Essen/Entenhausen. Seit 1951 dilettieren die Ganoven mit Raub, Entführung und Erpressung durch Entenhausen. An das Vermögen Dagobert Ducks kamen sie bisher nicht.
Man weiß nicht so genau, wo sie gerade sind. Wahrscheinlich im Gefängnis. Denn da waren die Panzerknacker meistens in ihrem Leben, in dem sie seit 70 Jahren Entenhausen unsicher machen. Lange Zeit, der wirklich große Coup aber ist ihnen immer noch nicht gelungen. Das macht sie zu den erfolglosesten Gaunern der Comic-Geschichte. Nicht mal die Daltons können da mithalten.
An Selbstbewusstsein mangelt es der Bande trotzdem nicht. „Wir sind die Panzerknacker und tun, was uns gefällt. Heute gehört uns die Kohldampf-Insel und morgen die ganze Welt“, lässt Erika Fuchs, die ihre Comics viele Jahrzehnte ins Deutsche übersetzte, sie zu Anfang ihrer kriminellen Karriere singen und wenn die Ganoven-Brigade sich vorstellt heißt es auch gerne mal großspurig: „Wir sind die schlimmsten Knacker der Welt. Knacken und Zwacken, wo’s uns gefällt!“
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Wenig gesicherte Erkenntnisse
Wobei es mit „Knacken und Zwacken“ meist nicht getan ist. Raub, Entführung, Diebstahl und Erpressung – die Ganoven dilettieren sich durch das Strafgesetzbuch, um an das Vermögen von Dagobert Duck zu kommen, den sie – in alter Verbundenheit aber auch mit ein wenig Bewunderung – mittlerweile „Bertel“ nennen.
Ansonsten gibt es auch nach sieben Jahrzehnten erstaunlich wenig gesicherte Erkenntnisse über das Leben der Bösewichte. Fest steht, dass Carl Barks sie erfunden hat, dieser geniale Zeichner, der Entenhausen zwar nicht erschaffen, der es aber geprägt hat wie kein anderer. „Terror of the Beagle Boys“ hat er die Geschichte genannt, die er im November 1951 veröffentlichte und die in Deutschland unter dem Titel „Der Selbstschuß“ bekannt ist. Womit die Diebesbande mit den Hundegesichtern und der dreckigen Lache – Har Har – ihren Namen weghatte. Bei Erika Fuchs wurde daraus die „Panzerknacker AG“. Aber schon bei der Frage nach der Größe der Bande wird es schwierig. Je nach Zeichner sind zu siebt, zu fünft, zu viert, einmal sogar 13, meistens aber sind sie ein Trio. In den Lustigen Taschenbüchern aber gehört die Arbeitsgemeinschaft hin und wieder einer weltumspannenden Organisation mit 3000 Mitgliedern an.
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Wie sie heißen, die Gauner? Fuchs hat drei von ihnen einst für die deutschen Ausgaben „getauft“ auf die Namen Ede, Max und Otto. Der Egmont-Verlag, in dem die Geschichten der Panzerknacker AG erscheinen, spricht zum Jubiläum aber von namenlosen Drillingen, unterscheidbar nur anhand der Häftlingsnummern auf ihren roten Pullovern, die alle mit 176- beginnen. Bis auf die des Seniors der Bande, den sie „Opa Knack“ nennen und der statt einer Nummer „Begnadigt“ auf seinem Schild stehen hat. Was ihn mit grimmigem Blick und glimmender Pfeife nicht davon abhält, kriminelle Pläne zu schmieden.
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Verbündet mit „Onkel Null“
Am Ende aber ist das alles egal. Denn ob in kleiner oder großer Besetzung, die Panzerknacker haben alles versucht, um den Geldspeicher des weltweit reichsten Erpels zu knacken. Miese Tricks haben sie angewandt, zu roher Gewalt gegriffen oder technische Spielereien konstruiert. Tunnel haben sie gegraben, Wände durchbohrt und Leitern geschleppt. Haben sich mit Hexen verbündet und mit Verwandtschaft aus dem Ausland verstärkt – wie zum Beispiel mit Onkel Kolle Knackmann alias „Onkel Null“. Ein Ganove, der nie erwischt worden ist, bis er mit den Neffen aus Entenhausen ein krummes Ding dreht.
Sie haben gelogen und betrogen und sich gerne auch verkleidet. Doch egal, ob als Scheich, Gentleman der alten Schule oder vornehme Dame – immer sind sie aufgeflogen beim Versuch, Dagobert Duck hereinzulegen. Auch weil sie selbst zu den abenteuerlichsten Kostümen weder ihre schwarzen Augenmasken noch die Abneigung gegen glatt rasierte Gesichtshaut ablegen wollten. Was ganz klar zeigt: Die Mitglieder der Ganoven-Brigade sind nicht die hellsten Kerzen auf der Torte.
In den 36 Abenteuern, die sie bei Barks bestreiten durften, hatten sie dennoch eine gewisse Würde. Und gleich beim ersten Auftritt sogar ein wenig Erfolg. Da hatte Donald – wer auch sonst? – zum Schutz vor der Diebesbande eine „Selbstschussanlage“ im Geldspeicher seines Onkels installiert, die versehentlich ein riesiges Loch in die Außenwand sprengte. So konnte die Diebesbande die Taler mit der Schubkarre wegtragen. Aber wie lange reicht schon eine Schubkarre voller Taler? Eben.
Schwäche für Backpflaumen
So haben sie immer weiter gemacht, die Gauner, die eine Schwäche für Backpflaumen haben. In einer eigenen Comicreihe, den Lustigen Taschenbüchern und speziellen Alben haben sie Pläne geschmiedet und Raubzüge gestartet, die oft nur an Kleinigkeiten scheiterten. Oder an Donald Ducks Alter Ego „Phantomias“.
Auf diese Weise sind die Panzerknacker unter Barks Nachfolgern immer mehr zu einer Bande von kriminellen Trotteln geworden, die sich zur Not auch mal freiwillig stellt, um im Knast eine warme Mahlzeit zu bekommen. Und manchmal, so scheint es, ahnen sie, dass ihnen auch im Rentenalter die ganz große Nummer wohl niemals gelingen wird. Dann singen sie jedes Mal: „Wir plagen uns so wacker. Wir armen Panzerknacker. Doch uns’re ganze Kunst, die war umsunst.“
Aber wunderbar zu lesen.
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