Hagen. Die Handwerkskammer Dortmund macht Bauherren wenig Hoffnung: Preise bleiben hoch, Wartezeiten auf Handwerker lang. Wann es sich ändern könnte.
Wer für die eigenen vier Wände einen Handwerker braucht, muss weiter viel Geduld haben und außerdem noch mehr Geld als im Vorjahr investieren. Die Preise im Handwerk sind seit vergangenem Herbst bei 72 Prozent der Betriebe gestiegen. Das ergab die aktuellste Umfrage der Handwerkskammer Dortmund unter Mitgliedsunternehmen im Bezirk zwischen Hagen und Hellweg, Bochum und Hamm.
„Ich erwarte keine wesentliche Entlastung bei den Kosten. Die Preise werden eher eine Seitwärtsbewegung machen“, lautet die Prognose des Kammerpräsidenten Berthold Schröder. Für Bauen und Ausbauen seien die Preise um „30 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen“, bilanziert Kreishandwerksmeister Christian Sprenger.
Frühstücksbrötchen bleibt teurer
52 Prozent der Handwerksbetriebe erwarten laut Umfrage weitere Preiserhöhungen. Dass sie möglicherweise nicht mehr ganz so steil steigen, hat offenbar mehrere Gründe. Im Herbst war die Verunsicherung darüber, ob der Energiehahn abgedreht wird, so groß, dass die Erwartungen des Handwerks in den Keller gingen, die Preise aber aufgrund gestiegener Kosten für Energie und Material hoch blieben. Die Gasreserven reichten, die Preise an den Energiebörsen sanken zuletzt, und die staatlich verordneten Preisbremsen dämpften ebenfalls die Kosten oder machten sie zumindest besser kalkulierbar.
Der gestiegene Preis für das Frühstücksbrötchen werde auf dem Niveau „neues Normal“ bleiben, wohl nicht wieder günstiger werden. „Ich glaube, dass es im Bäckerhandwerk zu einer Beruhigung der Preise kommen wird. Allerdings steigen auch die Lohnkosten“, gibt Schröder zu bedenken.
Der Kammerpräsident warnt vor einer fatalen Fehlentwicklung beim Bauen in Deutschland. Die Auftragslage im Bau- und Ausbaugewerbe sei rückläufig. Viele Neubauprojekte würden gestoppt oder gar nicht erst angefangen. Dass die Handwerker deswegen bei größeren Projekten oder auch im Notfall wieder wesentlich schneller bei den Kunden auf der Matte stehen, dürfte dennoch ein Irrglaube sein. Noch seien die Betriebe stark ausgelastet. „Die Bremsspur im Bauhauptgewerbe ist traditionell relativ lang“, sagt der Kammerpräsident und belegt dies mit Zahlen. Die Wartezeit im Bauhandwerk beträgt aktuell durchschnittlich 13 Wochen. Vor einem Jahr waren es noch 13,7 Wochen, also knapp fünf Tage länger. Im Ausbau liege die Wartezeit gerade bei elf Wochen. Tendenz eher sinkend, ebenso wie die Nachfrage. Schröder fordert von der Politik, dass sie auf die veränderten Rahmenbedingungen – hohe Kosten und ebenfalls deutlich höheren Bauzinsen als vor einem Jahr – reagieren müsse, wenn bezahlbarer Wohnraum neu entstehen soll.
Der Traum vom Eigenheim scheint für viele erst einmal ausgeträumt zu sein. Dies sei einst ein Aufstiegsversprechen für Erwerbstätige gewesen, erinnert Schröder: „Heute ist ein Eigenheim völlig außerhalb der Reichweite, wenn man nicht etwas erbt. Das kann man so nicht stehen lassen!“
400.000 neue Wohnungen pro Jahr hatte die Bundesregierung mit Bauministerin Klara Geywitz als Ziel ausgegeben – derzeit auch utopisch. Aktuell koste ein Quadratmeter Neubau rund 4350 Euro, was eine Kaltmiete von 17 bis 18 Euro erfordere. Preise, die sich viele Mieter kaum leisten können.
Aufstiegsversprechen gebrochen
Allenfalls 250.000 neue Wohnungen dürften es in diesem Jahr werden, vermutet der Experte. „Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist so groß wie nie. Es fehlen heute bereits 700.000 Wohnungen“, mahnt Schröder weiter. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt werde sich also von Jahr zu Jahr weiter verschärfen, wenn nicht gegengesteuert werde.
Schröder schlägt die Senkung oder Abschaffung der Grunderwerbssteuer vor, die allerdings nur einen überschaubaren Teil der Kosten beim Bauen und Kaufen ausmacht. Mehr Potenzial – und Zündstoff – könnte in einer anderen Überlegung stecken: „Wir sollten darüber nachdenken, Anforderungen abzusenken. Beispielsweise beim Schallschutz, aber auch beim Wärmeschutz. Eine Gebäudeklasse E wie experimentell.“
Abstriche für bezahlbares Wohnen sollten durch stärkere und schnellere Bemühungen beim Ausbau grüner Energien kompensiert werden, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Beim heiß diskutierten Thema Heizungstausch hält er die Debatte für falsch geführt. Im Fokus sollte seiner Ansicht nach erst die energetische Gebäudesanierung stehen, dann erst mache auch im Bestand der Wechsel auf eine Wärmepumpe Sinn – zu der es wenig Alternativen gebe.