Essen. Wie nah das Leben von James Bond der wirklichen Arbeit von Geheimdiensten kommt – und wie viel Respekt mancher Spion vor den Filmen hatte.

Er ist der coolste Typ überhaupt, ein echter Womanizer obendrein. Sein Beruf führt ihn um die ganze Welt – immer im Auftrag seiner Majestät. Seine Autos sind auch nicht zu verachten, seinen Martini trinkt er geschüttelt, nicht gerührt. Die Rede ist natürlich von James Bond, dem Agenten 007, der einen so aufregenden Job hat, dass viele schon neidisch wurden. Doch wie nah kommt das Leben des Leinwandhelden, der laut seiner fiktiven und scherzhaften Biografie von John Pearson gebürtiger Wattenscheider ist, der Realität?

Wie entstanden Geheimdienste?

Die Spionage gilt als zweitältestes Gewerbe der Welt. Schon immer gab es Geheimnisse und neugierige Menschen, die sie lüften wollten. Zur Kriegsführung etwa war es wichtig, besonders gut über die Truppenstärke des Gegners und sogar dessen Schlachtpläne Bescheid zu wissen. Doch erst im Römischen Reich entstand das Berufsbild des Spions. Zuvor war der Geheimnisverrat eher eine lukrative Nebenbeschäftigung.

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Die Geheimdienste in der heutigen Form entstanden erst im 20. Jahrhundert. Die Briten riefen im Jahr 1909 ihre Nachrichtendienste ins Leben, darunter den bekannten „MI5“, den Inlandsgeheimdienst, und den „MI6“, den Auslandsgeheimdienst – und Arbeitgeber von James Bond. Auch die Nazis hatten einen Auslandsgeheimdienst. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog Deutschland jedoch offiziell erst spät nach. Im Jahr 1956 wurde der Bundesnachrichtendienst gegründet, kurz BND.

Was tun Geheimdienste heute?

Mit dem Ende des Kalten Krieges änderten sich die Arbeitsinhalte der Geheimdienste. Der neue Gegner ist bis heute der internationale Terrorismus. Sich ihm entgegen zu stellen, ist die neue Hauptaufgabe aller westlichen Geheimdienste. Dafür arbeiten sie sogar zusammen. Darüber hinaus hat das Internet auch die Welt der Spionage revolutioniert. Vielfach arbeiten Agenten online, jetten nicht mehr wie Bond um die ganze Welt. Für die Geheimdienste war das World Wide Web Fluch und Segen zugleich. Sie können besser überwachen – am wenigsten jedoch ihre eigene Geheimhaltung. Man denke nur an den Ex-Agenten Edward Snowden, der sein geheimes Wissen mit der ganzen Welt teilte.

Warum gibt es V-Leute?

Eine weitere Entwicklung der Neuzeit ist es auch, weniger eigene Agenten einzusetzen und mehr V-Leute anzuwerben, die bereits Teil des organisierten Verbrechens sind und interne Informationen weiterleiten. Den Aufwand, einen Agenten mit einer stichhaltigen Identität auszustatten und einzuschleusen, spart man so. In Deutschland sind V-Leute nicht unumstritten, auch weil diese etwa im Fall des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) nicht zur Aufklärung beitrugen, sogar zum Teil nur vorgebliche V-Leute waren und das erhaltene Geld in die rechte Szene investierten. Das Land Thüringen zog die Konsequenzen daraus und verzichtet nun auf alle V-Leute.

Wie erfolgreich sind die Geheimdienste?

So umstritten die Arbeit der Geheimdienste ist, sie kann Erfolge vorweisen. So wurden die Anschlagspläne der „Sauerland-Gruppe“ vereitelt, die 2007 Anschläge mit einem Ausmaß des 11. Septembers verüben wollten. Auch hier arbeiteten die internationalen Geheimdienste zusammen. So war es die CIA, die ihr Wissen über den Mailverkehr der Terroristen mit dem BND teilte.

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Mehr noch, laut Berliner Sicherheitskreisen reisten Mitarbeiter von CIA und Navy Seals, einer Elitetruppe, ein und halfen bei der Festnahme der Terroristen, die zuvor monatelang von rund 600 deutschen Ermittlern überwacht worden waren. Und die Agenten tun noch mehr Gutes: Sie kommen zum Beispiel auch zum Einsatz bei Verhandlungen im Falle von Entführungen deutscher Staatsbürger im Ausland.

Wie viel Wahrheit steckt in James Bond?

Filmproduzenten sind kreativ, möchte man meinen. Vielleicht auch visionär, denkt man an die vielen technischen Spielereien, die „Gadgets“, von denen einige erst viel später Realität wurden. Doch ganz so ist es nicht. Ian Fleming, der „Erfinder“ von James Bond und Autor der ersten Romane, war während des Zweiten Weltkriegs selbst beim Geheimdienst beschäftigt, leitete mehrere Geheimoperationen.

Somit gingen durchaus Innenansichten in die fiktiven Geschichten ein. Zudem war der „MI6“ den Filmen nicht abgeneigt. Als diese schon weltweit erfolgreich waren, gestattete man tatsächlich den Machern das Filmen der Außenfassade. Dies ist ein weiteres Mal in „Skyfall“ geschehen. Hier ist die Außenfassade des Gebäudes in Vauxhall zu sehen – die dann explodiert.

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Die zahlreichen technischen Elemente sind oftmals auch nicht so weit hergeholt. Vielfach erkundigten sich die Macher der Filme, was gerade in der Entwicklung war. Für „Feuerball“ kam 1965 der Prototyp einer Unterwasserkamera zum Einsatz – damals eine kleine Revolution. Ein Jahr zuvor bereits spielte in „Goldfinger“ die Lasertechnik eine Rolle, in „Diamantenfieber“ gab es 1971 bereits einen Fingerabdruck-Scanner.

Und während das Kinopublikum bestens unterhalten alles für fantasievolle Spinnerei hielt, wussten es die Geheimdienste besser. Der in den Westen übergelaufene KGB-Agent Oleg Gordievsky berichtete einmal, der KGB habe die Bond-Streifen mit Interesse angesehen, weil man wusste, was hier zu sehen ist, wird bereits entwickelt.

Der frühere Leiter des Auslandsgeheimdienstes der DDR, Markus Wolf, verriet sogar, die Filme seien gar „Lehrfilme“ für seine Mitarbeiter gewesen. Obwohl sie in der DDR öffentlich natürlich verpönt waren. Nur selten hinkt die Realität hinterher. Und das auch nicht lange. So erreichte 2014 die Welt die Meldung, in Südkorea sei ein Atemgerät ähnlich der künstlichen Kiemen erfunden worden, mit denen Bond in „Feuerball“ problemlos taucht.

Die Instrumente der heutigen Geheimdienste, häufig Computerprogramme, muss nicht erst der Film aufdecken. Weil die Nachrichtendienste ohnehin online ein Thema sind, nutzen sie das für sich – zur Mitarbeiter-Akquise. Kaum zu glauben, aber wahr: Auf ihren Internetseiten werben die Dienste, besonders in England, öffentlich den Agenten-Nachwuchs an. Frei nach dem Motto, ein bisschen 007 steckt doch in jedem von uns.