Essen.. Elton John, der mit seiner „Candle In The Wind“-Version für Prinzessin Diana die Herzen von Millionen erreichte, wird Sonntag 65 Jahre. Die Hallen füllt der Pop-Superstar immer noch, neue Hits gibt’s nicht. Ein Leben zwischen Erfolg und Exzess.
Reginald Kenneth Dwight heißt er noch, als er mit 15 zum ersten Mal auftritt. In einem dieser englischen Pubs, die bekannt sind für ihr warmes Bier und ihr lautes Publikum. „Verzieh dich“, grölen die Besucher, als der Teenager hinter dem Piano Platz nimmt, und bewerfen ihn mit leeren Chips-Tüten und vollen Aschenbechern. Doch der Junge bleibt, kommt sogar wieder in der nächsten Woche. Und ein paar Jahre später zahlen die Leute viel Geld, um ihn am Klavier zu sehen. Aber da nennt er sich auch schon Elton John. Sonntag wird er 65 Jahre alt. Von Rente aber spricht niemand.
Eine fantastische Stimme hat die Natur ihm geschenkt. Doch der Körper, in dem sie steckt, kann da nicht mithalten. Leicht übergewichtig und stark kurzsichtig ist der Sohn eines Soldaten, trägt dicke Brille zu dünnem Haar. Popstars sehen anders aus. Deswegen wollen sie ihn auch nicht haben in den Bands, bei denen er sich vorstellt im London der späten 1960er-Jahre. Doch auch die Solo-Singles, die John unter seinem neuen Namen aufnimmt, verstauben in den Regalen. Bis er den Bernie Taupin kennenlernt. „Er ist der Bruder, den ich nie hatte“, schwärmt Elton, „der beste Freund, den man sich vorstellen kann.“
GeburtstagMit dem Erfolg kommen die Exzesse, mit dem Ruhm die Exzentrik
Ein genialer Texter ist er allerdings auch. Die Single „Your Song“ bringt 1970 den Durchbruch. „Daniel“, „Crocodile Rock“, „Benny & The Jets“ – lange Zeit jagt ein Hit den anderen. Mehr als 2000 Konzerte gibt Elton John in den nächsten Jahren, macht sein Leben zu einer immerwährenden Tournee und verkauft bis heute rund 250 Millionen Schallplatten. Doch mit dem Erfolg kommen die Exzesse, mit dem Ruhm die Exzentrik. Federboas, ausgefallene Brillen und Plateaustiefel sind nur der Einstieg für seine immer aufwändiger werdenden Konzert-Outfits. Bald schon steht er als Freiheitsstatue, Banane oder Donald Duck auf der Bühne.
Immer extremer wird das Leben des „Rocket Man“. John leidet unter Bulimie und Verschwendungssucht. Er kauft Luxus-Autos, mit denen er nicht fährt und Villen, in denen er nicht wohnt. Flaschenweise kippt er den Alkohol in sich hinein, schnupft Kokain wie Nasenspray.
„Bei manchen Konzerten bin ich auf die Bühne gegangen und wusste anschließend nicht mehr, was ich dort gemacht hatte.“ Ja sogar an die Produktion ganzer Alben kann er sich später nicht mehr erinnern. Wenn er heute über die schneebedeckten Alpen fliege, denke er an „all den Schnee, den ich bereits genommen habe“, hat er mal erzählt. Was nahelegt: Es war nicht wenig. Jedenfalls so viel, dass er sich 1983 in dem Song „I’m Still Standing“ selbst wundert, dass er noch da ist.
„Candle In The Wind“ - neue Version für Lady Diana
Drogen und Alkoholsucht bekommt er in letzter Sekunde in den Griff. Sein Privatleben bleibt chaotisch. 1984 heiratet er die deutsche Tontechnikerin Renate Blauel. Eine Alibi-Ehe, die nach vier Jahren geschieden wird. Weil John schwul ist, wie er 1990 zugibt.
Mit seinen Liedern ist er da längst auf dem Weg zum Balladenkönig. „Queen Mom des Pop“ nennen ihn verzweifelte Kritiker. Was seine Fans nicht stört. „Can You Feel The Love Tonight“ wird Johns größter Hit seit Jahren. Die Nummer aber, die ihn unsterblich macht, die singt er, weil eine Freundin von ihm gestorben ist. Nach dem Tod von Lady Diana nimmt Elton John eine neue Version von „Candle In The Wind“ auf. Es wird die meistverkaufte Single aller Zeiten.
Musikalisch ist es mittlerweile ruhig geworden um Sir Elton John. Ausverkaufte Konzerte ja, neue Hits nein. Ist auch nicht nötig bei einem geschätzten Vermögen von einer Viertelmilliarde Pfund. Das reicht für eine ordentliche Geburtstagsfeier. Eine Gelegenheit, bei der John gelegentlich über die Stränge schlägt. Vor ein paar Jahren etwa war sein Kostüm so aufwändig, dass er in kein Auto passte. Zur eigenen Party ist er aber doch gekommen.
Auf der Ladefläche eines eilig gemieteten Möbelwagens.