Isselburg. In den Parks der Wasserburg Anholt lässt sich fürstlich durchatmen. Die barocken Gärten taugen perfekt als Kulisse für Traumhochzeiten.
Wenn morgen ein Filmteam aus Hollywood in Isselburg landen würde, um hier einen Kostümfilm zu drehen, es hätte nicht allzu viel an der Kulisse zu zimmern und zu schrauben, nicht einmal einen Irrgarten müssten sie bauen, alles vorhanden. Denn die Wasserburg Anholt ist von sich aus ein wahres Bilderbuchschloss, ein echter, bewohnter Fürstensitz – aber leider im Moment geschlossen. Die Fürstenfamilie nutzt die schwierige Zeit, um das Innere zu überarbeiten und, ja, zu modernisieren – natürlich so, dass nichts vom historischen Charakter verloren geht.
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Das Schloss ist geschlossen – und dennoch lohnt sich ein Besuch. Denn rund ums Schloss erstrecken sich die gewaltigen Parkanlagen mit der Weitläufigkeit des englischen Landschaftsgartens und der eleganten Ziseliertheit der Barockgärten, die im vergangenen Jahr ebenfalls komplett neu gestaltet worden sind. Die gesamte Parkfläche erstreckt sich auf insgesamt 35 Hektar, viel Raum, um frei zu atmen in einer Zeit, in der das Atmen vielen erschwert wird: „Die Besucher können sich hier mit viel Abstand verlaufen“, scherzt Angela Christians, die sich auf Anholt um die touristischen Angelegenheiten kümmert. So viel Platz ist, meint sie, dass selbst bei Hochbetrieb nie die Besucherkontingente vollkommen ausgeschöpft werden könnten.
Hubschrauberlandeplatz im Hirschgarten
Wer Lust verspürt, durch die großzügigen Alleen des englischen Landschaftsgartens zu spazieren, wird gut eine Stunde unterwegs sein. Gestaltet wurde er vom berühmten Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe Anfang des 19. Jahrhunderts – und überarbeitet ein paar Jahrzehnte später vom Briten Edward Milner. Aus seiner Zeit stammt ein Großteil des historischen Baumbestands.
Eine andere Route führt um die Burg durch den sogenannten Hertekolck, den Hirschgarten, in dem in früheren Zeiten das hausnahe Wild untergebracht war, um alsbald auf der Fürstentafel zu landen. In der Mitte: ein Hubschrauberlandeplatz. Den gibt’s schon etwas länger, heute wird er selten genutzt. Aber: „Es gab eine Zeit, in den 80er- und 90er-Jahren, da kam man aus Düsseldorf zum Mittagessen eingeflogen.“ Lange her, lang bevor man an den ökologischen Fußabdruck und den Klimawandel dachte. Und die Klimabilanz wird durch viele der historischen, oft exotischen Bäume verbessert. Etwa durch die sogenannte Konstantinszeder, benannt nach Fürst Konstantin zu Salm-Salm (1762-1828), eigentlich eine Libanon-Zeder, die im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombardement die Spitze verloren hat und nur durch Baumdoktoren gerettet werden konnte. Daneben steht eine kaukasische Flügelnuss, etwas weiter weg ein Taschentuchbaum.
Wildblumenwiese schon lange, bevor es Mode wurde
Doch auch Verluste gibt es zu beklagen, im Juli ist eine 200 Jahre alte Monumental-Eiche umgekippt, die direkt neben der Blumenwiese stand – ein Opfer des Klimawandels. Die Wildblumenwiese hingegen blüht davon unberührt. In den 1990er-Jahren hatte der Fürst Carl-Philipp schon die Idee, sie anzulegen – ein Glücksfall. Damals hatte man von Insektensterben noch nichts gehört. Aber: „Das ist heute ein einzigartiges Biotop“, sagt Angela Christians.
Wer nun einen Abstecher in den Irrgarten wagt, kann hier ebenfalls noch mal ein halbes Stündchen damit verbringen, die Aussichtsplattform mittendrin zu finden – und anschließend wieder hinaus zu irren. 1000 Quadratmeter umfasst er, zwei Meter hoch sind die Thujahecken. Und der Ausblick lohnt, so akkurat erstrecken sich die Gänge…
Die Barockgärten dienten dem reinen Vergnügen
Aber das noch viel erstaunlichere Schmuckstück der Parkanlagen sind die Barockgärten. „Das ist das verlängerte Wohnzimmer des Fürsten Nikolaus Leopold zu Salm-Salm. Mit dem Umbau zur Barockresidenz zwischen 1698 und 1702 kamen auch die ersten Ideen und Gedanken zu den Barockgärten, die man als Erholungsareale ansah. Man hielt sich draußen auf, aber nur zum Vergnügen, nicht mehr zur Arbeit“, erläutert Christians. Das sogenannte Busquett ist ein klassischer Barockgarten, streng geometrisch angelegt. „Hier flanierte man dann nur.“ Und erfreute das Auge mit den Skulpturen von Johann Wilhelm Gröninger (1675-1724), der sehr viele Skulpturen direkt aus der Werkstatt an die Fürsten lieferte. Es finden sich zwei Reiterbildnisse – und im benachbarten Wassergarten mit seinen Rosenparterres stehen Skulpturen, die die vier Jahreszeiten auf der Ostseite und vier Tageszeiten auf der Westseite darstellen.
Traumkulisse für Hochzeiten in Weiß
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Was würde in eine solche Traumkulisse wohl außer historischen Kostümen noch hineinpassen? Na klar, ein Brautpaar. „An den Wochenenden wimmelt es hier von Weiß“, sagt Angela Christians. Doch heute ziehen nur Schwäne, Gänse und Blässhühner mit ihren Küken ihre Runden. Die Rosen sind alle neu angepflanzt, im kommenden Jahr werden sie in voller Pracht strahlen. Und Angela Christians nimmt kurz Platz auf einer Schwanen-Bank, die ebenfalls zu den liebenswerten Verspieltheiten der Barockgärten zählt. Und manchmal, wenn man Glück hat, trifft man hier den heute 88-jährigen Fürsten Carl Philipp zu Salm-Salm, der im fortgeschrittenen Alter nun gern tut, was man schon im Barock gut konnte: Das Leben und das Lebenswerk genießen.
Wasserburg Anholt, Schloß 1, Isselburg-Anholt, wasserburg-anholt.de, Eintritt Park: 5 €. Geführte Parkspaziergänge (10 €) am 5. & 19.9., 3. & 17.10., Anmeldung: 02874/90089-50, touristik@wasserburg-anholt.de.