Gelsenkirchen. Die WAZ-Familienbande gibt es jetzt auch online zu lesen. Nach den Feiertagen folgt unser Kolumnist nun ganz dem neuen Motto seiner Tochter.
Puh, nach diesen Tagen gemütlicher Zeitvergessenheit, fällt es besonders schwer, wenn jetzt alles wieder richtig losgeht. Ich halte es da wie unsere Tochter: „Ich hab kein’ Bock auf dieses Dingens.“
Das ist so ein Satz, den ich von ihr derzeit immer öfter höre. Allerdings klingt es aus dem Mund unserer Fünfjährigen weit weniger despektierlich, als Sie jetzt vielleicht denken mögen. Und vielmehr so, als würde sie ihren frühpubertierenden Bruder parodieren – von dem sie solche Sätze schließlich auch abgekupfert hat.
Nicht mal Bock auf Fischstäbchen mit Spinat
Das „Dingens“, auf das man keinen Bock hat, kann jedenfalls viele verschiedene Dinge bedeuten. Wenn mich meine Tochter fragt, was es zum Mittagessen gibt und ich auf die Reste vom Vortag verweise, dann kann es zum Beispiel „Fischstäbchen mit Kartoffeln und Spinat“ bedeuten.
Aber hat darauf nicht eigentlich jedes Kind zu jeder Zeit Bock? Nicht unbedingt wenn man sich wie Melia unbedingt morgens, mittags, abends und noch mal zwischendurch ganz eigenständig und erwachsen ein Butterbrot schmieren möchte. Dann hat man keinen Bock auf dieses Dingens.
So auch, wenn Melia möchte, dass ich eilig hoch in ihr Zimmer komme. Nämlich, um mir anzusehen, wie sie die aus angemalten Pistazien-Schalen gebastelten Käfer an ihre (eigentlich frisch renovierte) Zimmerwand geklebt hat, ich sie aber vertrösten muss. Weil ich erst mal noch ein Stück mit der Wäsche vorankommen möchte, die sich nach Tagen, an denen die Hausarbeit vornehmlich darin bestand, die Raclette-Reste wieder mit einer Plastikfolie zu überziehen, ordentlich getürmt hat.
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Auf dieses Wäsche-Dingens habe ich zwar eigentlich kein’ Bock. Aber fragen Sie mal meine Tochter, die sich gedulden muss, während der Trockner rotiert. Und gezwungen wird, Fischstäbchen zu futtern. Dabei wurde der Teller am Ende doch bis zum letzten Krümel leer geschleckt. Wenn die Ketchup-Pfütze groß genug ist, hat man eben auch auf manch ein Dingens doch wieder Bock.