Essen. . Nach der Übernahme durch Investoren aus Hongkong verspricht Ista-Chef Thomas Zinnöcker den Kunden in Europa strengen Datenschutz.
In fast 12,5 Millionen Wohnungen in 24 Ländern ist der Essener Immobilien-Dienstleister Ista aktiv. Die Firma ist darauf spezialisiert, in Mehrfamilienhäusern mit einer Zentralheizung zu ermitteln, wie viel die Leute geheizt haben. Seit wenigen Monaten hat ein Investor aus Hongkong bei Ista das Sagen, ein Unternehmen mit dem Kürzel CKI, hinter dem der Milliardär Li Ka-shing steckt. Ista-Chef Thomas Zinnöcker spricht in unserem Interview darüber, was sich nun im Unternehmen ändert.
Seit wenigen Monaten hat ein Investor aus Hongkong bei Ista das Sagen, ein Unternehmen mit dem Kürzel CKI, hinter dem der Milliardär Li Ka-shing steckt. Wird das Essener Unternehmen jetzt aus Honkong gesteuert?
Zinnöcker: Nein, wir sind und bleiben ein deutsches Unternehmen. Wir haben gerade erst unsere neue Firmenzentrale in Essen bezogen, und wir fühlen uns hier sehr wohl. Nach Hongkong werden wir nicht abwandern. Das wäre zu weit weg von unseren Kunden. Im Übrigen ist CKI kein Finanzinvestor, sondern ein familiengeführter Konzern, der weltweit aktiv ist und dabei sehr langfristig denkt. Für Ista ist das ein echter Glücksfall.
Angeblich haben die neuen Eigentümer rund 4,5 Milliarden Euro für Ista bezahlt. Zum Vergleich: Der Dax-Konzern RWE wird an der Börse mit rund zehn Milliarden Euro bewertet. Müssen Sie den hohen Kaufpreis nun durch schnelle Gewinnmaximierung rechtfertigen?
Zinnöcker: Davon kann keine Rede sein. Die Spekulationen zum Kaufpreis kommentiere ich nicht. In den vergangenen Jahren hat CKI Beteiligungen an weit über 30 Unternehmen erworben, aber keine einzige verkauft. Es gibt also einen sehr langfristigen Plan. In Zeiten niedriger Zinsen sind die Renditeansprüche von nachhaltig denkenden Unternehmen ohnehin gesunken.
Bundesweit gibt es rund 18 Millionen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit einer zentralen Energieversorgung. Als Heizkosten-Abrechner kommt Ista hier auf einen Marktanteil von rund 26 Prozent. Der Anteil Ihres Konkurrenten Techem liegt sogar noch etwas höher. Diese Marktmacht lädt doch zu hohen Preisen ein.
Zinnöcker: Es gibt einen scharfen Wettbewerb. Regelmäßig entscheiden sich Kunden für den Wechsel des Anbieters. Uns geht es um nachhaltiges Wachstum. Das ist nur mit zufriedenen Kunden und fairen Preisen möglich.
Sehen das Ihre neuen Eigentümer auch so?
Zinnöcker: Ich war im November in Hongkong und konnte mir ein Bild davon machen, worauf unsere neuen Eigentümer Wert legen. Nur ein Beispiel: CKI-Gründer Li Ka-shing hat angekündigt, einen großen Teil seines Vermögens wohltätigen Zwecken zukommen zu lassen. Wir können als Ista froh sein, Teil eines Familienkonzerns zu sein, in dem nicht kurzfristig, sondern in Dekaden gedacht wird.
Sie haben als Dienstleister für Heizkostenabrechnungen Zugriff auf Daten von Millionen Menschen in Europa. Haben es die asiatischen Investoren darauf abgesehen?
Zinnöcker: Quatsch. Unsere neuen Eigentümer haben uns nicht gekauft, um an Daten von deutschen Verbrauchern zu kommen. Es gibt auch keinen Datentransfer. Datenschutz ist und bleibt für uns ein hohes Gut.
Sie ermitteln in Mehrfamilienhäusern mit einer Zentralheizung, wie viel die Leute geheizt haben und was die Wärme jeweils kostet. Ihre Kunden sind Vermieter und Verwalter, aber die Mieter in bundesweit rund 4,5 Millionen Wohnungen zahlen für das, was Ista macht. Können Sie nachvollziehen, wenn es bei den Mietern auch viel Skepsis mit Blick auf den Datensammler Ista gibt?
Zinnöcker: Ja, verstehe ich, aber die Skepsis wurzelt in einem Missverständnis. Wir sind kein Datensammler, sondern helfen Verbrauchern, Energie zu sparen. Deshalb steht die CO2-Einsparung im Vordergrund, nicht die Daten. Richtig ist: Die Häuser der Zukunft werden immer digitaler. Das führt zu grundsätzlichen Themen, auf die wir als Gesellschaft Antworten finden müssen. Dazu wollen wir beitragen.
Wann gibt es denn die sprechende Heizung, die sich über einen Zuruf regeln lässt?
Zinnöcker: Die sprechende Heizung wird sicher kommen. Digitalkonzerne wie Amazon und Google, aber auch deutsche Energieversorger setzen verstärkt auf Geschäfte rund um intelligente Haustechnik. Wir sehen darin auch für Ista Chancen. Denn wir sind schon jetzt in Millionen Haushalten und kennen uns auf dem Markt bestens aus.
Wie entwickelt sich die Zahl Ihrer Kunden?
Zinnöcker: Entscheidend für uns ist, in wie vielen Wohnungen wir sind. Seit Jahren verzeichnen wir Zuwächse. Wir sind jetzt in fast 12,5 Millionen Wohnungen in 24 Ländern, vor drei Jahren waren es noch unter 12 Millionen Wohnungen. Unser Ziel ist es, etwas stärker zu wachsen als der Markt insgesamt. Das entspricht bei uns jährlich etwa 150.000 bis 200.000 Wohnungen zusätzlich in ganz Europa. Derzeit haben wir 450.000 Kunden weltweit, davon rund 280.000 in Deutschland. Auch unsere Kundenbasis wollen wir kontinuierlich verbreitern.
Worauf müssen sich die Ista-Mitarbeiter nach dem Eigentümerwechsel einstellen? Mehr Telefonkonferenzen mit Hongkong – oder droht gar Personalabbau?
Zinnöcker: Wir wollen wachsen, dafür benötigen wir zusätzliches Personal. Schon jetzt haben wir fast 5800 Mitarbeiter – Tendenz steigend. Allein in unserer neuen Zentrale in Essen arbeiten 550 Beschäftigte. Die Perspektiven mit unseren neuen Eigentümern könnten kaum besser sein.
Zur Tradition von CKI gehört auch ein Familientag mit sportlichen Wettkämpfen in Hongkong – Tauziehen zum Beispiel. Schicken Sie ihre Mitarbeiter demnächst ins Trainingslager?
Zinnöcker: (lacht) Ein bisschen Zeit haben wir ja noch. Im nächsten Jahr dürfen wir mitmachen. Aber Familientage in eigentümergeführten Unternehmen sind uns Deutschen ja nicht fremd. So etwas gibt es ja auch im Sauerland.