Hamburg. Videos von Museen auf einen Blick: Das Museumsfernsehen. Die Macher dahinter und häufige Fehler beim Smartphone-Filmen.

Ein Vögelchen, das unter Wasser sitzt? Das gibt’s doch gar nicht. Oder doch? Dieser Spaßvogel schildert, wie es geht: Jakob Schwerdtfeger. Der Komiker mit der Taucherbrille auf der Nase erklärt kinderleicht, aber nicht nur für Kinder, ein 200 Jahre altes Objekt aus der Glassammlung des Kunstpalastes in Düsseldorf. Damals hat man Vogelkäfig und Goldfischglas so miteinander kombiniert, dass es für den Betrachter wirklich so aussah, als ob ein Piepmatz zwischen Fischen sitzen würde.

„Kunstklick“ heißt diese spaßige und erhellende Reihe, die es nicht nur auf der Internetseite des Museums und auf YouTube gibt, sondern auch im Museumsfernsehen. Das Internetportal bündelt Videos von Museen – und das nicht erst seit dem ersten Corona-Lockdown, sondern seit mehr als fünf Jahren.

Es muss nicht immer die große Ausrüstung sein. Auch das Filmen mit dem Smartphone ist möglich, wenn man ein paar Regeln beachtet, betonen die Macher vom Museumsfernsehen.
Es muss nicht immer die große Ausrüstung sein. Auch das Filmen mit dem Smartphone ist möglich, wenn man ein paar Regeln beachtet, betonen die Macher vom Museumsfernsehen. © Privat | Privat

So kann der Zuschauer durch das Programm zappen und erfährt etwa, dass im Frühling auf dem Gelände der Henrichshütte in Hattingen Stinkender Storchschnabel, Dreifinger-Steinbrech und Greiskraut wachsen: Naturführerin Birgit Ehses gibt eine kleine Kräuterkunde.

Die Kunsthistorikerin Maria Damm erklärt in der Bundeskunsthalle in Bonn den Werkzyklus „Brahms-Phantasie“ von Max Klinger (1857–1920). Sie zeigt, wie der Pionier des deutschen Symbolismus die Gefühle auf Papier brachte, die der berühmte Komponist bei seinen Zuhörern erzeugte. Und das Archäologische Museum, das mit der Pest-Schau Experten-Wissen sammeln konnte, erklärt den Unterschied zwischen Pest und Corona. Das Ganze auch in Gebärdensprache.

Die Macher des Museumsfernsehens sind Ilona Aziz (42) und Thomas Wagensonner (55). Die Idee dazu hatten die Hamburger bereits, bevor sie sich selbstständig gemacht haben. Ilona Aziz: „Es gibt so viele tolle Museumsvideos – und die gehen alle in der Masse von YouTube unter.“ Schließlich erstellten sie die Plattform – ohne direkt damit Geld zu verdienen.

Da beide aus der Video-Produktion kommen, etwa fürs Fernsehen oder als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit, bieten sie nun Hilfe zur Selbsthilfe an. In Workshops, die mittlerweile alle online laufen, geben sie nicht nur Museumsleuten Tipps, wie man mit dem Smartphone kleine Videos filmt. „Es muss auch nicht immer perfekt sein“, betont Wagensonner, der so über die Hemmschwelle hilft, selbst in die Kamera zu schauen.

Auch interessant

Ein Anfängerfehler sei, verrät Ilona Aziz, dass die Menschen filmen wie sie gucken – sie schwenkt demonstrativ ihr Smartphone durch den Raum. „Ruhige Kamera, nicht wild drauflosbewegen, am besten mit einem Stativ arbeiten, gute Bilder machen. . .“, zählt sie auf – und gibt noch einen Tipp: „Es ist nicht nur wichtig, ein gutes Bild zu haben, es ist genauso wichtig, einen guten Ton zu haben.“ Daher rät sie zu einem externen Mikrofon.

Da weiß man, was man hat

Viele der 10.000 Videos des Museumsfernsehens sind mit dem Smartphone gemacht. Sie zeigen nicht nur Museen aus der Region, sondern auch aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Etwas kann man sich allerdings schon wundern: über den Namen der Plattform. In Zeiten, in denen viele Podcasts erstellen, Apps besondere Führungen ermöglichen und das Schauspiel Essen den Gästen gar mit VR-Brillen ein Theaterstück ins heimische Wohnzimmer bringen möchte, heißt dieses Angebot nach einem Medium aus dem vergangenen Jahrhundert: Fernsehen.

Nun ja, so etwas wie MuseumsTube hätte merkwürdig geklungen, sagt Wagensonner. Museumsfernsehen „suggeriert dieses Alte, aber ich weiß auch, was ich bekomme“. Man könne sich zurücklehnen und beschallen lassen, ergänzt Ilona Aziz.

Auch interessant

Ganz zurücklehnen sollte man sich allerdings auch nicht. Denn es sind Videos dabei, denen man anmerkt, dass sie das Haus einfach nur bekannter machen sollen. Schöne Öffentlichkeitsarbeit. Der Nutzwert ist aber für die Zuschauenden nicht so hoch. Da muss man sich schon ein bisschen durchklicken. Auch kann man diese Plattform nicht mit aufwendigen Kulturdokumentationen einer echten Fernseh-Mediathek vergleichen. Aber um sich für den nächsten Museumsbesuch inspirieren zu lassen (irgendwann wird es wieder möglich sein!) und für Erklär-Häppchen wie die des Spaßvogels Jakob Schwerdtfeger lohnt es sich doch, den Blick vom Goldfischglas auf den Bildschirm zu lenken: einschalten!

Museen, die ihre Videos im Museumsfernsehen zeigen möchten, müssen sie vorab auf einer offiziellen Video-Plattform eingestellt haben, also auf YouTube oder Vimeo. Dann können sie den Link mailen ans Museumsfernsehen. Mehr Infos unter museumsfernsehen.de