Hagen. Rückversicherung auch an kalten Tagen: Warum der Ingenieur Michael Henning aus Hagen auf eine Hybridlösung beim Heizen setzt.
Michael Henning ist Maschinenbauingenieur. Bei der Frage, wie das Einfamilienhaus in Hagen aus dem Baujahr 1992 in Zukunft beheizt werden soll, hat sich der 59-Jährige nicht von politischen Diskursen leiten lassen. Lange vor dem heißen Ampel-Heizungsstreit, der jetzt im Kanzleramt in Berlin ausgefochten und nach einem Marathon im Koalitionsausschuss vermeintlich gelöst wurde, hatte sich Familie Henning entschieden. Ihre alte Ölheizung ist bereits Geschichte.
Kombination aus Solarenergie, Speicher und Wärmepumpe
„Uralt“ war der Brenner für Hennings Begriffe. Jedenfalls erreichte die Anlage die magische 30-Jahre-Grenze und musste bereits im vergangenen Jahr ersetzt werden. So schreibt es das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) schließlich vor. Nach 30 Jahren Betriebszeit ist Schluss – ob der Brenner noch läuft, oder nicht.
„Die Frage stand an, ob wir noch einmal eine Ölheizung installieren lassen. Aus ökologischen, aber auch aus ökonomischen Gesichtspunkten wollten wir aber auf regenerative Energien setzen“, erläutert der Ingenieur. 2021 wurde also eine Photovoltaikanlage bestellt. „Ich habe mich für die große Lösung entschieden.“ Groß ist allein schon die Anzahl der Module auf dem Dach des Klinker-Fertigbaus, und damit auch die maximale Leistungsfähigkeit von 11 Kilowatt Peak.
Wenn es kalt wird, sinkt der Wirkungsgrad rapide
Nicht minder der Speicher mit 10 KW. Ein dicker Brocken. Für den Schwertransport in den Keller des Hauses musste dies und das im Treppenhaus abgebaut werden – Millimeterarbeit, erzählt der Fachmann Hendrik Moritz. Moritz ist Diplomingenieur, Inhaber des Installationsbetriebs Moritz in Hagen und zudem Nachbar von Henning. Die Werbung auf seinem Firmenfahrzeug: „Schlecht und teuer“ – in diesen Zeiten könnte man meinen, der Slogan ein Trick, um die immense Nachfrage abzufedern. Tatsächlich aber seit Jahrzehnten Ausdruck des besonderen Humors von Hendrik Moritz.
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„Ich bin immer für Hybrid-Lösungen“, macht Moritz eine klare Ansage im Verwirrspiel um die richtige Entscheidung für die Zukunft, das durch die jüngsten Ansagen aus Berlin nicht viel durchsichtiger geworden ist. Förderung. Viel für kleine und mittlere Einkommen, irgendwie weniger für diejenigen, die mehr auf dem Konto haben. Ausnahmen hier oder dort oder erst ab einem Alter von 80 Jahren. Und so weiter.
Ölheizung als Rückversicherung an kalten Tagen
Vielleicht sogar gut, dass Henning seine Entscheidung nicht von den jüngsten, noch etwas unklaren Beschlüssen abhängig gemacht hat. Hybrid-Heizung bedeutet eine Kombination aus zwei Techniken. Bei Henning ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe Hauptwärmelieferant und die neue Ölheizung die nicht zu unterschätzende Rückversicherung an kalten Tagen und mehr.
Der Wirkungsgrad einer Luft-Wasser-Wärmepumpe hängt auch davon ab, wie niedrig Außenluft-Temperaturen sind. „Bei null Grad sind die Wärmepumpen irgendwann am Ende“, sagt der erfahrene Installateur Moritz. Der Stromverbrauch steige deutlich, wenn die Temperaturen draußen sinken, erläutert er. Dennoch hält er die Wärmepumpen-Technik für gut. Für besser hält Moritz aber eben die Kombination mit einer Zusatzheizung als Absicherung.
Michael Henning hat sich dafür nicht nur aus Sorge vor kalten Füßen und heißen Stromrechnungen entschieden. Vielmehr, weil er ein ganz anderes Problem sieht. „Je mehr Leute auf Wärmepumpentechnologie umschwenken, umso größer ist die Gefahr der Netzüberlastung und damit des Netzausfalls. Bei einer Hybridlösung hat man die Möglichkeit trotzdem noch heizen zu können, zumindest dann, wenn man eine Notstromversorgung hat.“ Vertrauen ist gut, ein warmes Haus zu jeder Zeit erscheint Henning besser.
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Tatsächlich hat die Bundesregierung das Ziel ausgerufen, dass ab 2024 in Deutschland jährlich eine halbe Million Wärmepumpen installiert werden sollen. 2022 waren es bereits knapp eine Viertelmillion neuer Anlagen. Die Heizungsbranche versicherte auf der Weltleitmesse in Frankfurt Mitte März, dass dies möglich sei. Angesichts der langen Lieferzeiten, die es für die meisten Modelle gibt, erscheint dies zumindest ambitioniert.
Keine einleuchtende Erklärung für enormen Preisanstieg
Anke Moritz, Chefin des Hagener Installationsbetriebs Moritz, sieht nicht nur das Problem der langen Lieferzeiten, sondern auch der extrem in die Höhe geschnellten Preise für Wärmepumpen. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre haben sich die Anschaffungskosten für Wärmepumpen verdoppelt, mitunter beinahe verdreifacht. Eine einleuchtende Begründung gibt es dafür eigentlich nicht, außer: Angebot und Nachfrage.
Jeden Tag klingelt bei Anke Moritz das Telefon in einer Tour. „Was die Leute am liebsten wollen, ist Beratung.“ Nicht zuletzt, weil die Zeit rennt. Bis Ende dieses Jahres dürfen noch fossil befeuerte Heizungen eingebaut werden. Gas und Öl werden absehbar zwar immer teurer, allein durch die CO2-Bepreisung, dennoch gibt es auch Gründe, jetzt noch zuzugreifen: „Ich bin ehrlich, älteren Kunden rate ich, jetzt noch einmal den Brenner zu wechseln“, sagt Anke Moritz mit Blick auf den Preisunterschied zwischen einer Öl- oder Gasbrennwertheizung und einer Wärmepumpe, die locker das Dreifache kostet.
Michael Henning darf derweil entspannt sein: „Ich bin mit meiner Anlage glücklich und hoffe, zumindest die nächsten 15 Jahre Ruhe zu haben.“ Der heiße Heizungsstreit in der Politik lässt den Maschinenbauingenieur schlicht kalt.