Hattingen. Turnschuhe oder Wanderstiefel? Auf die Socken kommt es an! Uli Auffermann, Autor von Wanderführern aus Bochum, gibt Tipps fürs Wandern.

Der Kettwiger Panoramasteig ist eröffnet. Länge: 34,4 Kilometer! Geübte Wanderer freuen sich, insbesondere im Corona-Sommer, der einen zum Urlaub daheim einlädt. Aber der Anfänger denkt: 34,4 Kilometer durch Essen? Puh, das klingt viel. Also wie fängt man mit dem Wandern an?

Niemals ohne Karte: Uli Auffermann in der  Elfringhauser Schweiz.
Niemals ohne Karte: Uli Auffermann in der Elfringhauser Schweiz. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Direkt vor der Haustür“, sagt Uli Auffermann. Tür auf – und raus. Und das geht auch in einer Großstadt, meint der Wanderexperte. Zuvor einen Blick auf eine Karte werfen, gedanklich hier einen Park mit einem Grünstreifen dort verbinden. Da an einer Zeche vorbei, und dort am Museum. Und schon ist man einen Rundweg gelaufen. So einfach – und oft auch überraschend gut. Denn wer kennt seine Umgebung schon wirklich?

Uli Auffermann kennt sie. Er ist in Bochum in einer Bergmannsfamilie aufgewachsen. Das Bergsteigen hat er in Tirol gelernt, wo seine Mutter sich erholte. Wandern kann er hier wie dort. So zeigen einige seiner rund 50 Bücher Touren im Revier, etwa „Panoramawege“ oder „Wandern am Wasser“. Er geht jeden Tag los, denn das Wandern ist für ihn wie „Essen und Trinken“.

Festes Schuhwerk sei unerlässlich. Sicherlich könne der Anfänger erstmal Turnschuhe anziehen, wenn die Sohle nicht zu dünn ist. Aber auf Dauer geben hohe Wanderstiefel den besten Halt, so Auffermann. Insbesondere, wenn der Boden nass ist. Und bereits wenige Meter Steigung seien mit hohen Schuhen besser zu bewältigen.

Die richtigen Socken fürs Wandern

In einem guten Outdoorladen könne man sich beraten lassen. Und dann in Socken schlüpfen, bei denen die Nähte nicht stören und das Gewebe atmungsaktiv ist. „Sie können sich die teuersten Schuhe kaufen, wenn die Socken verkehrt sind, holt man sich Blasen.“

HIer geht es nicht zur Autobahn. Das A zeigt einen Rundweg an.
HIer geht es nicht zur Autobahn. Das A zeigt einen Rundweg an. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Wir treffen den 60-Jährigen in der Elfringhauser Schweiz, dem Gebiet zwischen Hattingen, Velbert und Sprockhövel. Da kann man sich auf der Stelle drehen und drehen und sieht Wald und Wiesen und dazwischen ein Fachwerkhaus.

Hier hat Auffermann einen Weg markiert, der hinter dem Lokal Waldhof an der Elfringhauser Straße beginnt und mit rund 2,5 Kilometern für Anfänger geeignet ist. Dabei erinnert der Name des Weges überhaupt nicht an einen Anfänger: Anderl Heckmair. Ihm gelang 1938 die erste Durchsteigung der Eiger-Nordwand. Ein Idol, mit dem sich Auffermann getroffen hat, und zwar in der Elfringhauser Schweiz.

Mit GPS-Gerät oder Karte?

A1, A2… ist auf weiteren Schildern an Baumstämmen zu lesen. Das sind natürlich nicht die Wegweiser zur Autobahn. Der Buchstabe A deutet in der Regel auf einen Rundweg, so Auffermann. Man kann solchen Markierungen folgen, und ein GPS-Gerät oder eine -App nutzen sowie eine Wanderkarte. Das eine sei nicht besser als das andere. Aber Auffermann schaut lieber in die Karte. Die bekommt man in Buchhandlungen oder in Tourist­informationen. Mit ihr lerne man, sich zu orientieren. „Wenn mal die Technik zusammenbricht.“

Mit dem Stock über Stein

„Das Wandern ist entstaubt worden“, sagt Uli Auffermann. Immer mehr junge Leute hätten das Wandern für sich entdeckt. Und auch den Spazierstock sehe er wieder öfter, obwohl ein Stock, auch ein Teleskopstock, nicht unbedingt nötig sei.

Kürzlich habe ihn jemand gefragt, ob es für den Baldeneysteig in Essen einen Stocknagel gäbe. Gibt es noch nicht, wie die Touristinfo mitteilt. Aber die in Hattingen am Haldenplatz 3 hat eine Plakette (1,50 €). Auf dem Stock befestigt ist es eine Erinnerung an die Wanderzeit und das Zeichen: Ich war schon da!

Obwohl es viele gut markierte Wege und Wanderführer gibt, sagt Auffermann: „Der Genuss ist umso schöner, wenn man sich selbst einen Weg erwandert.“ Erstmal die Route mit dem Finger auf der Karte in Gedanken durchgehen. Rote Strahlen kennzeichnen die Aussichtspunkte. Und dann den Weg richtig erleben.

Um sich nicht zu verlaufen, empfiehlt Auffermann, ab und an einen Schulterblick. So weiß man, wie der Weg von der entgegengesetzten Richtung aussieht. Zudem markante Punkte auf der Karte abgleichen: hier der Bach, dort der Wald.

Und falls man gar nicht weiter weiß und sich nicht am Sonnenstand orientieren kann, helfen die Bäume: „Auf der Wetterseite, das ist bei uns der Westen, Nordwesten, sind sie deutlich grüner und bemooster. Wenn das Auto im Süden steht, sollte man in die Richtung nicht weitergehen.“

Vorsicht Wildschweine! Wege nicht verlassen

Kühe grasen auf den Wiesen, Pferde laufen über eine Koppel – und ein Schild warnt: „Achtung Wildschweine – Bleiben Sie auf den Wegen und leinen Sie Ihre Hunde an!“ Zum Wandern gehöre Respekt, betont Auffermann, der Natur gegenüber und den Landwirten. Manche Leute würden unmöglich parken und so den Bauern die Wege versperren. Und in der Abenddämmerung sollte man dem Wild das Revier überlassen. Und generell seinen Müll wieder in den Rucksack packen.

Einer mit verstellbaren Riemen und guter Belüftung sei am besten. Für die kleine Tour reiche auch ein kleiner Rucksack. Aber etwas zu Trinken, Sonnen- sowie einen Wind- und Regenschutz habe er immer dabei. „Das gibt es heute ja alles in ganz leicht.“ Und was niemals bei ihm fehlt: ein Erste-Hilfe-Set, auch das im handlichen Format. Einmal ist er gestolpert und mit der Hand am Stacheldraht hängengeblieben – da war er sehr froh, sich einen Druckverband anlegen zu können.

Auffermann empfiehlt, die Weglängen langsam zu steigern, je nachdem, was einem guttut. Für eine vier Kilometer lange Strecke, etwa ein Teilstück eines Fernwanderwegs, könne man etwa eine Stunde einplanen. Das sei für wenig Sportliche schon mal ein guter Anfang.

Wenn zwischendurch ein kleiner Berg zu überwinden sei, verlängert sich die Tour entsprechend: 400 Höhenmeter bedeuten dann noch mal eine Stunde obendrauf. Den Leistungsgedanken sollte man beim Wandern aber rauslassen. Auch Auffermann geht mal stramm, mal schlendert er. So bekommt er den Kopf frei. Und dann kehrt er ein, das gehöre für ihn zum Wandern dazu. „In den Biergarten setzen und die letzten Sonnenstrahlen genießen.“

Noch mehr Wege für Wanderer:

Start einer neuen Serie für Touren durch Essen.

Hier werden Wanderwege im Sauerland getestet.

Und nach einiger Zeit klappt es dann auch mit dem Kettwiger Panoramasteig in Essen.