Essen. Demonstrieren während der Arbeitszeit? Unternehmen aus dem Ruhrgebiet gehen unterschiedlich mit dem geplanten „Klimastreik“ am 20. September um.

Der Chef des Essener Energiedienstleisters Ista, Thomas Zinnöcker, ermuntert die Beschäftigten des Unternehmens zur Teilnahme am „Klimastreik“ der Bewegung Fridays for Future. „Der Klimaschutz ist für mich und für viele Kollegen eine Herzensangelegenheit“, sagte Zinnöcker unserer Redaktion. Deshalb werde Ista den Mitarbeitern ermöglichen, an den Demonstrationen am 20. September teilzunehmen und so „ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen“.

In Schulen sei das Unternehmen schon seit 2017 aktiv, um junge Leute für Klimaschutz und Energieeffizienz zu begeistern, erklärte Zinnöcker. „Keine Frage also, dass wir uns mit dem Anliegen der Schüler und Studenten solidarisch erklären.“

Führungskräfte sollen Ista-Mitarbeitern Teilnahme ermöglichen

Alle Ista-Führungskräfte sollen den Mitarbeitern eine Teilnahme an den Demonstrationen während der Arbeitszeit ermöglichen, erklärte das Unternehmen. Es gebe zwar nicht formal Sonderurlaub, aber jeder Beschäftigte, der teilnehmen wolle, solle dazu die Möglichkeit haben. In Essen gelte dies für alle knapp 500 Mitarbeiter von Ista in der Zentrale und in einem Technikum. Bundesweit sind Kundgebungen der Bewegung Fridays for Future geplant, im Ruhrgebiet in fast allen Städten, darunter Essen, Duisburg, Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund.

Firmenchef Zinnöcker betonte, Ista bekenne sich zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens, das vorsieht, den Anstieg der globalen Temperatur bei weniger als 1,5 Grad zu stoppen. „Die Politik zeigt, dass sie den Wunsch der Bürger nach mehr Klimaschutz ernst nimmt. Jetzt müssen Taten folgen.“ Dabei müsse es auch verstärkt um Wohngebäude gehen. „Hier muss die Politik Entscheidungen treffen und Anreize für das Energiesparen schaffen.“ Mehr Transparenz über den eigenen Verbrauch könne dabei hilfreich sein, gab Zinnöcker zu bedenken. Zum Geschäftsmodell von Ista gehört, in Mehrfamilienhäusern mit einer Zentralheizung zu ermitteln, wie viel die Bewohner geheizt haben.

Hunderte Firmennamen auf Liste einer Kampagne

Eine jährliche Studie von Ista in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zeige seit Jahren, dass die Menschen in Deutschland mehr heizen, erklärte das Essener Unternehmen. Obwohl es Gebäudesanierungen gebe, steige der Verbrauch.

Hunderte mittelständische Unternehmen verschiedener Branchen mobilisieren ebenfalls für den „Klimastreik“, wie die Bochumer GLS Bank vor wenigen Tagen (5. September) mitteilte. Auf einer Website der Kampagne tauchen unter anderem die Namen des Düsseldorfer Ökostromanbieters Naturstrom und der Bio-Lebensmittelmarke Alnatura auf.

„Unsere Mitarbeiter können in ihrer Freizeit tun, was sie wollen“

Am 20. September werde die GLS Bank „geschlossen und die Arbeit eingestellt“, hatte Thomas Jorberg, der Chef von Deutschlands führendem alternativem Geldhaus, bereits vor einigen Wochen angekündigt. „Wenn wir jetzt nicht handeln, hinterlassen wir eine zerstörte Welt“, sagte Jorberg. „Bis zum Jahr 2050 muss die Weltwirtschaft CO2-neutral sein. Dies ist ein existenziell notwendiges, aber sehr ambitioniertes Ziel.“

Unternehmen wie Eon, Evonik und RWE hatten sich offen dafür gezeigt, dass sich die Beschäftigten außerhalb ihrer Arbeitszeit an den Klimademos beteiligen. „Unsere Mitarbeiter können in ihrer Freizeit tun, was sie wollen, sofern sie sich an Recht und Gesetz halten“, sagte Evonik-Chef Christian Kullmann. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz äußerte sich ähnlich. „Wenn sich Mitarbeiter engagieren wollen, können sie das in ihrer Freizeit tun“, sagte er. Eon-Finanzchef Marc Spieker erklärte, er gehe davon aus, dass sich Eon-Mitarbeiter an den Aktionen beteiligen werden. Generell gelte: „Das liegt in der Verantwortung der einzelnen Mitarbeiter.“