Boston. .

Dennis Lehane geht es wie seinem Kollegen James Ellroy: Erst schrieb er überschaubare Krimis mit festem Personal, nun ist er beim großen historischen Roman angekommen: „Im Aufruhr jener Jahre“.

Da geht es im Boston des Jahres 1918 zwar immer noch blutig und gefährlich zu, im Zentrum jedoch stehen nun der alltägliche Rassismus, soziale Not, Epidemien und der Terror anarchistischer Einwanderer. Gar nicht so viel anders also als heute.

Nicht vom Titel irritieren lassen

Vom Titel dieses packend geschriebenen Wälzers sollte man sich nicht irritieren lassen. „Im Aufruhr jener Tage“ hört sich zwar eher nach dem Erbauungsbrevier eines Nicholas Sparks an, tatsächlich aber ist dies die engagierte Beschreibung großstädtischen Alltags in bewegten Zeiten. Im Zentrum stehen dabei der irischstämmige Cop Danny Coughlin und der dunkelhäutige Luther Laurence, die schließlich Freunde werden. Nicht selbstverständlich in Jahren, da auch an der Ostküste Rassentrennung noch gang und gäbe ist.

Luther muss Frau und Kind verlassen, weil er einen Unterweltboss auf dem Gewissen hat, dessen Männer nun nach Rache gieren. Danny, Sohn einer einflussreichen Polizistenfamilie, soll undercover in der Gewerkschaftsbewegung arbeiten, soll Namen

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sammeln und Pläne verraten. Aber es dauert nicht lange und Danny läuft mit wehenden Fahnen zu den „Bolschewiken“ über. Mit ihm an der Spitze steuert ein destabilisiertes Boston auf seinen ersten Polizistenstreik zu.

  • Dennis Lehane: Im Aufruhr jener Jahre. Ullstein, 760 Seiten, 22,95 Euro