Essen. . Die Band Susanne Blech produziert radikalen Elektro-Pop, wie man ihn im Ruhrgebiet nie vermuten würde. Ihr erstes Album bezeichnet sie noch als unhörbar, das zweite hingegen ist hart, dancig und der geeignete Sound für eine Indie-Elektro-Pogo-Party.

Wer will noch Frida Gold hören, wenn er Susanne Blech haben kann? Wenn junger Ruhrpop derzeit durch zwei entgegengesetzte Pole definiert werden müsste, ginge kein Weg an diesen beiden Bands vorbei. Die ersteren an der Grenze zur Seichtheit, ­Susanne Blech hingegen mit einem an der Grenze zum Wahnsinn kratzenden, radikalen Elektro-Pop, wie ihr neues Album „Triumph der Maschine“ beweist. „Ich weiß natürlich, dass unser Sound viel härter ist als herkömmlicher Elektro-Pop und viel danciger, ich finde den Begriff aber trotzdem gut“, sagt Sänger und Schreiber Timon, der seine Textcollagen in einem Ton sprechsingt, der gezielt nervig sein will. Entsprungen sind Susanne Blech, die ihre Heimat irgendwo zwischen Herne, Bochum, Essen, Düsseldorf haben, dem Tengu Basement, einem Künstlerkollektiv, zu dem auch Danja Atari und Sola Plexus gehören.

„Unser erstes Album konnte man sich nicht wirklich anhören, das war völlig schrecklich. Es sind ein paar coole Songs darauf, aber es hat nur live funktioniert“, sagt Timon. Erst mit dem zweiten Album haben Susanne Blech nun genau definiert, in welche Richtung ihr Sound gehen soll, elektrisch, tanzbar, clean – in den 80ern verwurzelt wie im Techno, von den Texten her gemahnen sie an die ersten beiden Blumfeld-Alben. Einen Sound wie diesen würde man deshalb auch eher in Hamburg vermuten. Aber der Vergleich etwa mit dem dortigen Audiolith-Label hinkt.

„Wir haben halt immer diesen völlig wahnsinnigen Touch im Sound, wohingegen Audiolith auch im klassischen Techno verwurzelt ist“, sagt Timon. Dennoch machen sie elektronische Musik, bei der sie volle künstlerische Kontrolle haben. Und trotz der Radikalität im Sound wollen sie kein Underground sein. „Entweder man macht Musik und will damit maximalen Erfolg haben. Oder man möchte halt Underground bleiben, weil man es nicht besser kann. Wir wollen Erfolg. Deshalb sind wir Pop.“

Zwischen Helmut Kohl und Robocop

Über den Inhalt der Songs von Susanne Blech lässt sich schwer etwas sagen, denn es handelt sich tatsächlich um zu Miniaturen geformte Versatzstücke, die nur durch ihren Bezug zu den letzten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts auffallen. Da geht es um Vietnam, Helmut Kohl, Wiedervereinigung und Robocop, verbunden aber eher durch ästhetische als durch inhaltliche Bänder. „Ich könnte nicht sagen, worum es in meinem Song ,Die Maschinen laufen heiß’ genau geht. Aber ich kann jeden Satz darin vertreten. Gute Kunst funktioniert immer so, dass sie für Interpretationen offen ist. Sonst wäre sie auch langweilig.“

Die maximale Party aus dem Sound ziehen

Und das sind Susanne Blech gewiss nicht, schon gar nicht live, wenn sie zu den harten Beats mit voller Bandausstattung abrocken. Es geht darum, die maximale Party aus dem Sound zu ziehen, besonders für Sänger Timon. „Wenn ich rausgehe auf die Bühne, dann legt sich bei mir ein Schalter um. Genau wie bei den anderen. Wir sind ein paar echte Rampensäue.“

  • Susanne Blech: Triumph der Maschine (z-muzic/Broken Silence). 28.1. Castrop-Rauxel, 10.2. Hagen