Dortmund. . Erinnern Sie sich noch an Britpop? Das Genre, das in den Neunzigern Bands wie Pulp, Blur und Oasis groß machte? Der Engländer Richard Hawley verleiht dieser Stil-Richtung viel Frische, aber auch eine gehörige Portion niveuvolle Schwere.
Britpop – das ist doch total Neunziger, oder? 1996, Oasis, Fußball-EM und so. Lange her, längst vergessen. Und jetzt kommt ein Engländer daher, schnappt sich den Sound der Neunziger, den er als Gitarrist der Band Pulp bedeutend mitprägte, reist mal kurz in die Sechziger, um auf seinem Album „Standing at the Sky’s Edge“ leicht entrückt im Hier und Jetzt zu stehen.
Nicht erschrecken, Sie haben das richtige Album eingelegt. Das klingt nur so, als liefe da „Within you without you“ von Sgt. Pepper’s. Richard Hawley setzt nur auf geniale Weise fort, was Britpop in den 90ern angefangen hat: das selbstvergessene Schwelgen in alten, besseren Zeiten, als englische Bands die Musikwelt dominierten. Hawley würzt diese Musik mit einer Portion Schwermut und düsteren Gitarrenbrettern, versetzt mit psychedelischen Blues-Anleihen.
„Standing at the Sky’s Edge“ packt den Zuhörer vom ersten Ton an und lässt ihn nicht mehr los. Das Album ist keine leichte Kost für den kurzen Hörgenuss zwischendurch. Ein Ausflug in seichtere Gefilde ist das federleichte „Seek it“, ansonsten zieht Hawley die Sache konsequent durch und liefert ein bärenstarkes Album mit neun ebensolchen Songs ab.