Essen. . Songschreiber Richard Hawley singt auf seinem neuen Album trübselige Lieder über Tod und Sonnenschein. Der Mann mit dem sanften Bariton kehrt mit „Standing At The Sky’s Edge“ wieder zurück zum Rock’n’Roll.
Manchmal wird Richard Hawley von seiner Frau gefragt, warum er so trübselige Lieder schreibt. Dann zuckt er mit den Schultern, grübelt bei einem tiefen Zug aus der Zigarette und weiß es am Ende selbst nicht so genau. „Es ist nicht so, dass ich unglücklich verheiratet wäre. Oder ich mit Musik ein Gegenstück zu meinem sonstigen Leben schaffen müsste“, sagt der britische Songwriter. „Ich bin nun mal ein elender Bastard!“
Hawley lacht unter seiner Sonnenbrille hervor. Er trägt schwarze Lederjacke und eine gegelte Tolle. Mit seinem neuen Album „Standing At The Sky’s Edge“ ist der Mann mit dem sanften Bariton wieder beim Rock’n’Roll angekommen. Die Streicher, die seinem letzten Album „Truelove’s Gutter“ so ungeheuer schmeichelten, hat er vollständig verbannt. „Live ist meine Musik viel dynamischer. Das wollte ich auf dieser Platte mit der Band einfangen“, meint er.
So hat es mit ihm und der Musik ja auch angefangen. Stundenlang spielte er als junger Mann Gitarre. „Mit 15 nahm mich mein Onkel mit auf Tour. Wir spielten im Stripclub auf der Reeperbahn. Ich musste aufgrund meines Alters in den Club eskortiert werden.“
Sein Künstler-Ego blühte auf
Erst als Hawley musikalisch mit Jarvis Cocker anbandelte und sich kurz vor der Jahrtausendwende Pulp als Gitarrist anschloss, schien sein Künstler-Ego aufzublühen. Er traute sich mit seinem Crooner-Gesang vors Mikro, veröffentlichte 2001 sein gefeiertes Solo-Debüt.
Auf Studioalbum Nummer Sieben, das er abermals nach einem Platz in seiner Heimatstadt Sheffield benannt hat, klingt sein Sound ungewohnt psychedelisch. Der hymnische Eröffnungssong „She Brings The Sunlight“ mutet an, als hätten The Stone Roses, The Verve und Pulp gemeinsame Sache gemacht. Auf der Single „Leave Your Body Behind“ verpackt Hawley das Thema Tod in Songform und stellt Sinnfragen. „Mein Großvater sagte: Wenn ein alter Mann stirbt, verliert die Welt eine Bibliothek. Aber nun werden seine Gedanken durch mich neu verteilt. Es sind also nicht nur Moleküle, die überleben.“
Gleiches gilt für seinen Helden Elvis Presley. Mit dessen Tochter Lisa Marie sang Hawley 2009 in London bei seinem Konzert ein Duett. „Da gab es diesen Moment, wo ich über das Monitor-Pult schaute, und Lisa Marie mit ihrer Mutter Priscilla dort stehen sah. Das war für mich unglaublich.“
Ein Song mit Lisa Marie Presley
Der gemeinsam geschriebene Song „Weary“ wird auf Lisa Maries Album erscheinen. „Sie hat mich um Zusammenarbeit gebeten, nachdem sie meine Platten gehört hatte“, berichtet Hawley. „Meine Musik verteilt sich wie Tinte im Wasser. Es ist komisch, an welch außergewöhnliche Ecken sie es schafft.“
- Richard Hawley „Standing At The Sky’s Edge“ (Parlophone/EMI)