Das Rad wurde auch in diesem Jahr nicht neu erfunden, einige interessante Details aber schon. Wir haben uns umgeschaut und fanden Tagfahrlicht, innovative Nabengetriebe und einen anspruchsvollen Zahnriemen-Antrieb.

So viel ist klar: Das Rad wird nicht mehr neu erfunden. Und für die meisten Freizeit-Radfahrer sind so existenzielle Fragen wie: Stahl oder Carbon? und: Falt- oder Rennrad? nicht entscheidend für den Fahrspaß, sondern vor allem Mittel zur Stilbildung. Was auch erklärt, warum wir Retro-, Design- und Singlespeed-Bikes so reizvoll finden.µ

Doch neben aller modischen Etikette hat das Fahrrad in diesem Jahr durchaus bemerkenswerte technische Neuerungen vorzuweisen. Wobei zurzeit vor allem zwei Komponenten offensichtlich genug Verbesserungspotenzial haben, um ständig neu erfunden zu werden: Licht und Getriebe.

Da geht einem auch tagsüber ein Licht auf. Foto: Marc Albers
Da geht einem auch tagsüber ein Licht auf. Foto: Marc Albers © WAZ Foto Pool

Hat sich in den vergangenen Jahren endgültig die LED-Beleuchtung mit Lichtstärken von 60 Lux und mehr durchgesetzt (die Straßenverkehrszulassungsordnung verlangt im Kernausleuchtungsbereich lediglich zehn Lux), können Radfahrer jetzt sogar den Autofahrern was vormachen: Nämlich wie man elegant Tagfahrlicht nachrüstet. Busch und Müller bietet Scheinwerfer mit vier oder sechs integrierten LED-Tagfahrleuchten, eine Sensorautomatik wechselt je nach Helligkeit zwischen Tag- und Nachtschaltung. Der Vorteil des Tagfahrlichts: Anders als herkömmliches Scheinwerferlicht strahlen die Tagfahr-Leuchten nach oben und sind damit für andere Verkehrsteilnehmer noch deutlicher zu erkennen. Deshalb übernehmen auch zwei der Tagfahr-Leuchten die integrierte Standlichtfunktion. Mit Preisen ab 65 Euro keine günstige, aber eine lohnende Investition für Radfahrer, die täglich im Straßenverkehr ums Gesehenwerden kämpfen müssen. Heller Trost für preisbewusste Radfahrer: LED-Technik mit 25 Lux gibt’s schon für unter 30 Euro.

Gut zählen können muss man auch beim Thema Schaltung. Trotz 30 Gang-Kettenschaltungen und 14-Gang-Naben lassen kleine und große Tüftler nichts unversucht, dass Radfahrer in immer neue Gänge kommen: Auf der Eurobike präsentierten zwei Stuttgarter eine 18-Gang-Tretlager-Schaltung mit einem Übersetzungsbereich von rekordverdächtigen 634 Prozent.

Stufenlos schalten

Während wir auf diese Neuerung noch mindestens zwei Jahre warten müssen – auch weil die Tretlagerschaltung spezielle Rahmen erfordert – sind andere schon marktreif: Das NuVinci-Nabengetriebe ist die erste stufenlose Fahrradschaltung und bietet in seiner jüngsten Entwicklungsstufe 360 Prozent – allerdings bei einem Gewicht von immer noch 2,5 Kilo. Sie ist in Kompletträdern schon ab 600 Euro zu bekommen.

Die Hoffnung auf eine neue Gattung hochwertiger, wartungsarmer und preiswerter Alltags- und Trekkingräder ab 1200 Euro ist mit der neuen Shimano Alfine 11-Gang-Nabe entstanden: Mit 350 Euro fast halb so günstig wie Rohloffs 14-Gang-Platzhirsch-Nabe bietet das 1,6 Kilogramm schwere Getriebe mit 409 Prozent ausreichend Spreizung für die meisten Freizeit-Radler.

Auch für extreme Belastungen

Nur die noch leichtere, aber deutlich teurere Rohloff Speedhub (750 Euro) bietet mit 526 Prozent noch mehr – also etwa so viel wie sehr gute Kettenschaltungen – und ist auch für extreme Belastungen zugelassen. Dafür kostet ein komplettes Rohloff-Rad auch mindestens 2000 Euro. Wer so viel oder noch mehr für ein Fahrrad investiert, kann sich neuerdings wenigstens die Kette sparen: Nicht die zum Abschließen, sondern die zum Ölen. Mit dem Gates-Zahnriemen-Antrieb: anspruchsvoll bei der Montage, wartungs- und geräuscharm im Betrieb. Womit wir ganz schön am Rad gedreht haben – und wieder beim Thema wären.

  • Die „Fahrrad Essen“ findet in der kommenden Woche vom 25. bis 27. Februar in den Messehallen 6, 8 und 9 statt, geöffnet ist täglich von zehn bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 8,50 Euro, ermäßigt 6,50 Euro, und berechtigt auch zum Besuch der „Reise und Camping“ sowie der „Angelsport Essen“.