Essen. Der eine lernt seinen Partner übers Internet kennen, der andere auf der Autobahn. Drei Paare haben uns ihre kuriose Kennenlerngeschichte erzählt.
Im Sportverein, auf Arbeit, in der Bar oder übers Internet. All das sind typische Orte, an denen Menschen den Partner fürs Leben finden. Der Großteil der Deutschen lernt seine bessere Hälfte über gemeinsame Freunde und Bekannte kennen, wie eine Statista-Umfrage von 2022 ergab. Aber manche Kennenlerngeschichten sind ausgefallener als andere. Wir haben mit drei Paaren gesprochen, die auf ungewöhnliche Weise zusammengefunden haben.
„Hallo Unbekannter“: Per WAZ-Annonce wiedergefunden
Eigentlich war gar nicht geplant, dass sie mit ihren Eltern im Restaurant deren Hochzeitstag feiern würde. Und dass er zu spät zum Geburtstagsessen seiner Mutter kam, auch nicht. Man saß einander an zwei Tischen gegenüber, tauschte vielsagende Blicke aus. Als er ihr auf dem Rückweg von der Toilette im Gang entgegenkam, grüßte er freundlich. Sie dachte: „Na wenigstens hat er dich bemerkt.“ Aber was nun? Ihn anquatschen?
- Lesen Sie auch:Speed-Dating: Finde ich in acht Minuten meinen Traummann?
„Ich kam irgendwie nicht aus meiner Haut“, erinnert sich Stefanie de Groot an diesen denkwürdigen Dezembertag vor 13 Jahren zurück. Nach dem Essen, als beide Familien schon ihrer Wege gegangen waren, hätten ihre Eltern noch zu ihr gesagt: „Mensch, hättest du den mal angesprochen!“ Zu spät. „Ich dachte: Das werden die Eltern mit ihrem Sohn gewesen sein, vom Alter her Zeitungsleser.“ Also gab Stefanie de Groot kurzerhand eine Annonce in der WAZ auf. 15 Euro. „Früher habe ich mich immer über die Leute gewundert, die solche Anzeigen schalten.“ Aber in diesem Fall wusste die gebürtige Essenerin sich nicht anders zu helfen: „Er hat mich irgendwie fasziniert.“
Ein paar Tage später, 8 Uhr morgens. Christian de Groot ist im Auto unterwegs, als das Telefon klingelt. Am anderen Ende seine Mutter, ganz aufgeregt: „Christian, die suchen dich!“ Wer? Na das „nette Mädel“, das ihm beim Essen gegenüber gesessen hatte. „Ich war im Kopf ganz woanders, hätte gar nicht an sowas gedacht“, blickt der heute 42-Jährige zurück. An Heiligabend hielt er den Zeitungsschnipsel in Händen. „Hallo Unbekannter“, stand da. „Leider hatte ich mich nicht getraut, dich anzusprechen. Wenn du auch mich kennenlernen willst, melde dich.“
- Lesen Sie auch:Dating-Tipps vom Profi: Was macht einen guten Flirt aus?
„Ich habe ihr dann zurückgeschrieben mit Details, die nur ich kennen konnte“, erzählt Christian de Groot. Zum ersten Treffen in der Essener Innenstadt brachte er ihr Blumen mit. Genau ein Jahr später folgte der Heiratsantrag, sechs Monate danach die Hochzeit. Gefeiert wurde natürlich am Ort ihres Kennenlernens, im Restaurant Hülsmannshof auf der Margarethenhöhe, wo auch schon seine Eltern geheiratet haben. Dort hat sich das Paar verewigt: Ihr Hochzeitsfoto mitsamt Annonce hängt eingerahmt im Foyer.
Mit 120 aufm Tacho: Kennenlernen auf der Autobahn
„Es muss Ende April gewesen sein. Ich war auf dem Weg zu einem Termin. Das Wetter war super. Ich hatte richtig gute Laune, habe im Auto laut Musik gehört und mitgesungen und auch ein bisschen getanzt. Kurz vor der Auffahrt zur Autobahn habe ich mich plötzlich beobachtet gefühlt. Und als ich rüber schaute, sah ich diesen Typen im Auto neben mir, der mich angrinste und mir einen „Daumen hoch“ zeigte.
Es war mir ziemlich peinlich, dass er mich beim Tanzen erwischt hat, aber ich fand seine Reaktion sehr sympathisch. Wir sind dann fast zwanzig Kilometer nebeneinander oder voreinander hergefahren. Jedes Mal, wenn er mich überholt hat, hat er zu mir rübergesehen. Das war wahnsinnig lustig und natürlich total absurd. Irgendwann kam meine Ausfahrt und ich habe ihm zugewunken, um mich zu verabschieden. Gedanklich hatte ich das Ganze schon als ‘nette Begegnung’ abgehakt, von der ich abends meiner Mutter am Telefon erzählen würde. Aber genau in dem Moment setzte er den Blinker und fuhr vor mir ab.
Wie es der Zufall so wollte, hatte er fast dasselbe Ziel wie ich. Er wohnte in der Nähe. Wir sind an derselben Ampel rechts abgebogen. Im Kreisverkehr dachte ich, ich hätte ihn verloren, aber an der nächsten Kreuzung stand er plötzlich wieder neben mir. Ich wollte nach rechts, er nach links. Wenn ich so zurückdenke, war mir in dem Moment schon bewusst, dass ich aus der Sache nicht mehr rauskomme.
- Lesen Sie auch:Sex nach Kalender: Wie Paare körperliche Nähe neu aufbauen
Er hat sein Fenster runtergelassen und mich gefragt, zu welchem Lied ich da gesungen hätte. Und ob man sich mal treffen will? Die Ampel sprang auf grün, die Leute hinter uns fingen schon an zu hupen. Aber ich war mir unsicher und er rief mir zu, ich solle warten. Ich bin dann abgebogen und ein Stück weiter rechts rangefahren. Er kam mir hinterher. Ob ich ihm nicht doch meine Nummer geben will?“
Lara (Name geändert) war gerade bei ihrem Termin angekommen, da klingelte auch schon ihr Handy. Nachricht von Tim (Name geändert): „Ich fand dich so cool, da musste ich dich einfach ansprechen.“ Die beiden sind seit anderthalb Jahren ein Paar. Ihre Kennenlerngeschichte hat Lara für uns aufgeschrieben.
Dem Einhorn sei Dank – Paar lernt sich über Facebook kennen
Dass Svenja und Dennis Preuß heute glücklich verheiratet sind, haben sie einem Einhorn zu verdanken. Genau genommen ein Schwimmreifen in Form eines Einhorns, mit dem sich der heute 31-Jährige im Sommer 2020 im Pool eines Kumpels hat ablichten lassen. Wenn schon nicht mit Magie, hatte ihr Kennenlernen so doch zumindest viel mit Humor zu tun. Svenja Preuß lacht noch heute bei der Erinnerung: „Ich habe auf das Foto reagiert, weil ich es bemerkenswert fand, dass man sich als Mann so zeigt. Es war sehr witzig, also habe ich ihn angeschrieben.“
Aber der Reihe nach: Die Oberhausenerin und der Gladbecker haben sich über die Facebook-Gruppe „Single NRW“ kennengelernt, in der die Mitglieder in Posts von sich erzählen und Treffen untereinander ausmachen können. „Im Prinzip ist das wie eine Zeitungsannonce, aber eben auf Social Media“, erklärt die 36-Jährige. Angemeldet haben sich beide dort eher aus Spaß und ohne große Erwartungen. „Man hat mal ein bisschen durchgestöbert, aber vieles in diesen Gruppen ist ja nicht immer so ernstzunehmen.“ Ihr Mann stimmt zu: „Aber Gucken schadet ja nicht.“
- Lesen Sie auch:Plötzlich Eltern: So bleiben Sie weiterhin ein Paar
Das erste Treffen der beiden im September 2020 fiel mitten in die Pandemie. Dafür ist das Paar, das mittlerweile in Rheinberg lebt, auf gewisse Weise dankbar. „Corona hat alles beschleunigt“, so Dennis Preuß. Durch Kurzarbeit und weniger Alltagstrouble hätten sie viel Zeit miteinander gehabt. „Sonst wären wir wahrscheinlich noch nicht so weit oder es wäre überhaupt nicht so gekommen“, fügt seine Frau hinzu und meint mit „weit“ nicht nur die Hochzeit im Juli 2022, die die beiden innerhalb von nur wenigen Monaten geplant haben. Sondern auch Weihnachtsbaby Noel, der das Glück der jungen Familie im Dezember 2022 komplett gemacht hat.