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So klein und unscheinbar wirkt dieses Bändchen, und solch eine große poetische Kraft steckt zwischen den Buchdeckeln: Robert Williams hat mit „Luke und Jon“ einen berührenden Debütroman geschrieben.

Lukes Mutter ist gestorben. Bei einem Autounfall, als sie ihn abholen wollte. „Am Himmel hätte ein Schild auftauchen müssen, auf dem stand, dass sich mein Leben für immer verändert hatte. Doch da war nichts. Die Blumen standen immer noch im Garten, mein Schlüssel passte immer noch ins Schloss. Ich ging durch den Flur wie tausendmal zuvor, nur brachte mich diesmal jeder Schritt näher ans Ende meines alten Lebens und an den Beginn eines neuen, das ich nicht wollte.“ Mit seinem Vater, einem Spielzeugmacher, zieht Luke in eine Kleinstadt, in ein schäbiges Haus am Hang, das sie sich noch leisten können. Dem 13-Jährigen hilft das Zeichnen, dem Vater zunächst nur der Alkohol. „Zwei Fingerbreit Whiskey zu meinen Fischstäbchen mit Fritten“, beobachtet Luke, der Ich-Erzähler. Doch dann steht eines Tages Jon vor der Tür, ein Junge, der bei seinen Großeltern aufwächst, und selbst wie ein Opa gekleidet ist. „Er war seltsam. Mum hätte ihn gemocht.“

Das familiäre Geheimnis

Jon steht auch am nächsten Morgen vor der Tür, und am nächsten, und . . . dann kommt er auf einmal nicht mehr. Luke versucht ihn zu finden – und kommt dadurch Jons familiärem Geheimnis auf die Spur.

Der 33-jährige Autor verbrachte als Kind viel Zeit in einer englischen Bücherei, seine Eltern waren Bibliothekare. Später arbeitete er als Buchhändler, bis er diesen Roman über zwei Außenseiter schrieb, die erwachsen werden. Dafür wurde er mit dem englischen National Book Tokens Prize ausgezeichnet, der Buchhändler prämiert, die Romane schreiben. Ja, auch solch einen Preis gibt es.

Williams verzichtet in seinem Drama auf theatralische Momente. Er erzählt feinfühlig und packt langsam die Geschichte wie ein spannendes Geschenk aus. Er beleuchtet mit geschliffenen Sätzen die vielen Schattierungen des Lebens: Die idealen Lösungen gibt es nicht immer, aber schon mal einen überraschenden Neuanfang.

  • Robert Williams: Luke und Jon, BvT, 185 Seiten, 8,95 Euro