Essen. Wo lerne ich jemanden kennen? Wie mache ich den ersten Schritt? Was sage ich überhaupt? Flirten will gelernt sein. Hier gibt’s Tipps vom Profi.
Er sieht sie, sie sieht ihn. Ihre Blicke treffen sich, es liegt Spannung in der Luft. Sie kommen einander näher, ihre Wege kreuzen sich – aber keiner traut sich, stehenzubleiben. Der Moment ist verschenkt. Vielleicht noch ein kurzer Blick über die Schulter zurück, dann gehen beide ihrer Wege. Er ärgert sich: Hätte ich sie doch nur angesprochen! Sie fragt sich, warum er es nicht getan hat.
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Flirten will gelernt sein. Und jemanden, der einem gut gefällt, anzusprechen, erfordert viel Mut. Einer, der es richtig gut kann, ist Horst Wenzel: Dating-Coach und Gründer der Kölner „Flirt University“. In Wenzels Seminare kommen Männer und Frauen zwischen 18 und 67 Jahren, um zu lernen, wie Flirten geht. Der Januar ist die Zeit, in denen er und sein Team die meisten Neuanmeldungen verzeichnet, so Wenzel. Der Grund liegt auf der Hand: Neues Jahr, neues Glück in der Liebe. Wie er nachhilft und Menschen zu Alltagsflirtern macht, erklärt der 34-Jährige im Interview.
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Sie haben schon an die 1500 Singles in ihren Seminaren das Flirten beigebracht. Woran hapert es am häufigsten?
Da gibt es eine ganze Bandbreite an Problemen, angefangen mit mangelndem Selbstbewusstsein, Schüchternheit, vielen fehlen die Worte, wenn sie andere ansprechen sollen. Manchmal haben die Leute auch schlechte Referenzerfahrungen gemacht, kommen aus toxischen Beziehungen oder hatten traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Viele Leute sind auch einfach in erlernten Mustern gefangen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen da rauszuhelfen.
Und wie? Mit „Konfrontationstherapie“?
Genau. Wir nehmen die Leute Schritt für Schritt mit. Bei Übungen auf der Straße spricht man erstmal gemeinsam jemanden an. Dann bin ich der ‘Kumpel’ und kann mir anschauen, wie der Teilnehmer so vorgeht. Da lässt sich viel verbessern.
Flirten ist also Übungssache. Wie viel Kalkül steckt dahinter?
Optimalerweise gar keins. Wir wollen die Leute zu Alltagsflirtern machen, die einfach charmant durchs Leben schreiten. Besonders Männer haben ein großes Geltungsbewusstsein, wollen direkt Bestätigung haben. So geht das aber nicht. Philanthropen sind die besten Flirter, Menschen, die Spaß daran haben, mit anderen in Kontakt zu kommen, ohne zu erwarten, dass andere sie gleich gut finden.
In Ihren Seminaren lehren Sie den Teilnehmern die Elemente eines erfolgreichen Flirts. Welche wären das?
Selbstbewusstsein spielt natürlich eine Rolle. Es kommt nicht nur darauf an, sich gut ausdrücken zu können. Zuhören ist genauso wichtig, das fällt vielen sehr schwer. Auch Körpersprache macht viel aus, genauso wie Augenkontakt: Es ist gleich viel intensiver, wenn man dem anderen direkt in die Augen schaut. Was viele vergessen, ist die Mimik: Männer sind oft zu ernst, da wünschen sich viele Frauen mehr Emotion. Dating funktioniert nicht nur durch Austausch von Informationen. Ein guter Flirt ist immer auch ein emotionaler Austausch.
Apropos Männer und Frauen: Haben die Geschlechter unterschiedliche Probleme beim Daten?
Tatsächlich haben Männern häufig mit der Kontaktaufnahme, Schüchternheit, mangelnder Kreativität zu kämpfen. Bei Frauen sind die Probleme individueller, sie kommen oft aus toxischen Beziehungen oder hängen einfach irgendwie fest. Übrigens können Männer viel von Frauen lernen: in Sachen Kommunikation oder beim Durchschauen von Sozialdynamiken. Frauen haben oft eine höhere emotionale Intelligenz, stehen sich aber beim Dating auch manchmal selbst im Weg.
Von der Theorie zur Praxis: Ich möchte jemanden ansprechen. Was sage ich?
Die meisten Flirtversuche scheitern daran, dass sich das Gegenüber nicht abgeholt fühlt. Da empfehlen wir das sogenannte „Is-ing“. Man beschreibt einfach, was ist. Zum Beispiel: ‘Ich sehe, du schließt gerade dein Fahrrad auf. Bevor du jetzt gleich los radelst, muss ich dir einfach Hallo sagen – du bist mir irgendwie sympathisch.’ Man kann auch einfach mal eine Annahme in den Raum stellen: Wenn ich sehe, dass jemand vorm Kino wartet, kann ich fragen, welchen Film er oder sie sich gleich ansehen wird. Vielleicht könnte man den nächsten ja gemeinsam schauen? Ein guter Tipp sind auch Superlativ-Fragen, also Fragen nach dem besten, größten, tollsten Erlebnis, Urlaub, was auch immer. Die sind immer mit Emotionen verknüpft. Denn die Kunst beim Flirten ist ja, Themen aus der Luft zu greifen und sie mit etwas Persönlichem zu füllen.
Ich habe jemanden kennengelernt. Wie kann ich mir sicher sein, dass mein Gegenüber Interesse hat?
Gute Verführung spielt damit, an Grenzen zu gehen. Auf jemanden zuzugehen, der eh schon auf einen steht, ist keine Kunst. Der Unterschied zwischen einem netten Flirt und der Übergriffigkeit ist aber sehr klar: Weicht jemand zurück oder dreht sich weg, verdunkelt sich die Miene, werden die Antworten knapper, dann hat er oder sie kein Interesse. Und wenn ich mir nicht sicher bin: einfach fragen.
>> INFO: Flirt University
- Wer mehr über das Angebot der Flirt University erfahren möchte, findet alle Informationen unter www.flirtuniversity.de. Dort sind auch die nächsten Seminartermine angegeben.
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