Essen. .

Promis unserer Tage verkaufen nicht bloß Platten oder Filme: Wer etwas auf sich hält, baut seinen Fanshop zum Modelabel aus. Es gibt Stilettos von Gwen Stefani, Unterhosen von Puff Daddy oder Miniröcke von Justin Timberlake.

Früher war alles ganz einfach. Da kosteten die Karten für gute Konzerte selten mehr als 35 Mark – und nach den Shows warteten vor der Halle zuverlässig die Schwarzmarkthändler und priesen ihre Ware an: T-Shirts! Poster! Lauwarmes Dosenbier! Zwar waren die Tourdaten auf den Shirts gern mal falsch geschrieben, und nach dem zweiten Mal waschen waren die Dinger meist völlig aus der Form, aber man hatte eine schöne Erinnerung an ein Konzert der „Rolling Stone“, wie es auf meinem alten Fanshirt mal so nett hieß. Wer fragt schon nach dem fehlenden „s“, es geht schließlich um Rock’n’Roll!

Eine Vorreiterrolle in Sachen eigener Mode füllt Victoria Beckham aus. Foto: afp
Eine Vorreiterrolle in Sachen eigener Mode füllt Victoria Beckham aus. Foto: afp © AFP

Die Stars von heute sind schlauer. Statt ihren Anhängern nur eine neue CD, einen Kinofilm und vielleicht eine Biografie zu gönnen, sind eine ganze Reihe von Promis fleißig damit beschäftigt, gleich ihre eigene Modelinie am Laufen zu halten. Denn wer so aussehen möchte wie Justin Timberlake oder Gwen Stefani, greift gern mal tiefer in die Tasche, um den Stil seiner Idole zu kopieren. Wenn die Klamotten dann sogar noch etwas taugen und ihren Preis halbwegs rechtfertigen, dann sind die Stars fein raus: Sie haben echten Geschmack bewiesen. Wie es die eingeschworenen Fans allerdings fertig bringen, auf den wahnsinnigen High Heels von Beyoncé über den Schulhof zu stöckeln, ohne aufs gepuderte Näschen zu fliegen, ist eine andere Geschichte.

Jennifer Lopez und Victoria Beckham waren die Vorreiter der Promi-Modelabel-Welle, andere haben längst nachgezogen – auch solche, von denen man einen Hang zum Chic überhaupt nicht erwartet hätte, wie etwa Ex-Oasis-Rüpel Liam Gallagher. Hier eine Reihe der wichtigsten Fanshops der ausgefallenen Art, bei Bedarf bestellen kann man die Mode in den meisten Fällen im Internet.

Sean John

Als Rap-Star scheffelte er Millionen, doch das war Sean Combs alias „Puff Daddy“ oder „Diddy“ längst nicht genug. Schon vor zwölf Jahren gründete er seine Modemarke Sean John, wo es zunächst vornehmlich Klamotten aus dem HipHop-Bereich wie schlabbrige Hosen oder schiefe Mützen gab. Doch je älter Combs wurde, desto luxuriöser wurde sein Geschmack: Heute vertreibt der 41-Jährige Anzüge (ab 220 €), Pullis (ab 40 €), Unterwäsche oder Jeans (ab 43 €) – meist für Herren, ein paar Sachen auch für Damen. In die Schlagzeilen geriet das Label, als der Vorwurf laut wurde, dass einige Anoraks mit dem Fell von Marderhunden gefüttert worden seien, woraufhin das Kaufhaus „Macy’s“ die Kleidung aus dem Sortiment schmiss. Der Rapper entschuldigte sich umgehend.

L.A.M.B.

Unter dem Titel L.A.M.B. bringt Sängerin Gwen Stefani seit vier Jahren ihre eigene Mode auf den Markt. Der Name steht als Abkürzung für ihr erstes Soloalbum: „Love Angel Music Baby“. Dank geschickter Promotion ist das Label inzwischen weltweit anerkannt und auf renommierten Modenschauen vertreten. Mit L.A.M.B. und ihrer zweiten Modelinie Harajuku Lovers richtet sich Stefani an junge Frauen: Schrill und frech sehen die Shorts, Tops, Blazer, Schuhe und Taschen zwischen 20 und über 1000 € aus. Die High Heels mit Mörder-Absätzen sind allerdings nur bedingt alltagstauglich.

Prettygreen

Da staunten die Britpop-Fans nicht schlecht, als Ex-Oasis-Sänger Liam Gallagher im Sommer 2009 mit einer eigenen Kollektion an den Start ging. Er habe woanders halt einfach nichts Schickes mehr zum Anziehen gefunden, begründete Liam gewohnt großspurig seinen Schritt in die Modewelt. Prettygreen, benannt nach einem Song von The Jam, bietet recht schlicht gehaltene Männermode im Mod-Style: Pullis, Polohemden (ab 50 €), Jeans (ca. 100 €), Parkas (190 bis 695 €) und Seidenschals (28 bis 100 €), dazu todschicke Desert-Boots (160 €). Mittlerweile gibt’s Boutiquen in London, Glasgow und Manchester. Was er auf eine einsame Insel mitnehmen würde, ist Liam gefragt worden, und er meinte herrlich schnoddrig: „Natürlich einen Prettygreen-Parka. Scheißegal, ob’s da heiß ist!“

Twenty8Twelve

In welchem größeren Film Sienna Miller zuletzt mitgespielt hat, da muss man schon eine Weile überlegen. Doch die blonde Schauspielerin ist trotzdem dick im Geschäft: vor allem dank ihres Labels Twenty8Twelve, das Miller gemeinsam mit ihrer Schwester Savannah betreibt, die tatsächlich Designerin von Beruf ist. Edel, schnörkellos und manchmal etwas androgyn im Bohème-Stil: So wirkt ihre Damenmode, für die die Miller-Schwestern großes Lob von der Fachwelt ernten. Die Shirts, Kleider und Blazer kosten ab 80 bis über 300 €.

Online-Shop: www.jades24.com

Sänger Justin Timberlake (l) und Trace Ayala sind der Kopf der Modemarke „William Rust“. Foto: Getty
Sänger Justin Timberlake (l) und Trace Ayala sind der Kopf der Modemarke „William Rust“. Foto: Getty © AFP

William Rast

Ein echter Überflieger, dieser Justin Timberlake! Er ist Musiker, Schauspieler, hat einen Schlag bei Frauen – und Modeschöpfer ist er auch noch. 2006 gründete er mit seinem Kumpel Trace Ayala das Label William Rast, benannt nach den Großvätern der beiden Herren, und ebenso traditionsbewusst schaut auch ihre Mode aus. Die Shirts (ab 30 €), Lederjacken (ab 320 €) und Jeans (ab 100 €) wirken ungemein amerikanisch – geeignet für Cowboys und alle, die es gern mal werden wollen, lässig und unkompliziert. Den hautengen Minirock für Damen (86 €) dürfte Timberlake indes nicht ohne Hintergedanken entworfen haben . . .

Edun

Als Leadsänger von U2 tourt Bono um die Welt, mit seiner Ehefrau Ali Hewson betreibt er seit fünf Jahren das Label Edun. Rückwärts gelesen heißt es „nude“ (zu Deutsch: nackt) – eine Anspielung auf den Garten Eden. Bequem und lässig in warmen, dunklen Tönen, dicke Schals, Pullis und Stoffhosen für Sie und Ihn: Edun ist pflegeleicht und dennoch keine Öko-Wäsche. Ali Hewsons Entwürfe wirken feminin und zart. Wohltäter Bono achtet darauf, dass alle Stoffe fair gehandelt werden und afrikanischen Farmern helfen sollen. Die meisten Stücke der aktuellen Kollektion sind allerdings derzeit vergriffen.

House of Deréon

Als Hommage an ihre Großmutter Agnèz Deréon versteht R’n’B-Star Beyoncé Knowles ihr Label House of Deréon. Gemeinsam mit ihrer Mutter Tina führt die 29-jährige Texanerin ein Familienunternehmen, das hip und trendy für eine junge Zielgruppe ist. Als Covergirl räkelt sich Beyoncé höchstselbst in knallengen Leggins und heißen Lederstiefeln auf der Internetseite. Während die Kleider (ab 50 €) elegant sind, ist die junge Linie mit Jeans (ab 50 €) und Shorts (ab 15 €) überaus figurbetont. Vorsicht, das kann nicht jede tragen! Es gibt auch Schmuck und Sonnenbrillen im Beyoncé-Style.

Jessica Simpson Collection

Größere Erfolge als Sängerin feiert Jessica Simpson schon länger nicht mehr. Umso strahlender dagegen wirkt die Modelinie der 30-Jährigen: Die Jessica Simpson Collection umfasst Kleidung für die junge Dame von Welt. Ihre Jeans (ab 38 €) und Mäntel (ab 100 €) sehen erstaunlich brav aus. Das Abendkleid in Quietschpink (90 €) und vor allem die ausgefallenen Schuhe (ab 70 €) sind hingegen nur für gestandene Discomäuschen geeignet.

Elizabeth and James

Stöckelschuhe im Leopardenfell-Design, knappe Kleidchen, sehr knappe Blusen mit jeder Menge Sex-Appeal: Die Zwillinge Mary Kate und Ashley Olsen wissen, was junge Frauen wünschen. Die Teeniestars sind erklärte Fashion-Ikonen einer ganzen Generation. Ihr Label Elizabeth and James, vor drei Jahren gegründet, mixt extravagante Materialien mit jeder Menge Glamour. Die oben beschriebenen Stöckelschule kosten allerdings 300 Euro, Kleider und Schmuck sind kaum günstiger. Und bis sich das ein Olsen-Fan vom Taschengeld zusammen gespart hat, dürfte bereits die übernächste Kollektion en vogue sein.


Mehr Fotos von den Modeschauen der Stars.