Velbert. .

Sieben Wochen anders leben. „Das klingt sehr vielversprechend, doch der Drang nach Veränderungen entspring in einem selbst“, ist Norbert Plenz überzeugt. Der ein oder andere hat gewiss von der „7-Wochen-Ohne“- Aktion der evangelischen Kirche gehört.

Dabei handelt es sich um die Fastenzeit zu Ostern. Die Aktion soll den Fastenden diese Zeit der Enthaltsamkeit erleichtern und sie in ihrer Entscheidung zu fasten vor allem motivieren.

Norbert Plenz, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Velbert, fastet selbst und sieht darin eine wahre „Befreiung für Kopf, Geist und Seele. Es geht wahrscheinlich vielen so, dass sie sich in ihrem Lebensablauf festgefahren haben. Durch das Fasten wird der Kopf freier und mit dem Verzicht hat man plötzlich mehr Zeit, Dinge zu tun, die man im Alltag immer aufgeschoben hatte.“

Auch Norbert Plenz weiß, dass viele Menschen mittlerweile eher auf Annehmlichkeiten verzichten, als traditionell auf Fleisch. „Das Fernsehen ist ein gutes Beispiel dafür“, sagt der Geistliche. Sieben Wochen ohne Fernsehen, und schon hat man ein schönes Buch in der Hand oder man wird plötzlich kreativ.

Selbstverständlich sei auch viel Durchhaltevermögen gefragt. Doch dafür sorge auch der kirchliche Verein „Andere Zeiten“, der mit seinen Fastenbriefen Menschen motivieren und ermutigen will durchzuhalten. Aber auch dazu, Erfahrungen auszutauschen. „Jeder entscheidet für sich selbst, ob er nun fasten möchte oder nicht.“ Schließlich sei es auch eine Übung in Selbstdisziplin. Hat man einmal die sieben Wochen geschafft, „dann ist es auch ein Erfolgserlebnis“, meint Plenz.

Von kleinen Fasten-Niederlagen solle man sich deshalb nicht herunterziehen lassen. Denis Sadovoi, ein russisch-orthodoxer Christ, hat sich auch am Fasten versucht. Sieben Wochen wollte er auf das Fernsehen verzichten. „Ich hatte einen schlechten Tag. In der Schule lief nicht alles gut, und dann sah ich nur noch diese verführerische Fernbedienung auf der Couch liegen. Im Nachhinein habe ich mich sehr darüber geärgert, dass ich nicht durchgehalten habe.“

Menschliche Niederlagen

„Doch im Grunde zählt der Wille und Gedanke“, meint Norbert Plenz. So eine Niederlage sei einfach menschlich. Ein anderes Mal hat Denis auf Musik verzichten wollen. Die Hoffnung auf das „Fasten“ wollte er nun doch nicht ganz aufgeben. „Ich habe gemogelt: Denn es fällt mir nicht schwer, auf Musik zu verzichten.“

Man könnte meinen, der religöse Aspekt würde beim Fasten kaum mehr eine Rolle spielen. Doch das sieht Norbert Plenz anders. „Viele nehmen während der Fastenzeit auch an dem kirchlichen Ablauf teil. Schließlich sei Ostern neben Weihnachten das größte Fest im Jahr.“ Menschen, die auf Reise gehen, halten sich trotzdem an die Karwoche und besuchen sogar den Gottesdienst im Ausland. „Das Fasten öffnet den Blick auf das Spirituelle“, erklärt Norbert Plenz.