Essen..

Der Antiheld in Michael Weins Roman „Lazyboy“ irrt durch die Welt: Türen spucken ihn an unbekannten Orten aus. Ein faszinierendes Gedanken-Experiment, das jedoch von Seite zu Seite skurriler wird.

Wenn Heiner Boie durch eine Tür geht, heißt das nicht, dass er auch im angrenzenden Raum herauskommt. Manchmal spuckt ihn eine Tür auch an einem anderen Ort aus. Dann steht er statt vor dem Eingang eines Clubs am Beckenrand eines Schwimmbads – und das mitten in der Nacht. Oder er landet anstatt vor dem Supermarkt ohne Umwege in der eigenen Wohnung – wie ungemein praktisch, wenn der Arm voller Tüten schwer wird. Heiner Boie könnte ein Superheld sein, wenn er nur die Türen endlich beherrschen würde. Doch die Türen machen mit ihm, was sie wollen.

„Lazyboy“ heißt der neue Roman von Michael Weins, dessen eingängige Sprachmelodie im letzten Buch „Delfinarium“ auf weitere gute Geschichten hoffen ließ. „Lazyboy“ nennt sich auch Heiner Boie, obwohl der 35-Jährige schon lange nicht mehr unter diesem Namen Platten auflegt. Heute schreibt er für Szene-Magazine. Aber dies erfüllt ihn nicht. Und auch die Beziehung zur treuen Monika hält ihn nicht davon ab, sich umzusehen. Zu dumm, dass er noch mal auf Toilette muss, als er in Holland mit einer Blondine auf ein Zimmer verschwindet. Diese unberechenbaren Türen: Und schon steht er wieder in seiner Wohnung in Hamburg, ohne Handy oder Hose.

Plötzlich landet er in Beek

Der Autor erzählt mit Humor, spielt mit dem faszinierenden Gedanken-Experiment, dem Reisen mit Türen. Er lässt Lazyboy zwar nicht durch Zeiten springen, aber in eine Parallelwelt. Und diese Tür hätte er nicht öffnen sollen. Überflüssig und wirr wirkt die Fantasie-Stadt Beek (Nicht zu verwechseln mit dem Duisburger Stadtteil Beeck). Dort gibt es zwar eine geheimnisvolle Tür, aber keine Jahreszeiten, selbst die Menschen altern nicht. Und dann treten auch noch Doppelgänger auf. Dies erklärt schließlich, warum der Autor am Anfang Monika versehentlich als Arzttochter bezeichnet. Dabei hat nur ihre Doppelgängerin in Beek einen Mediziner zum Vater.

Am liebsten möchte man den zweiten Teil des Buches streichen und Weins bitten, dort noch mal neu und hinter anderen Türen zu schauen. Denn auch das Ende kann einen leider nicht versöhnen.

  • Michael Weins: Lazyboy. Mairisch, 335 Seiten, 18,90 Euro