Essen. Zwei Studenten aus Essen haben die Abdeckcreme „MaleUp“ für Herren entwickelt. Ihre Make-up-Idee für Männer wurde mit einem Stipendium belohnt.

Pickel oder Augenringe mal eben abdecken können, ohne geschminkt auszusehen, das wünschen sich nicht nur Frauen. Zwei Betriebswirtschaftsstudenten aus Essen haben daraus eine Geschäftsidee entwickelt: Ihr innovatives „MaleUp“ wurde mit einem Stipendium belohnt.

Esad Alper (23) und Joel Selzener (22) sind stolz auf ihr „Baby“. An der Universität Duisburg-Essen haben sie sich kennengelernt und ihr Start-up aufgebaut. Das haben sie „MaleUp“ getauft. Zusammengesetzt aus „male“ wie männlich, Make-up und Start-up. „Es gibt hierzulande keine andere Abdeckcreme speziell für Männer“, erklärt Esad Alper. Der 24-Jährige kümmert sich um das Marketing des Produkts, das seit September 2022 über einen Online-Shop (www.maleup.de) vertrieben wird. „Seit Januar verkaufen es zudem einige Barbershops in Düsseldorf und Essen. Zunächst dachten wir an eigene Aufsteller, doch dafür fehlt den Läden einfach der Platz.“

Männer-Schminke gegen Verletzung: Essener verletzt sich beim Kickboxen

Kickboxen ist eines der Hobbys von Esad Alper, der als Kind türkischer Eltern mit einem jüngeren Bruder im Essener Norden aufgewachsen ist. „Zollverein lag gleich um die Ecke“, berichtet er. Beim Training hatte er mal wieder einen Schlag kassiert. Am nächsten Tag stand ein offizieller Termin an. Doch mit dem blauen Fleck unter dem Auge wollte er nicht zu einer Stipendiaten-Veranstaltung. Hier sollten erste Weichen für den Geschäftserfolg gestellt werden. Seine Cousine rückte mit dem Schminkkoffer an und bemühte sich, die Verletzung mit Schminke abzudecken. „Doch das dauerte lange, und ich fühlte mich unwohl unter diesem Make-up für Frauen. Irgendwie zugekleistert“, erinnert sich Esad Alper.

Das Gedankenkarussell startete: Könnte man nicht einen passenden Concealer für Männerhaut entwickeln? Einen, mit dem sich auch Pickel, Narben oder Augenringe unkompliziert kaschieren lassen? „Mal eben auf dem Weg zu einem Geschäfts-Meeting oder einer Verabredung“, fügt Joel Selzener hinzu. Er erledigt die Finanzen des Zwei-Mann-Unternehmens. „Viele Männer schämen sich beim Kauf von Kosmetik und fühlen sich bei der Auswahl schnell überfordert. Deshalb wollten wir ein möglichst einfaches Produkt mit einem überzeugenden Konzept anbieten“, betont Selzener, der 23 Jahre ist.

Chemie-Laborant entwickelte das Make-up-Rezept

Die Rezeptur der Abdeckcreme haben sie mit Hilfe von Rainer Kröpke aus Schenefeld bei Hamburg, einem erfahrenen Chemie-Laboranten mit eigener Firma und Miterfinder von mehr als 350 Patenten, entwickelt. „Er hat schon für große Konzerne gearbeitet“, sagt Alper. Sehr wichtig sei ihnen eine gute Hautverträglichkeit gewesen, und ihr geprüft veganes und schadstofffreies Produkt sollte zudem nachhaltig sein.

Beim Fototermin im Essener Norden zeigen die jungen Gründer, wie ihre Erfindung funktioniert. Esad Alper holt ein schlichtes, dunkelgraues Etui aus der Jackentasche: 6,8 Zentimeter lang, vier Zentimeter breit und etwa einen hoch. „Das entspricht der Feuerzeuggröße“, erläutert Joel Selzener und öffnet die Metallschatulle. Die hat zwei Fächer mit zwei unterschiedlichen Farbtönen für blassere und etwas getönte Haut. Beide Töne können einzeln verwendet, aber auch vermischt werden. Aufgetragen wird die Abdeckcreme mit dem sauberen Finger.

So große wie ein Feuerzeug: Die Männer-Abdeckcreme „MaleUp“ soll in jede Hosentasche passen.
So große wie ein Feuerzeug: Die Männer-Abdeckcreme „MaleUp“ soll in jede Hosentasche passen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Einen Schminkpinsel braucht man nicht. Eventuell einen Taschenspiegel. Doch die Handy-Kamera oder ein Schaufenster reichten zum Stylen unterwegs, so die Gründer. Das hätten die Studenten für „cool“ befunden, die sie in Zielgruppeninterviews zu ihrer Geschäftsidee befragten. Vor der Gründung ihrer Firma in Düsseldorf, wo die beiden Essener seit Herbst 2022 mittlerweile studieren und wohnen, schmiedeten sie detaillierte Pläne. Das an der Uni erworbene Wissen setzten sie praktisch um. Fachlichen Support leisteten eine Hautärztin und eine Make-up-Artistin. In einem Labor stellten sie in zwölf Monaten 32 Muster her. Bis am Ende alles gestimmt habe.

Die Box ist nachfüllbar

Die nachfüllbare Box enthält zweimal fünf Gramm Pigment-Cremes, die einzeln eingesteckt werden und nachbestellbar sind. Die Schatulle halte ein Leben lang und passe im Sommer selbst in die Hosentasche. Keine Sorge: Auflösen würde sich die wasserfreie Creme nicht, selbst bei höheren Außentemperaturen bleibe die Konsistenz unverändert.

„Pflegend und dekorativ“ sei ihre Erfindung und nicht mit herkömmlichen Kosmetikprodukten für Männer zu vergleichen. „Männerhaut ist dicker, sie produziert mehr Talg, ist öliger. MaleUp verstopft nicht die Poren und enthält Auszüge eines Heilmoors, das entzündungshemmend wirkt“, so Selzener.

Von den „alten Hasen“ lernen

In etwa einem Jahr wollen die jungen Gründer den Master in Betriebswirtschaftslehre in der Tasche haben. Den Abschluss sehen sie als theoretische Grundlage ihrer Firma, auf die sie sich dann ganz fokussieren wollen. Rat holen sie sich bei Bedarf beim „Gründer-Support Ruhr“. Im Essener Verein stehen rund 30 ehrenamtliche Paten Existenzgründerinnen und -gründern beim Gang in die Selbstständigkeit prozessbegleitend zur Seite.

Auch interessant

„Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar“, betonen die Newcomer. Von den „alten Hasen“ lernten sie unter anderem, wie man einen Businessplan erstellt. Eine vielversprechende Geschäftsidee allein reiche nicht für einen erfolgreichen Start. Klappt alles, wie vorab analysiert, steht den Essener eine rosige Zukunft bevor. Die beiden ermittelten ein Umsatzvolumen von 860 Millionen Euro für den Markt der Männerkosmetik in Deutschland, bei 3,85 Millionen potenziellen Kunden für ihr Produkt.

Der erste Preis ist auch schon da

Neben dem guten Feedback ihrer Käufer erhielt die Idee eine offizielle Auszeichnung: 2021 gewann das Start-up das Gründerstipendium NRW. Dafür hatten die Essener Studenten ihr Konzept einer Jury in einem so genannten „Pitch“ der Industrie- und Handelskammer präsentiert. Die Experten waren überzeugt. „Ein Jahr erhielten wir jeder bis Oktober 2022 jeden Monat 1000 Euro, um den Freiraum zu haben, uns voll auf die Umsetzung unserer Idee zu konzentrieren“, so die Gründer.

Das gelang: Am 27. Januar 2022 ließen sie ihr „MaleUp“ von einem Essener Notar besiegeln. Zwei Monate später wurde die GmbH ins Handelsregister eingetragen. Der Firmenname wurde für ganz Europa als Marke geschützt. „Insgesamt war das eine sehr spannende Zeit mit vielen neuen Erfahrungen“, blicken sie zurück. Unter den BWL-Studenten seien sie als Gründer eine Ausnahme.

Weitere Texte aus dem Ressort Wochenende finden Sie hier: