Kevelaer. .
In Kevelaer können die Priester in neuester Mode stöber. Denn auch ihr Geschmack verändert sich. Aber auch der Papst ist für einige Priester ein Vorbild in Modefragen. Gewänder, wie er sich trägt, sind begehrt.
Einmal so angezogen sein wie der Papst? Kein Problem, Priester, denen das 3900 Euro Wert ist, können sich ein Gewand, wie es Benedikt XVI. 2008 bei seinem USA-Besuch trug, in die heimische Sakristei hängen. Die „Kevelaerer Fahnen und Paramente GmbH“, eine Tochterfirma des holländischen Messgewandherstellers Stadelmeier, macht’s möglich.
Herrenausstatter
Wenn man so will, betreibt Geschäftsführer Gunter Maria Michel in dem Wallfahrtsort am Niederrhein den Herrenausstatter schlechthin. Auf den Kleiderstangen in seinem Laden hängen Messgewänder – oder wie es korrekt heißt Paramente – in Reih und Glied und in allen liturgischen Farben. Aber auch wer eine Albe, also das weiße Untergewand, oder eine Stola braucht, wird in Kevelaer fündig.
Aber gerade bei der Stola gibt es Veränderungen, erklärt Michel: „Eigentlich wird die Stola, unter dem Messgewand getragen. Sie ist das äußere Zeichen für die Priesterwürde.“ Seit den 70er-Jahren tragen jedoch viele Priester die Stola über dem Gewand. Ein weißes Gewand, dazu die Stola in der vorgeschriebenen liturgischen Farbe – fertig. Inzwischen habe sich der Trend jedoch überlebt, sagt Aart Stadelmeier. Und der muss es wissen, schließlich entwirft er Messgewänder – genau wie es schon sein Vater und sein Großvater im holländischen Nimwegen taten. Stadelmeier hat festgestellt, dass seine geistlichen Kunden wieder mehr Wert auf traditionellere Gewänder legen. Dafür sei auch der Papst verantwortlich: „Der Papst hat in gewissen Kreisen großen Einfluss. Tendiert ein Papst zur traditionellen Liturgie, merkt man es auch der Paramentik an.“
Motive und Symbole
So festgelegt die Priester auch bei der Farbwahl ihrer Gewänder sind, bei der Gestaltung gibt es keine Grenzen. „Alle Möglichkeiten, die die Kunst bietet, können auch in der Paramentik verwendet werden“, erklärt Michel. Wobei sich die Motive und Symbole im Laufe von Jahrhunderten nicht sehr stark verändert haben. Engel, Weinstock oder auch die Traube sind nach wie vor aktuell. Allerdings hat sich ihre Darstellungsweise verändert – hin zum Abstrakten. Vor allem die Computerstickerei ermögliche inzwischen viele Motive. Der klassisch-pausbäckige Engel auf dem Gewand ist nicht mehr gefragt.
Gleiches gilt für die Albe mit Spitze – einfach weil sie unter den langen wallenden Gewändern nicht mehr zur Geltung kommt. Stattdessen greifen die Kunden zu den schlichten weißen Untergewändern. „Die Spitzenalben stammen aus der Zeit, als vor allem die römische Kasel getragen wurde. Darunter kamen dann auch die kunstvollen Spitzen zur Geltung“, erklärt Michel. Im Gegensatz zur weltlichen Mode ging der Trend in Priesterkreisen also vom Mini zum Maxi. Auch das Material hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Anfang des 19. Jahrhunderts waren die alten Kasel hauptsächlich aus Seide und Seidenbrokat, hinterfüttert mit Leinen oder Baumwolle. Hergestellt wurden sie in Klöstern. Erst seit rund 200 Jahren gibt es Firmen, die sich auf Altargewänder spezialisiert haben.
Knitterarmes Material
In der Regel geben Michels Kunden übrigens keine 3900 Euro für ein Gewand aus. Auch für rund 1000 Euro könne sich ein Priester komplett und gut einkleiden, inklusive Stola, Albe und allem, was dazu gehört.
Klar geht’s auch billiger, dann ist das Gewand aber meist aus reinem Polyester und knittert fürchterlich. Deshalb greifen die meisten Priester zu einem Gemisch aus Wolle und Trevira, einer Polyesterart. Michel: „Das ist knitterarm und pflegeleicht.“