Essen. Der Verein „Be Strong for Kids“ sammelt mit spektakulären Aktionen Spenden. Mit Erfolg: Die Resonanz im Ruhrgebiet ist riesig. Was geplant ist.

Glitzerstifte, Seifenblasen, Pixi-Bücher, Tierfiguren oder Hörspiele – der Verein „Be Strong for Kids“ will 1000 kleine Geschenke für kranke Kinder im Essener Elisabeth-Krankenhaus sammeln. „Viele Kinder, die teils über mehrere Wochen stationär in der Klinik behandelt werden, dürfen nur selten Besuch empfangen oder sind mit nur einem Elternteil im Krankenhaus“, sagt der Vereinsgründer Jörn Schulz (38). „Da können kleine Geschenke ein bisschen helfen, den oft tristen Klinik-Alltag zu erleichtern.“

Sei es als Präsent zum Geburtstag, als kleine Aufmunterung an schlechten Tagen oder einfach nur als Anerkennung für den Mut, sich eine Spritze geben zu lassen – die kleinen „Herzenswärmer“, so hat der Verein seine Aktion genannt, sollen den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ kann sich jeder daran beteiligen, der einem kranken Kind eine Freude machen will. „Die Resonanz ist überwältigend“, sagt Schulz.

„Be Strong for Kids“: Das Ziel wurde deutlich übertroffen

2021 hatten Schulz und seine Mitstreiter erstmals aufgerufen, Mini-Geschenke im Wert von je maximal zehn Euro für krebskranke Kinder und Jugendliche zu spenden. Das angepeilte Ziel von 1000 Präsenten wurde dann sogar deutlich übertroffen. Am Ende konnte der Verein am Essener Uniklinikum mehr als 2785 Geschenke an die Teams des Westdeutschen Protonenzentrums und der Kinderklinik überreichen. Obendrein kamen noch rund 7000 Euro an Geldspenden zusammen.

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Den Verein „Be Strong for Kids“ gibt es seit 2019. Der Gründung voraus ging eine private Initiative von Jörn Schulz: Der in Mülheim tätige Sportlehrer befuhr 2017 mit einem Stand-up-Paddling-Board (SUP) die Ruhr – vom Sauerland bis nach Mülheim. Die 24-Stunden-Aktion war als Charity-Event geplant, mit jedem Kilometer stieg das Spendenaufkommen. Am Ende konnte Schulz mehr als 13.000 Euro an die Stiftung Universitätsmedizin Essen übergeben. Das Geld kam besonders der Kinderonkologie zugute. „Der große Zuspruch beflügelte mich dann zur Fortsetzung“, sagt der 38-Jährige. „Also habe ich Mitstreiter gesucht – denn nur wenn viele gemeinsam Gutes tun, kann man Großes erreichen.“

Es gab schon bald einen SUP-Schnuppertag für nierenkranke Kinder, die am Uniklinikum behandelt werden. Dann startete ein wöchentlicher SUP-Kurs mit Kindern aus verschiedenen Stationen des Klinikums. Später lud die Initiative zum „Charity City Battle“ an den Essener Baldeneysee. Dort wurde ein übergroßes SUP-Board zu Wasser gelassen, auf dem sechs Leute Platz hatten. Das Ziel war es, mit diesem Brett 24 Stunden lang über den See zu paddeln. Mehrere Teams wechselten sich ab. Wieder gab es Spender, die für jeden Kilometer einen Betrag an „Be Strong for Kids“ überwiesen.

„Be Strong for Kids“ lässt sich immer wieder neue Aktionen einfallen

Schulz’ Ideen sprudelten. Das Spendenkonto füllte sich. Immer wieder stellte der Essener mit befreundeten Sportlern neue Aktionen auf die Beine. Anfang 2019 wurde seine Initiative mit dem „Essener Solidaritätspreis“ ausgezeichnet. „Dann entstand die Idee aus ,Be Strong for Kids’ einen richtigen Verein zu machen“, blickt er zurück. Seit dem 29. April 2019 wird „Be Strong for Kids e.V.“ beim Amtsgericht Essen offiziell als Verein geführt. Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hat die Schirmherrschaft übernommen. Und es hat viele Gemeinschaftsaktionen zum Spendensammeln gegeben: Künstler haben Skateboards bemalt und für den guten Zweck versteigert, Schwimmer luden zur Baldeneysee-Durchquerung, Radfahrer starteten im Bergischen Land zum 24-Stunden-Rennen und Läufer brachen auf zu einem Staffel-Lauf entlang des 230 Kilometer langen Ruhrtal-Radwegs.

Spendensammeln darf auch Spaß machen, wie hier beim Teamwettkampf auf Stand-up-Boards in Essen.
Spendensammeln darf auch Spaß machen, wie hier beim Teamwettkampf auf Stand-up-Boards in Essen. © HO | HO

Jede Woche organisiert der Verein mehr als 30 verschiedene Sport-, Bewegungs- und Kulturangebote für mehr als 300 Kinder in Essen, Mülheim, Heiligenhaus und Velbert. „Dabei unterscheiden wir nicht, ob die Teilnehmer erkrankt sind, behindert oder Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen. Bei uns wird jedem Kind die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt“, sagt Christian Krause aus Duisburg, der zweite Vorsitzende des Vereins. Auf dem Programm finden sich Angebote aus den Bereichen Skateboarding, Parkour, Stand-up-Paddeln, Breakdance, Yoga und Meditation, Therapeutisches Reiten und Voltigieren, Schwimmkurse sowie Musikangebote.

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Über 100 Helfende packen bei „Be Strong for Kids“ mit an

Dafür, dass alles rund läuft, sorgen inzwischen mehr als 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie 20 Honorarkräfte. Seit Gründung des Vereins haben die Mitglieder fast 300.000 Euro für Kinder und Jugendliche gesammelt. Viel Unterstützung kam von Schülern: Sie veranstalteten Spendenläufe, verkauften Waffeln und Kekse auf Weihnachtsmärkten, organisierten Konzerte. „Ich hätte nie gedacht, dass in so kurzer Zeit so viel Geld für kranke Kinder zusammenkommt“, sagt Schulz. Mittlerweile hat eine Reihe von Athleten aus dem Ruhrgebiet einen „Be Strong for Kids“-Freundeskreis gegründet. Mehr als 25 Sportler, zwei Rad-Teams und eine Hockeymannschaft haben sich ihm angeschlossen.

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Unter den Sportlern sind auch die ehemalige Freiwasser-Europameisterin Isabell Härle und der frühere Olympia-Teilnehmer im 100-Meter-Freistil, Damian Wierling. „Mit eigenen Unterstützern sammeln sie bei Wettkämpfen Spenden für unsere Projekte“, berichtet Vereinschef Schulz. Allein im vergangenen Jahr kamen durch das Freundeskreis-Engagement mehr als 40.000 Euro zusammen. Mit dem Geld kaufte der Verein unter anderem ein Rad-Ergometer für krebskranke Kinder, eine Therapieschaukel für eine Essener Behinderteneinrichtung und ein Holzpferd für Voltigier-Kurse.

Noch bis zum 12. März läuft die aktuelle „Herzenswärmer“-Aktion. „Wir haben zwar noch keinen Kassensturz gemacht. Aber ich hoffe, dass wir das Ergebnis aus dem Vorjahr noch übertreffen können“, sagt Jörn Schulz. „Es würde mich sehr freuen, wenn das gelingt. Und im Namen der Kinder danke ich schon jetzt allen Unterstützern.“

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