Er schreibt Bücher, macht Podcasts, und jetzt ist Leon Winscheid auch das neue Gesicht im TerraX-Universum. Darum geht es in seiner Show.

Er ist nicht der erste, er ist der elfte Kandidat, der bei „Wer wird Millionär“ die Million abräumt. Trotzdem erinnert man sich an Leon Windscheid besser als an die meisten, die vor oder nach ihm kamen. Zum einen, weil er schon in der Sendung so anschaulich erklären kann, wie er sich mit den Methoden der Psychologie auf das Quiz und die Atmosphäre im Studio vorbereitet hat. Vor allem aber, weil die richtige Antwort auf die Frage „Aus insgesamt wie vielen Steinen besteht der klassische von Ernö Rubik erfundene Zauberwürfel?“ (26 Steine) der Beginn einer Karriere ist, die jetzt im ZDF eine weitere Station erreicht. Windscheid wird an diesem Sonntag neuer Moderator im Terra X-Universum.

Erleichterte Lebensplanung

Bei Günther Jauch fing Windscheids Karriere an.
Bei Günther Jauch fing Windscheids Karriere an. © RTL / Frank Hempel | ABleyl@wmg.loc

Das viele Geld hat die Lebensplanung des 35-Jährigen nicht verändert, es hat sie erleichtert. „Selbst wenn ich zehn Millionen gewonnen hätte, hätte ich mein Studium nicht an den Nagel gehängt“, ist Windscheid überzeugt. „Der Gewinn hat mir die Chance und den Mut gegeben, zu machen, was ich wirklich will.“ Und das ist – etwas verkürzt gesagt – „Psychologie“. Seinen Master hat Windscheid schon, als er bei Günther Jauch antritt. Aber mit der Million im Rücken muss er nun nicht sofort einen Job annehmen. Er schreibt erst seine Doktorarbeit und dann Bücher wie „Das Geheimnis der Psyche – Wie man bei Günther Jauch eine Million gewinnt und andere Wege, die Nerven zu behalten“ oder „Besser Fühlen“. Beide werden Bestseller. Außerdem macht er mehrere Podcasts, von denen allein „Betreutes Fühlen“, den er zusammen mit Atze Schröder aufnimmt über 4,5 Millionen Abonnenten hat.

Mittlerweile macht der Münsteraner sogar, was er anfangs nicht wollte. Er steht auf der Bühne. „Gute Gefühle“ heißt die Tour, auf der er mit seinem Bühnenprogramm im deutschsprachigen Raum auftritt, bisher sind 42 Termine geplant. Lange hat er sich gesträubt: „Ich bin keine Rampensau.“ Dann bucht sein Veranstalter eine kleine Location, verkauft 100 Karten. „Mach mal“, heißt es. „Da habe ich Feuer gefangen“, erinnert sich Windscheid. „So verrückte Zeiten und dann kommen 100 Leute, die Lust auf Wissenschaft haben. Das hat mir Hoffnung gemacht.“

Wissenschaft – aber unterhaltsam

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Sie ist nicht enttäuscht worden. Mittlerweile kommen meist sogar ein paar Tausend, wenn Windscheid Live-Experimente auf der Bühne veranstaltet oder über neue Studien berichtet, um Fragen zu beantworten. „Wo kommen unsere Ängste her?“ „Wie fühlen wir?“ Unterhaltsam, „aber keine Comedy“ stellt er klar. „Wissenschaft“ halt. Die steigenden Besucherzahlen überraschen Windscheid nicht. „Corona, Krieg, Energiekrise. Die Leute gehen reihenweise auf dem Zahnfleisch. Da ist es kein Wunder, dass das Bedürfnis nach psychologischen Inhalten hoch ist. Man fragt sich, wer kann mir neue Impulse geben oder zumindest einen Halt?“ Eine gute Zeit also für „Terra Xplore“, wie TerraX am Sonntagabend nun heißt. Gemeinsam mit der Biologin Jasmina Neudecker geht Windscheid auf Entdeckungsreise in die Psyche und das Gehirn des Menschen. Er habe Anfragen von mehreren Sendern gehabt, erzählt er. „Da wägt man ab. Wer macht das in einer Art und Weise, die zu meiner Arbeitsweise passt.“ Das Angebot, bei Terra Xplore mitzumachen, sei „wie Weihnachten und Geburtstag zusammen“. „Das ist eine Marke, mit der ich groß geworden bin und die einen absoluten Qualitätsanspruch hat.“

Kompliziertes verständlich erklärt

Mit Atze Schröder zusammen macht Windscheid einen Podcast
Mit Atze Schröder zusammen macht Windscheid einen Podcast © picture alliance / Kirchner-Media | Marco Steinbrenner/Kirchner-Media

In der ersten Folge trifft er Bonnie, die eine sogenannte Dissoziative Identitätsstörung (DIS) hat. Anders gesagt, Bonnie lebt mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten. Folge zwei dreht sich um das Thema Geschlechtsidentität und stellt die Transfrau Phenix vor. In der dritten Ausgabe geht es um Lino (Name geändert), der sich sein gesundes Bein hat amputieren lassen, um endlich sein Körperbild mit seinem Körpergefühl übereinzubringen. Body Integrity Dysphoria, kurz BID nennen das Psychologen.

Das sind Themen, die man zum Ausklang des Wochenendes bisher im ZDF eher selten gefunden hat. Schon weil sie sehr kompliziert klingen für den Beginn eines entspannten Fernsehabends. Windscheid weiß das natürlich. „Die größte Herausforderung ist dabei, dass alles wissenschaftlich fundiert erzählt wird, ohne dabei zu kompliziert zu werden.“ Er mag diese Herausforderung, nennt sich selbst auch nicht Moderator, sondern „Wissenschaftskommunikator“.

Die Themen seien mit viel Recherche und Aufwand verbunden, sagt Windscheid. Auch das mag er. „Ich will wissen, warum die Dinge sind, wie sie sind, und warum wir ticken, wie wir ticken. Einfache Antworten kann es in dieser komplexen Welt dabei nicht geben. Aber man kann das Komplexe einfach erklären. Ich will Psychologie erlebbar machen. Dafür treffe ich die besten Köpfe der Wissenschaft.“

Ein Partyschiff namens Günther

Lisa Feldman Barrett zum Beispiel. Professorin für Psychologie an der Northeastern University und Lehrende an der Harvard Medical School und am Massachusetts General Hospital in den Bereichen Psychiatrie und Radiologie. Oberstes Regal der Psychologie, sozusagen eine Legende. Das sei so, als ob man bei Beyoncé anrufe, um mit ihr über Musik zu reden. „Mit jedem Satz von ihr wirst du schlauer.“ Überhaupt, sagt Windscheid, bringe ihn jede Folge „ein Stück weiter“ „Jeder Mensch, den ich bei Terra Xplore treffe, jedes Experiment, das ich mache, verändert mich ein wenig. Und das wird den Zuschauenden genauso gehen.“

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Bei allen Veränderungen – manches im Leben von Windscheid ist gleich geblieben. Auch fast acht Jahre nach seinem Millionengewinn wohnt er noch immer in derselben Fünfer-WG wie damals. „Die alten Freunde sind noch da.“ Und die nach Jauch benannte „MS Günther“, ein zum Partyboot umgebautes Schiff für bis zu 140 Personen, das er sich von einem Teil des Geldes gekauft hat, ist noch immer im Einsatz, wenngleich auch nur noch selten mit dem Besitzer an Bord. „Das wird jetzt von einer Angestellten gemanagt.“ Schon schade für Windscheid, aber angeblich gut für das Geschäft. „Seitdem ich nicht mehr so oft da bin, läuft es viel besser“, scherzt der Münsteraner. „Jedenfalls sind wir auf lange Sicht ausgebucht.“

Terra Xplore, jeden Sonntag ab 18.30 Uhr im ZDF und bereits vorab in der Mediathek.Die Gute Gefühle Tour macht in diesem Jahr u.a. in Essen (24. Mai), Menden (1. November), Gelsenkirchen (2. November), Siegen (13. November) und Oberhausen (2. Dezember) Station. Karten sind unter anderem auf www.eventim.de ab 37,70 Euro erhältlich.

Dies ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung.

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