Entenhausen. Ein Hahn zwischen Genie und Wahnsinn. Daniel Düsentrieb feiert seinen 70. Geburtstag. Was er alles erfunden hat.
Er ist, das darf man sagen, wohl der berühmteste Erfinder der Welt. Dennoch weiß man wenig über den Mann, der im deutschsprachigen Raum Daniel Düsentrieb genannt wird. Obwohl er jetzt schon seinen 70 Geburtstag feiert.
Geboren wurde er, wenn die ducksche Forschung nicht irrt, 1914. Aber wie üblich in Entenhausen altert er seit seinem ersten Erscheinen nicht. Sein Vater hieß Dübel mit Vornamen, die Mutter ist so unbekannt, wie Daniels Erlebnisse in der Jugendzeit. Was man aber weiß ist, wer den Erfinder erfunden hat. Carl „Duckman“ Barks war es, der legendäre Zeichner des Disney-Universums, der so vielen Charakteren in der Weltstadt an der Gumpe das zeichnerische Leben geschenkt hat.
Mehr als 1000 Erfindungen im Laufe der Jahre
Im Mai 1952, der genaue Tag ist nicht überliefert, lässt er Düsentrieb in einem Comic mit einem Hüpfstab durch die Stadt springen. Nicht aus Spaß, sondern um eine Erfindung zu testen. In diesem Fall hat sich Düsentrieb einen Rucksack voll Milch auf den Rücken geschnallt, um daraus mittels ständiger Auf- und Abbewegung Butter zu machen. Hat allerdings nicht funktioniert.
Doch durch so etwas lässt sich einer wie er nicht vom Weg abbringen. Weit über 200 Erfindungen, hat mal jemand nachgezählt, hat Daniel Düsentrieb im Laufe der Jahre gemacht. Andere Quellen sprechen von „mehr als 1000“. Millionär müsste er eigentlich sein, ist aber eher ein Genie am Rande des Bankrotts. Was nicht zuletzt an Onkel Dagobert liegt, der zwar immer neue Wünsche an ihn heranträgt aber meist nur ein paar Kreuzer dafür berappen will. Weil ja auch eine Fantastilliarde nicht ewig hält.
Geld ist ihm nicht wichtig
Aber Geld scheint Düsentrieb ohnehin nicht wichtig. Was soll er damit auch machen? In Urlaub fahren. Ans Meer? In die Berge? Also bitte, dann doch lieber mit der Zeitmaschine ins alte Rom. Oder ein paar Jahrhunderte in die Zukunft. Ist doch kein Problem für einen Erfinder wie ihn.
Und weder Bekleidungsindustrie noch Friseurgewerbe werden reich an ihm. Denn sein Äußeres ist ihm egal. Die Meinung anderer auch. „Was gehen mich die Nachbarn an“, sagt er. Fast immer trägt er Hemd zur Weste, etwas zu kurz geratener brauner Hose und farblich passenden Schuhe. Die vogelnestartige Frisur wird gekrönt von einem Gelben Hut mit Gummizug bis unters Kinn, auf der Nase sitzt ein Zwicker. Nett, freundlich, sympathisch aber auch ein wenig bieder und unauffällig. Vielleicht hat es auch deshalb nie eine Daniela Düsentrieb gegeben in all den Jahren.
Ein Helferlein als Wegbegleiter
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Aber was hätte einer wie er auch mit einer Frau an seiner Seite gewollt? Tüfteln, Basteln, Werkeln, Schrauben, Hämmern und natürlich Erfinden – das ganze Leben ein einziger Schaffensdrang. Da bleibt seit 1956 nur Platz für sein „Helferlein“, ein kleines Metallmännchen mit einer Glühbirne an Stelle eines Kopfes. Schweigsam bis auf ein regelmäßiges „Bzzz“ aber blitzgescheit. Eine Art selbstlernender Roboter, der die Karre aus dem Dreck zieht, wenn sein Meister sich wieder einmal überschätzt hat.
Denn an gesundem Selbstbewusstsein mangelt es Düsentrieb nicht. Angetrieben von Neugier, Hilfsbereitschaft und kindlicher Freude über seine eigenen Geistesblitze ist ihm kein Projekt zu groß und keine Herausforderung zu klein. Geht nicht, gibt‘s nicht. Ideen muss der Hahn haben oder wie die geniale Übersetzerin Erika Fuchs, die Düsentrieb hierzulande auch zum Dipl.Ing machte, es genial umschreibt: „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.“
Keine Zeit für Qualitätskontrolle
„Erfindungen überall und zu jeder Zeit“ hat Düsentrieb auf ein Schild vor seinem Haus gemalt. Und wer daraufhin anfragt bekommt meist die Antwort „Kein Problem“. Bestellzeit selbst für die kompliziertesten Aufträge: ein paar Stunden. Im Extremfall einige Tage. Für Qualitätskontrolle bleibt da nicht immer die nötige Zeit. Deshalb gibt es auch keine Garantie im Hause Düsentrieb.
Tolle Sachen sind trotzdem herausgekommen. Erfindungen, um die man die Entenhausener beneidet. Sahne ohne Kalorien zum Beispiel und der automatische Butterbrotschmierer. Oder tragbare Hintertüren, wenn man mal schnell und unauffällig verschwinden muss. Ganz zu schweigen von der Eismaschine, die errät, welche Sorte sich der Kunde wünscht, den behaarten Türklinken für die Winterzeit oder die mehrarmige Torwartmütze.
Das Dunkellicht war ein Flop
Anderes, das muss man zugeben hat sich nicht durchgesetzt. Die schweigende Schallplatte für Musikmuffel etwa, der Regenbogenspanner, das transportable Loch oder das Dunkellicht, das in taghellen Räumen nächtliche Dunkelheit verbreitet. Und auch von dem Projekt der wannenlosen Badewanne und dem vollautomatischen Teppichhaarzähler hat man lange nichts mehr gehört, wenn man ehrlich ist.
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Der Nerd aller Nerds hat Dinge vergrößert, verkleinert, verdoppelt oder unsichtbar gemacht. Manches, das gut gemeint war, geht am Ende schief und sorgt für Chaos in Entenhausen. Meistens erfindet hat Düsentrieb dann selbst etwas, was die Probleme, die er geschaffen hat, wieder löst.
Unverzichtbarer Helfer für „Phantomias“
Nicht nur, weil er sich verantwortlich fühlt, sondern auch weil es sonst niemand in der Lage dazu wäre. Manchmal aber muss selbst das Entenhausener Superhirn passen. Dann ergreift er die Flucht. Meist im Flugtaxi, gerne nach Timbuktu und oft mit seinem Kumpel Donald auf dem Beifahrersitz.
Ohnehin pflegen die beiden ein ganz besonderes Verhältnis. Denn ohne den Erfinder hätte es Donalds Alter Ego „Phantomias“ wohl nie gegeben. Für die Superente ist Düsentrieb, was „Q“ für James Bond ist. Der Mann, der die Gimmicks liefert für den Kampf gegen das Verbrechen – von Teleskop-Maulschellenwerfer über die vollautomatischen Knockoutfäuste, bis hin zu den Sprungstiefeln.
Schwierig zu zeichnen
Seinem geistigen Vater Barks ist der der Erfinder im Laufe der Jahre immer mehr ans Herz gewachsen. Eigentlich, hat der Zeichner später mal erzählt, habe er ihn nur ab und zu verwenden wollen. „Deswegen machte ich aus ihm ein großes, unbeholfen aussehendes Huhn. Wenn ich gewusst hätte, dass ich einmal ein ganzes Buch an Düsentrieb-Geschichten würde machen müssen, hätte ich ihn ungefähr so groß wie Donald oder Onkel Dagobert gemacht.“ Es ist nämlich, wie er bald merkt, gar nicht so einfach, das große Huhn und die viel kleineren Ducks im selben Comic-Bild zu zeigen.
Wie er die leicht verrückte aber stets liebenswerte Figur charakterlich einschätzte, zeigt der Namen, den Barks ihm im Original gab. Da heißt Düsentrieb nämlich „Gyro Gearloose“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Kreisel, der eine Schraube locker hat“. Düsentrieb selbst schätzt sich ähnlich ein. „Zwischen Wahnsinn und Verstand“, hat er schnell erkannt, „ist oft nur eine dünne Wand.“
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