Essen. Mancher denkt, der Pott sei ein offenes Buch, doch bleibt er ein Rätsel. „Unser Ruhrgebiet - Das Rätselbuch“ stellt Kenner auf die Probe. Wetten?
Das Ruhrgebiet hat uns ja schon immer reichlich Rätsel aufgegeben. Etwa: Warum heißt das eine Nationalgericht des Reviers eigentlich „Pommes Schranke“ und empfiehlt sich somit eher für Bahnfahrer, während das andere Nationalgericht, Currywurst-Pommes-Mayo also, als „Mantaplatte“ berüchtigt ist – und vielleicht eher am Sportlenkrad eines fuchsbeschwanzten Opel-Boliden verzehrt wird? Und überhaupt: Wie viele Liter Pils passen in eine Wanne-Eickel? Und waren eigentlich zu Zeiten, als der Himmel über der Ruhr noch nicht so blau war, die Malocher in den Eckkneipen zum Ausgleich umso blauer?
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All diese Fragen beantworten die beiden Autoren Ursula Hermann und Wolfgang Berke natürlich nicht, dafür bescheren sie uns mit „Unser Ruhrgebiet – Das Rätselbuch“ einen sehr kurzweiligen Härtetest für alle, die glauben, ihre Heimatregion noch besser zu kennen als ihren Bergkittel. „Alltägliches und Sensationelles liegen oft nur einen Steinwurf voneinander entfernt“, bescheinigen die Autoren dem Ruhrgebiet. Und Gleiches gilt für dieses Büchlein: Naheliegende Bilderrätsel, bei denen man die Landmarken auf einigen unserer bekanntesten Halden der jeweiligen Stadt zuordnen muss (Wüssten Sie spontan, wo Brockenscheidt liegt?) oder einige der ansehnlichsten Rathäuser (Respekt vor dieser ornamentgeschmückten Schönheit in Recklinghausen!).
Nachtaktiver Vogel? Schnapsdrossel?
An manchen Stellen recht knifflig sind die klassischen Kreuzworträtsel, bei denen man sicherlich den Duisburger Hafen-Stadtteil leicht erraten kann, zumal unser liebster Fluss im Namen vorkommt.
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Oft sind die Rätsel auch mit einem guten Schuss Humor gewürzt („Kann in die und aus der Suppe schauen“), jedoch sollte man sich mit möglichen lustigen Lösungen (der „Nachtaktive Vogel“ war rätselhafterweise nicht die „Schnapsdrossel“) ein wenig zurückhalten.
Klar wie Klärchen und praktisch unvermeidbar: Das Rätselbuch erwähnt und thematisiert beinahe jedes denkbare Ruhrgebietsklischee, was ja auch zu einem ordentlichen Heimatgefühl beiträgt. Aber wer sich heranwagt, muss sich durchaus harten Nüssen stellen, etwa bei der geografischen Zuordnung aller 53 (!) zur Metropole-Ruhr gehörigen Städte – nur gut, dass Hermann und Berke das Ganze nicht noch im erhöhten Schwierigkeitsgrad für alle rund 500 Stadtteile verlangen.
Helge Schneider, Westernhagen, Tegtmeier, Schimanski
Hübsch anzusehen sind die illustrierten Ausflüge in die Welt der Populärkultur, so trifft man beim Quiz zum „Ruhrgebiet in Film und Fernsehen“ gleich reihenweise geliebte – und teils auch schambehaftete – Figuren wieder: Theo und Helge Schneider, aber auch Manta-Til Schweiger und… tja, wie hieß der komische Schmierlapp aus „Lass jucken, Kumpel! – Teil 6“ gleich noch?
Herausragend und natürlich gleich mehrfache Erwähnungen wert sind Revier-Ikonen wie Tegtmeier und Schimanski, Gerburg Jahnke und Herbert Knebel, Tana Schanzara und Elke Heidenreich.
Zwei bekannte Schauspiel-Größen aus dem Pott müssen übrigens anhand ihrer Biografien erraten werden: „Wer bin ich?“, fragt eine Essenerin, die mit Sicherheit mehr Bildschirmzeit erspielt hat als die meisten anderen deutschen Schauspieler – und ebenso ein Berufskollege, der gleichermaßen als aufmüpfiger Schwiegersohn wie als Ekelpaket erfolgreich gewesen ist.
Wie der Bergmann bis zur siebten Sohle
Am Ende, wenn man sich durch die kniffligen 42 Seiten voller Rätsel (den Rest nehmen die Lösungen ein) hindurchmalocht hat wie der Bergmann bis zur siebten Sohle, wird einem der Kopf rauchen wie sonst nur die Schlote von Kokerei Prosper in Bottrop – oder wie Kalle Grabowskis Wut-Fluppe vor dem Showdown in „Bang Boom Bang“.
Ursula Herrmann, Wolfgang Berke „Unser Ruhrgebiet – Das Rätselbuch“, Wartberg Verlag, 64 Seiten, 12 Euro. Die beiden Autoren haben weitere Regionalrätsel herausgegeben, wer sich also in München, Hamburg oder Frankfurt ebenso heimisch fühlt wie bei uns, wird hier ebenso vergnüglichen Rätseln begegnen.