wenig zu viel Promitalk einbaut und nicht mit jedem seiner Vergleiche ein glückliches Händchen beweist. Diese Botschaft istes, die zählt.

  • Elton John: Love Is The Cure. Hoffmann & Campe, 222 S., 19,99 Euro