Isselburg. . Die Wasserburg Anholt ist zugleich ein strahlendes Barockschloss mit großen Gärten und ein opulentes Kunstmuseum – inklusive echtem Rembrandt.

Es ist ja nicht sonderlich schwierig, von barocker Pracht und Opulenz zu schwärmen, wenn man an einige der Schlösser und Burgen in unserer Region denkt. Doch um wirklich zu erfassen, wie überbordend Glanz und Luxus jener Zeit gewesen sein müssen, ganz als gäbe es keine Grenzen, was Finanzen und Möglichkeiten anging, muss man schon in einer Fürstenresidenz wie der Wasserburg Anholt am Niederrhein gestanden haben, gleich an der niederländischen Grenze bei Arnheim. Sie ist schon von außen eine Augenweide, nicht nur an Frühlingstagen wie diesen: Umschmeichelt von großzügigen Gräften auf denen Schwäne und Gänse schwimmen, eingebettet in die gerade zart erblühenden Barockgärten, durch die sich zwischen Statuen lustwandeln und irren lässt, liegt die Wasserburg.

40 Jahre Wiederaufbau haben sich gelohnt

Frühlingshaft erstrahlt derzeit die Burg mit ihren Gärten.
Frühlingshaft erstrahlt derzeit die Burg mit ihren Gärten. © Kai Kitschenberg

In ihrer heutigen Bauweise ist sie eigentlich ein Schloss. Eines, das märchenhaft aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Doch dass es heute in voller Pracht zugänglich ist, ist alles andere als selbstverständlich: „Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Burg zu 70 Prozent zerstört. Viele Adelsfamilien haben damals aufgegeben, doch hier hat der Hausherr, Fürst Nickolaus Leopold, gesagt: Dann machen wir das wieder fertig“, erzählt Maria Nehling, Mitarbeiterin im Museum der Wasserburg. Fast 40 Jahre hat der Wiederaufbau gedauert – ein Lebenswerk, das sich gelohnt hat. Auch, weil Großteile der Kunstschätze und Exponate während des Kriegs in einem Stollen im Sauerland lagerten und heute unbeschadet wieder zurück sind.

Die Wasserburg ist zugleich ein Museum, das von der eigenen Geschichte zeugt; sie beherbergt zudem eine der größten Kunstsammlungen in deutschem Adelsbesitz; in einem Teil ist das Parkhotel untergebracht; und fürstliche Residenz ist es auch noch. Hier lebt heute Fürst Carl Philipp Joseph Petrus Cölestinus Balthasar Prinz zu Salm-Salm, 83 Jahre, kurz Carl Philipp zu Salm genannt, der sich sehr um die Kunstsammlung verdient gemacht hat.

Ein Wehrturm aus dem 11. Jahrhundert

Blick in die große Bibliothek von Anholt.
Blick in die große Bibliothek von Anholt. © Kai Kitschenberg

Doch beginnen wir den Rundgang durch die Burg, der hier nur im Schnelldurchlauf wiedergegeben werden kann, im ältesten Teil. Der Dicke Turm stammt aus dem 11. Jahrhundert, ein Wehrturm, in dem heute Rüstungen, Jagdwaffen, Münzen und Siegel zu sehen sind – Verlies inklusive, wenn auch nicht mehr in Gebrauch.

Wir gehen durch die kleine und große Bibliothek, 1450 gegründet, mit ihren 8000 Bänden auch aus der Frühzeit des Buchdrucks, mit Folianten und historischen Atlanten.

Der Weg führt in den Rittersaal von 1665 mit seiner Ahnengalerie, den mit Blattgold-Ornamenten veredelten Stuckverzierungen. Hier werden mehrmals jährlich Konzerte gegeben und Empfänge abgehalten.

Ein echter Rembrandt - und ein Cranach

Auf dem Paradebett empfing der Fürst einst seine Untertanen.
Auf dem Paradebett empfing der Fürst einst seine Untertanen. © Kai Kitschenberg

Im Paradezimmer steht das mit Samtvorhängen geschmückte Paradebett, auf dem die Fürsten einst halb liegend Hof hielten. An der Decke hängt ein gewaltiger Kronleuchter aus Murano-Glas.

Es geht weiter, durch den alten und den neuen Speisaal. Und wir landen schließlich in einem vergleichsweise nüchternen, modernen Raum, in dem früher Bedienstete untergebracht waren. Heute finden sich hier die Meister.

Der Rittersaal aus dem Jahr 1665. Hier liegen Eichenbohlen, die über 16 Meter lang sind auf dem Boden, an den Wänden eine Ahnangalerie.
Der Rittersaal aus dem Jahr 1665. Hier liegen Eichenbohlen, die über 16 Meter lang sind auf dem Boden, an den Wänden eine Ahnangalerie. © Kai Kitschenberg

Doch was genau das bedeutet, wird erst deutlich, als Maria Nehling einmal quer durch den Raum deutet und sagt: „Und dort drüben hängt unser Rembrandt.“ Und tatsächlich: Auf Anholt findet sich „Diana mit Actäon und Callisto“, das der bedeutendste Sammler der Familie, Fürst Ludwig Carl Otto, im Jahr 1774 in Paris erwarb. Da war Rembrandt freilich schon ein Weilchen tot, doch viele Werke wurden auch von den Künstlern selbst erworben. Auf der anderen Seite des Raums, also dem Rembrandt gegenüber, hängt ein weiteres Juwel der Sammlung: „Venus und Amor als Honigdieb“ von Lucas Cranach d.Ä. – es lässt einen ebenso in Ehrfurcht vor dem Könnnen der alten Meister erstarren wie der Rembrandt.

Lustwandeln im Schlosspark und in der Seelandschaft

Man könnte Stunde um Stunde bei einer Führungen verbringen, die ab Mai täglich angeboten werden. Bis dahin darf man sich der Natur im Schlosspark erfreuen – oder in der nicht weit entfernten Berg- und Seelandschaft Anholter Schweiz, die in den 1890er-Jahren einer Miniaturversion des Vierwaldstätter Sees nachempfunden wurde. Oder im zur Burg gehörenden Golfclub. Auch dieses Erlebnis darf sich zu Recht fürstlich nennen.

>>> Infos zu Museum und Park Anholt

Premiumführungen (90 Min.) bis Mai nur nach Vereinbarung (Mindestbesucherzahl, Tel. 02874-45353). Premiumführungen ab Mai: di.-so. 13 Uhr, Kompaktführungen stündl. 11-16 Uhr (begrenzte Teilnehmerzahl, 12-18 Euro, Eintritt zum Park tägl. auch separat, 5€). Karfreitag, Ostermontag und Pfingstmontag offen. Weitere Informationen zur Wasserburg und dem Museum im Netz: www.wasserburg-anholt.de