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Wissen ist wichtig, doch letztendlich entscheidet die Persönlichkeit, wer in der Berufswelt Karriere macht. Diesem Satz werden viele Menschen zustimmen. Doch was meint „Persönlichkeit“ eigentlich?
Holgar Raulf, der als Leiter der Personalplanung im Medienkonzern Axel Springer gearbeitet hat, geht dieser Frage nach in seinem Buch „Gefragt ist Persönlichkeit – Welche und wie viel darf es sein?“
Der Ansatz ist durchaus spannend. Liest man doch in Stellenanzeigen oder Berufsbeschreibungen Anforderungen wie „unternehmerisch denkende Persönlichkeit“. Raulf thematisiert, wie unterschiedlich solche Worthülsen mit Inhalt gefüllt werden. Und wie sehr am Ende bei der Personalauswahl dann doch Faktoren wie Antipathie oder Angst vor zu großer Intelligenz wirken. Dabei fördere Aufrichtigkeit den Unternehmenserfolg, Intrigantentum verhindere ihn. Raulf betont, wie wichtig es ist, Stärken zu stärken, dass am Ende Leistung mehr zählt als Netzarbeit und eine Führung, die nicht auf Gehorsam setzt, sondern Eigenmotivation fördert. Zudem sei es elementar, immer wieder an seiner Persönlichkeit zu feilen . . . All diese Ausführungen wirken wie ein Rundlauf auf dem großen Feld der Personalentwicklung.
Der Autor betont anfangs, er werde kein wissenschaftlich fundiertes Buch schreiben. Dagegen ist nichts einzuwenden, ein gutes Praxisbuch ist immer willkommen. „Gefragt ist Persönlichkeit“ enthält auch durchaus ein paar gute Gedanken für den Berufsalltag. Jedoch hat man die meisten schon an anderer Stelle strukturierter vermittelt. Der Nutzwert dieses Buches ist verschwindend gering. Für wen hat der Autor es eigentlich geschrieben?
Das „Verknotungsdilemma“
Schließlich scheint Holgar Raulf doch noch zu versuchen, dem Ganzen einen wissenschaftlichen Glanz zu verleihen. Er stellt Definitionen von „Persönlichkeit“ vor. Aber anstatt sich für eine zu entscheiden – oder selbst eine zu formulieren –, um damit weiterzuarbeiten, thematisiert er nur verschiedene Ideen dazu. Lediglich die Grundelemente, die seines Erachtens zu einer Persönlichkeit gehören, benennt er: Bildung, Intelligenz, Engagement, Souveränität, Kreativität und Charakter. Und dann zitiert Raulf wieder Dichter und Denker. Dabei verknotet er sich derart, dass einer seiner selbst kreierten Begriffe auch sein eigenes Buch gut beschreibt: das „Verknotungsdilemma“.
- Holgar Raulf: Gefragt ist Persönlichkeit – Welche und wie viel darf es sein? Signum, 237 Seiten, 24,95 Euro