Dortmund. Mit „Aachener“ entsteht eine zweite Warenhauskette in Deutschland. Was der Dortmunder Unternehmer Friedrich Göbel besser machen will als Galeria.
Nach dem zweiten Insolvenzverfahren für Galeria Karstadt Kaufhof, das im Mai abgeschlossen wurde, entsteht mit Aachener eine zweite nationale Warenhauskette. Der Dortmunder Unternehmer Friedrich Göbel hat sechs ehemalige Galeria-Standorte übernommen und verdoppelt damit sein Filialnetz. Im Interview erklärt der Inhaber der TEH Textilhandel GmbH, die die Kette Aachener betreibt, dass er an weiteren Standorten interessiert ist, was er besser machen will als Galeria und was er im ehemaligen Dortmunder Kaufhof vorhat.
Herr Göbel, im März hatten Sie Interesse an 10 bis 25 Galeria-Standorten bundesweit bekundet. Was ist aus Ihren Verhandlungen geworden?
Friedrich Göbel: Zum 1. Juli gehören die ehemaligen Galeria-Standorte Coburg, Cottbus, Leverkusen, Frankfurt-Zeil, Frankencenter Nürnberg und Saarbrücken zu uns. Wir bauen gerade um und hoffen, Ende September beziehungsweise Anfang Oktober eröffnen zu können. Es ist eine komplizierte Aufgabe, Handwerker zu finden, die Logistik aufzubauen und genügend Ware zu bekommen. Sechs der 18 Standorte, die Galeria in der ersten Welle geschlossen hat, sind dann Teil der Aachener Gruppe.
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In Essen und Dortmund hat sich Galeria sozusagen in letzter Minute dazu entschlossen, die Karstadt-Häuser nicht zu schließen und selbst fortzuführen. Sind Sie traurig, in den beiden größten Ruhrgebietsstädten mit Aachener nicht zum Zuge zu kommen?
Göbel: In Dortmund haben wir Anfang Juli aber den ehemaligen Kaufhof am Westenhellweg, wo bislang Sinn eine Filiale hatte, übernommen. In dieser Woche eröffnen wir an diesem Standort ein Markenoutlet für Sport-, Outdoor und Fahrradartikel. Dort bieten wir Topmarken wie Nike, Adidas und andere mit 50 Prozent Rabatt an. Der Mietvertrag läuft erst einmal ein Jahr lang.
Ende Januar 2024 schließen weitere Galeria-Warenhäuser. Kommen Sie da wieder ins Spiel?
Göbel: Und viele von diesen Standorten liegen in NRW. Wenn es für uns als vernünftig erscheint, schauen wir uns die Standorte und den örtlichen Wettbewerb an und sprechen dann mit den Vermietern.
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Wechseln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria zu Aachener?
Göbel: Wir haben allen Beschäftigten der Standorte, die wir übernehmen, ein Angebot gemacht. Die Quote derer, die zu uns gewechselt sind, ist sehr hoch. Es sind mehrere Hundert.
Aachener war bislang ein reiner Modeanbieter. Wie werden die neuen Häuser aussehen?
Göbel: Wir werden zunächst an den sechs Standorten unser Department-Konzept ausrollen. Für Sortimente wie Haushaltswaren, Parfümerie, Schreib- und Bettwaren, Uhren, Schmuck und Kosmetik werden wir Partnerunternehmen auf die Fläche holen, die sich mit diesen Warengruppen auskennen.
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Galeria musste mit ihrem großen Warenhaussortiment zweimal Insolvenz anmelden. Was will Aachener besser machen?
Göbel: Wenn man ein gutes Konzept hat, läuft es auch in der größten Krise. Was unser Sortiment und vor allem die Beratung angeht, wird das nicht mehr viel damit zu tun haben, was man von Galeria kennt.
Wird es auch einen Onlineshop geben?
Göbel: Ganz bestimmt nicht. Mit Onlinehandel kann man als Händler kein Geld verdienen. Außerdem verstopft er unsere Straßen mit Lieferfahrzeugen und sorgt mit den vielen Retouren für eine noch größere Umweltbelastung. Das Onlinegeschäft lassen wir die anderen machen, die es besser können. Aachener konzentriert sich auf den stationären Handel.
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Sie wollen in einer Zeit an den Start gehen, die wegen der hohen Inflation nicht einfach ist für den Einzelhandel. Im ersten Halbjahr 2023 sank der Umsatz real um 4,5 Prozent. Die Menschen üben sich in Konsumzurückhaltung. Warum investieren Sie trotzdem?
Göbel: Ich kann das Wort Konsumzurückhaltung nicht mehr hören. Die Leute kaufen, wenn das Umfeld stimmt. Der Handel geht seit eh und je rauf und runter. Davon lasse ich mich nicht beeindrucken.
Ihr Unternehmen TEH Textilhandel verdoppelt nun binnen kurzer Zeit seine Filialzahl. Wird Ihre Zentrale in Dortmund entsprechend wachsen?
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Göbel: Ja, aber in Maßen. Verwaltungen, die zu groß sind, sind nicht produktiv, sondern destruktiv. Deshalb ist unser Team überschaubar und das soll auch so bleiben. Schauen Sie sich doch die große Zentrale von Galeria in Essen an. Da haben mal bis zu 6000 Menschen gearbeitet, genutzt hat es nichts. Zu große Verwaltungen sind einer der Gründe, warum Unternehmen in die Krise geraten.